Klimawandel: „Deutschland liegt plötzlich am Mittelmeer“
Die Sonne scheint, traumhafte Temperaturen locken uns nach draußen. Wir genießen den ersten Kaffee auf der Terrasse, das erste Eis auf der Hand. Die Frühlingsblumen strecken ihre Köpfchen empor, die Weiden fangen an zu blühen. Wir begrüßen den Frühling mit lautem Hallo und erfreuen uns an dem herrlichen Wetter. Aber Stopp! Es ist Februar. Die Temperaturen sollten um die 5 Grad liegen und an elf Tagen sollte es regnen! Anstatt uns zu wundern, ist überall nur zu hören, wie herrlich es ist, dass es nicht so kalt ist. Aber zu wenige machen sich Gedanken darüber, dass der Klimawandel auch bei uns angekommen ist. Gastautorin Heike Lachnit ist empört. Denn niemand kann doch noch leugnen, dass sich das Wetter verändert, oder?
Vor kurzem hörte ich einen Vortrag von ZDF-Chefmeteorologe Dr. Gunther Tiersch über den Klimawandel. Seine Sätze wie „Ich weiß gar nicht, wie wir das packen wollen“ oder „Noch haben wir eine gewisse Chance, aber ich sehe schwarz“ machten mir Angst. Er richtete einen deutlichen Appell an die Anwesenden – in der Gesellschaft muss ein Umdenken stattfinden. Sehr eindrucksvoll zeigte Dr. Gunther Tiersch an verschiedenen Zahlen, wie es wirklich um unsere Welt bestellt ist.
„Deutschland liegt plötzlich am Mittelmeer“
In den letzten 30 Jahren nahm die Temperatur im Sommer kontinuierlich zu. In Deutschland hat sich Temperatur um 2 Grad erhöht und wir steuern geradewegs auf eine Erhöhung von 4 Grad zu. Die Sommer werden immer heißer und „Deutschland liegt plötzlich am Mittelmeer.“ Auch wenn ein Blick auf die Niederschläge nicht ganz so klare Tendenzen zeigt wie die Temperatur, so bekommt jeder mit, dass es statt milden Landregen immer mehr Starkregenereignisse und Unwetter gibt.
Dr. Tiersch erklärte, dass die Sommer immer heißer werden und die Tage mit Temperaturen über 30 Grad zunehmen werden. Auch nehmen die tropischen Nächte mit Temperaturen über 20 Grad zu. Dies führt vor allem in den Städten zu Belastungen der Bevölkerung. Jede Hitzewelle kostet Hitzetote. „Und wir nehmen es einfach in Kauf“, so Tiersch. Vor allem sei es eine Herausforderung für die Landwirtschaft, mit diesen veränderten Bedingungen klarzukommen.
Seit dem Beginn der Industrialisierung nimmt die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre stetig zu. Von 280 ppm (parts per million oder auch 280 µl CO2 pro Liter Luft) zu Beginn der Industrialisierung ist der Wert auf heute bedenkliche 410 ppm gestiegen. Die Staaten haben sich vorgenommen, dass bis 2050 der Wert nicht über 450 ppm CO2 ansteigen soll. Dies bedeutet, dass noch 700 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden darf. Doch aktuell kommen jährlich 35 bis 37 Millarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre, so dass bereits 2040 der Grenzwert erreicht wäre.
„Wie sollen wir das nur weltweit schaffen?“, fragte der Meteorologe.
Da muss einiges geschehen – und ein Baustein sei der Anstieg der erneuerbaren Energien.
Umdenken in der Gesellschaft notwendig
Doch leider stellte der Meteorologe auch fest, dass der notwendige Umbau in der Gesellschaft noch nicht angekommen ist und er daher schwarzsehe, ob sich der Klimawandel noch stoppen oder zumindest verlangsamen ließe. Wie sieht es denn in der Gesellschaft aus? Laut dem sozialen Nachhaltigkeitsparameter der Energiewende 2018 ist die Zustimmung in der Bevölkerung für die Energiewende mit 90 Prozent sehr hoch, auch wenn die meisten die Umsetzung durch die Politik etwas chaotisch empfinden. Doch wie sieht es in der Realität aus? Sollen irgendwo Windenergieanlagen errichtet werden, formiert sich der Widerstand. Sollen Stromtrassen errichtet werden, um den Strom von den großen Windenergiefeldern ins Land zu bringen, wird dagegen protestiert und die Trassen verhindert.
