Fakten kennen, um optimistisch zu bleiben!
Um das neue Jahr optimistisch zu beginnen, hat Sonja sich das Buch „Factfulness“ von Hans Rosling nochmal genauer angeschaut. Denn Fakten kennen und erkennen ist wichtig. Das sagt auch Hans Rosling. Der mittlerweile verstorbene schwedische Mediziner und Denker will mit seinem Buch seine Leser nicht dazu bringen, die Welt zwangsweise positiv zu betrachten, sondern realistisch und losgelöst von Pessimismus, Fatalismus und Angst. Ob Du auch zu den Pessimisten und Schwarzsehern gehörst, kannst Du gleich selbst teste. 🙂
Hans Rosling stellt gleich am Anfang seines Buches, das 2018 erschien, 13 Multiple-Choice-Fragen zur aktuellen Situation der Menschheit. Fragen zu Themen wie Bildung, Armut, Bevölkerungswachstum oder Klimawandel. Wir haben drei dieser Fragen aus dem Buch Factfulness zum Selbsttesten ausgesucht.
Wo lebt die Mehrheit der heutigen Weltbevölkerung?
a) In Ländern mit geringem Pro-Kopf-Einkommen
b) In Ländern mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen
c) In Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen
Wie hat sich in den letzten 20 Jahren der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung entwickelt?
a) Nahezu verdoppelt
b) Nicht oder nur unwesentlich verändert
c) Deutlich mehr als halbiert
Wie hat sich die Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen in den letzten 100 Jahren entwickelt?
a) Sie hat sich mehr als verdoppelt.
b) Sie ist etwa gleich geblieben.
c) Sie hat sich mehr als halbiert.
Die richtigen Antworten lauten: b, c, c.
Und wie sieht’s aus? Eine richtige dabei? Wenn du auch nur eine Antwort richtig hast, dann gratulieren wir! Du hast einen realistischeren Blick auf die Welt als der Großteil der Menschheit. Aber keine Sorge, wenn du die Fragen falsch beantwortet hast, bist du in guter Gesellschaft.
Rosling stellte über 12.000 Menschen aus 14 Ländern die gleichen Fragen – darunter auch UN-Politikern und Nobelpreisträgern. Niemand konnte alle Fragen richtig beantworten. Im Schnitt waren nur zwei Antworten von den 13 Fragen korrekt und 15 Prozent der Befragten erzielten überhaupt keinen einzigen Treffer.
Schimpansen waren besser
Die Kontrollgruppe zu Roslings Experiment war eine fiktive Gruppe von Schimpansen. Diese beantworteten die Fragen einfach zufällig und erzielten eine Trefferquote von 33 Prozent. Rosling resümiert daher, dass es eine Systematik hinter dem pessimistischen Antwortschema der Menschen gibt.
Unser Instinkt lässt uns im Stich
Es wird alles immer schlimmer, eine schreckliche Nachricht jagt die andere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es gibt immer mehr Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen.
Viele Menschen tragen solche beängstigenden Bilder im Kopf. Doch sie liegen damit grundfalsch.
Fehlendes oder falsches Wissen schließt Rosling als Ursache für den Pessimismus der Menschen jedoch aus, da selbst Bildungsbürger, erfahrene UN-Mitarbeiter und Nobelpreisträger die 13 Fragen nicht korrekt beantworten konnten.
“Auch Menschen mit Zugang zu den neuesten Informationen sehen die Welt falsch. Und ich bin überzeugt, es liegt nicht an den böswilligen Medien, an Propaganda und Fake News, noch nicht einmal an falschen oder ‘alternativen’ Fakten.”, so Rosling.
Er vertritt die Meinung, dass unsere pessimistische Weltsicht ihren Ursprung in “Millionen Jahren Evolution” des Gehirns hat: “Wir interessieren uns für Klatsch und dramatische Geschichten, die einst die einzige Quelle von Nachrichten und nützlichen Informationen waren. Unsere schnell arbeitenden Gehirne und unser Verlangen nach Drama – unsere dramatischen Instinkte – bewirken falsche Vorstellungen und eine überdramatisierte Weltsicht.”
Positives wird nicht wahrgenommen
Dass es in unserer Gesellschaft viel Bedrückendes und Ungerechtigkeit gibt, bestreitet Rosling ebenfalls nicht. Er behauptet auch nicht, dass alles gut sei. Er zeigt aber mit vielen Beispielen im Buch auf, dass die Welt immer weiter in Richtung Gerechtigkeit und Wohlstand strebt.
„Leider wird der positive Trend von den meisten Menschen nicht wahrgenommen.“
Wer hat Schuld?
Ein interessantes Kapitel in seinem Buch ist die Frage der Schuld. Rosling erklärt, dass “der Instinkt der Schuldzuweisung danach strebt, einen klaren und einfachen Grund dafür zu finden, warum etwas Schlimmes passiert ist”.
Der Mensch empfindet die Welt sonst als zu unberechenbar, verwirrend und beängstigend.
Der Instinkt der Schuldzuweisung untergräbt unsere Fähigkeit, ein wahres, faktenbasiertes Verständnis unserer Welt zu entwickeln.
„Wir hören auf zu lernen, sobald wir uns für jemanden entschieden haben, dem wir eine verpassen wollen. […] Stattdessen beharren wir auf engstirnigen Schuldzuweisungen, die uns von der komplexen Wahrheit ablenken und uns daran hindern, unsere Energie auf sinnvolle Ziele zu konzentrieren.”
Der Umgang mit der Corona-Pandemie ist ein gutes Beispiel für den Instinkt der Schuldzuweisung: Nationen und Gesellschaften schieben sich die Schuld gegenseitig zu, ohne dass es tatsächlich einen Schuldigen im allgemeinen Sinne gibt.
Ein Buch ganz in unserem Sinn
Das Buch Factfulness ist bereits 2018 erschienen, doch passt es perfekt zu ohfamoos und in die heutige Zeit. Es bildet ein Gegengewicht zu dem hektischen Nachrichtenfluss über die Krisen und den emotional aufgeladenen Spekulationen, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien.
Rosling gibt uns Tipps, wie man besser mit schlechten und guten Nachrichten umgeht, wie man Statistiken und Grafiken nicht auf den Leim geht und wie wir unsere Ängste sachlicher einordnen können. Die Tipps sind leicht zu merken und sofort umsetzbar.
Hans Rosling, geboren 1948 in Uppsala, gestorben im Februar 2017, war Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska Institutet und Direktor der Gapminder-Stiftung in Stockholm. Er war zudem Gründungsmitglied von Ärzte ohne Grenzen e.V. in Schweden und Mitglied der Internationalen Gruppe der Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Zusammen mit seinem Sohn Ola Rosling und seiner Schwiegertochter Anna Rosling Rönnlund gründete Hans Rosling die Gapminder-Stiftung. Nach Roslings Tod haben die beiden sein Buch zu Ende geführt.
Unser Gastautor hat das Buch 2018 schon rezensiert. Seine Meinung findest Du im folgenden Beitrag.