Fair auf die Haut
Upcycling, slow fashion – inwieweit findet auch in der Mode ein ernsthaftes Umdenken statt? Fast Fashion gerät jedenfalls immer häufiger an den Pranger. Fragen, wie und wo hergestellt wird, sind an der Tagesordnung, und der Abfall, den Fast Fashion-Marken produzieren, hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht. Sie suchen nachhaltigere Alternativen. Nachhaltige Mode statt Fast Fashion?
Elke hat mit der jungen Frankfurter Modedesignerin Nathalie Krinba über Nachhaltigkeit in der Mode gesprochen.
Wer ist verantwortlich, dass so viel Fast Fashion produziert wird – und gibt es dafür schnelle Lösungen?
Nathalie Krinba: Es gibt leider keine schnellen Lösungen, da die Textilindustrie eine globale Branche ist, in der so viele international agierende Gemeinschaften verschiedene Interessen haben und auch versuchen, diese durchzusetzen. Ich denke, es muss mehr verpflichtende Verantwortung und Gesetzgebung geben – in den Ländern, in denen konsumiert wird, wie bei uns. Sonst hat nachhaltige Mode statt Fast Fashion wenig Chancen.
Welchen Beitrag können wir alle leisten, ja müssen wir?
Wir alle können in unserem Alltag anfangen und unser Verhalten anpassen sowie den ganzen Weg der Kleidung stärker berücksichtigen.
Du meinst, wie beim Thema Ernährung sich fragen: Muss ich unbedingt Avocado essen, brauche ich Erdbeeren im Winter?
Genauso. Da die meisten von uns ohnehin schon über ausreichend Kleidung verfügen, ist es noch einfacher als bei Ernährungsfragen, weil wir selten auf neue Produkten angewiesen sind. Und bei diesen Anschaffungen könnten wir uns darüber hinaus fragen:
Brauchen wir ein neues Kleidungsstück und werden wir es nutzen und pflegen?
Bei der Nutzung ist relevant: Die Kleidung auch wirklich tragen – und richtig waschen und pflegen, so dass sie uns erhalten bleibt.
Was empfiehlst Du zu tun, wenn man Kleidung nicht mehr tragen kann oder will?
Wenn wir etwas nicht mehr tragen, können wir für die Kleidung, wenn sie noch tragbar ist, ein neues Zuhause finden. Wir haben uns ja kürzlich auch bei einer Kleidertauschbörse kennengelernt.
Und noch konkreter: Was müssen wir definitiv lassen, was sollten wir idealerweise lernen?
Ich denke nicht, dass es absolute Tabus gibt. Wichtig ist das zu machen, was für einen persönlich tragbar ist. Das Wichtigste ist, von allem weniger zu brauchen und überlegt zu handeln. Für mich persönlich ist Weichspüler furchtbar, es macht die Kleidung, Waschmaschine und Umwelt kaputt.
Gibt es eine Vereinigung? So wie F4F gegen FastFashion?
Ja, es gibt Vereinigungen, die sich gegen die Bedingungen der Herstellung richten. Zum Beispiel Fashion Revolution, die sich für Arbeitsbedingungen einsetzen und Kampagnen wie #whomademyclothes ins Leben gerufen haben. Sie arbeiten an Aufklärung über Mode und Nachhaltigkeit und haben jährliche Aktionswochen in Erinnerung an Rana Plaza. Das war eines der größten Unglücke in der Textilbranche der letzten Jahre, bei welchem in Bangladesch vor 10 Jahren 1134 Menschen ums Leben kamen, als ein Fabrikgebäude einstürzte.
Warum beschäftigst Du Dich mit dem Thema?
Ich habe schon lange Interesse an Mode und durch eine Schneiderlehre und Studium in Mode und Textildesign ist mir bewusst geworden, wie viele Facetten Nachhaltigkeit und Kleidung haben. Ich denke, dass sehr viel Wissen über Textilien im Alltag verloren gegangen ist. Dadurch habe ich ein besonderes Interesse an Transparenz und Aufklärung, um es Leuten zu ermöglichen, bessere Entscheidungen für sich zu treffen.
Welche Idee würdest Du gerne verwirklichen, um mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken?
In der Mode gibt es so viele Aspekte und ebenso viele, bei denen man im Thema Nachhaltigkeit ansetzen kann. Ich denke es ist wichtig, dass sich Leute bewusst sind, dass sie als Konsument nur tun können, was für Sie tragbar ist und nicht sofort alles perfekt machen können.
Vielen Dank für Deine Antworten, Nathalie!
Nathalie Krinba, geboren 1993 in Frankfurt am Main. Ihr Thema: Nachhaltige Mode statt Fast Fashion. Sie ist ausgebildete Schneiderin und lernte speziell in ihrem Studium (Mode & Textildesign), wie wichtig bewusstes Design und bewusster Konsum sind. Nathalies Lieblingskleidungsstück sind handgemachte Wollsocken. Gerne schneidert sie sich ihre Klamotten selbst – und näht auch für andere. Sie legt viel Wert auf die richtige Pflege von Kleidung, denn Nathalie weiß: Wenn wir unsere Sachen schön halten, ziehen wir sie auch gern länger an.
Fotos: Sonja Ohly