Die Energiewende soll kommen, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür.
Als die Grünen einen Veggie-Day vorschlugen, war der Aufschrei groß. Doch mit einem fleischfreien Tag die Woche ergibt dies eine Ersparnis in der Energiebilanz, welche ein Auto auf 1500 Kilometern verbraucht. Ich kann es verstehen, dass sich niemand einen solchen Tag vorschreiben lassen möchte. Aber es geht ganz einfach. Morgens ein Brot mit Käse, mittags Nudeln mit einer schönen Gemüsebolognese und abends einen grünen Salat mit Gurke und Ei. Lasst uns dies freiwillig tun für eine lebenswerte Zukunft. Und wer es exotischer mag – gerade hat eine andere ohfamoose Gastautorin ihr Kochbuch auf den Markt gebracht: „Wildgrün – Slow & Spicy“, da sind wunderbare fast durchgängig vegetarische Rezepte drin, die man so noch nie gegessen hat.
Das Wasser wird immer knapper, doch jeder Mensch verbraucht täglich 5800 Liter Wasser. Der private Verbrauch zu Hause fällt mit 110 Litern am Tag recht klein aus. Der Rest ist das Wasser, welches zur Herstellung der Lebensmittel und weiterer Konsumgüter verbraucht wird. Ein Weg in die richtige Richtung wäre ein bewussteres Einkaufen und weniger Lebensmittel wegwerfen. Muss es immer das neuste Smartphone oder der neuste Flachbildschirm sein oder machen es die alten Geräte auch noch? In der heutigen Konsumgesellschaft spielt dies oft keine Rolle mehr und Geräte werden aussortiert, obwohl sie noch ohne Probleme laufen, einfach weil ein moderner Nachfolger da ist.
Auf sein Auto möchte niemand verzichten und aus lauter Bequemlichkeit fahren wir selbst die kürzesten Strecken, weil es schneller geht als zu laufen. Wie es Dr. Gunther Tiersch sagte, es muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden.
Kleine Dinge, große Wirkung
Es sind bereits die kleinen Dinge, die eine Auswirkung haben. Nehmt Euch für den nächsten Einkauf vor, so wenig Plastik wie möglich im Einkaufskorb zu haben. Für Obst und Gemüse gibt es inzwischen in vielen Supermärkten dünne Stoffbeutel oder Netze, so dass die dünnen Plastiktüten im Laden bleiben können. Greift doch zu Glasflaschen, statt zu Plastikflaschen. Im Preis unterscheiden sich diese bei vielen Produkten nicht. Geht mit offenen Augen einkaufen und durchbrecht eure Muster. Fragt Eure Mitmenschen, was sie tun. Lasst euch anstecken von anderen Ideen. Es sind kleine Schritte, doch Stück für Stück geht es damit in die richtige Richtung.
Ich habe trotz aller Warnungen Hoffnung! Sehe #volldasguteleben. Denn jeden Freitag gehen Schüler auf die Straße, um unter dem Motto #FridayForFuture für den Klimaschutz kämpfen. Sie kämpfen dafür, dass das Pariser Klimaschutzabkommen eingehalten wird. Das Abkommen trat im November 2016 in Kraft. Es geht darum, dass sich die Staaten verpflichten, ihre klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren, um eine Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.
Es sind die jungen Menschen, die sich für ihre, für eine lebenswerte Zukunft einsetzen, die mich hoffen lassen, dass wir es doch noch hinbekommen.
Fotos: Pixabay
Der Begriff und die wahre Bedeutung des Begriffs « Suffizienz « ist noch nicht genug gesellschaftsfähig. Intelligentes Verzichten hilft! Und das in allen Lebenslagen.
Der Klimawandel ist schon eine Herausforderung. Aber ich bin mir sicher, die Menschheit wird sich dem mit einem enormen finanziellen Aufwand anpassen. Viel schlimmer und auch unter anderem durch den Klimawandel bedingt ist das laufende Massenaussterben und damit der Verlust unserer Artenvielfalt. In diesem Punkt weiss eigentlich niemand, wann das Ökosystem Erde für uns Menschen zusammenbricht. Die Menschen lassen sich durch den Ersatz von Plastiktüten trotzdem ein besseres Gewissen einreden. Konsequentes und einschneidendes Handeln wäre nötig, aber es gibt ja kaum jemanden, der diese Wahrheit ausspricht.