Auf den Hund gekommen: Die Weltbürgerin Angie Raab
Ich lese das erste Mal von Angie Raab bei den Weltfrauen, dieser tollen Facebook-Gruppe, der ich als langjährige Nomadin auch angehöre. Angie schien mir eine spannende Persönlichkeit zu sein, ihre Beiträge zeugten von einem sehr bewegten Leben. Zuletzt war die Weltbürgerin in Südafrika tätig, doch jetzt lebt sie in Dubai. Neugierig geworden frage ich Angie, ob wir uns in Dubai treffen können. Beim Frühstück im LimeTree Cafe höre ich Angies spannende Geschichte.
Angie war schon als Kind eine Weltbürgerin. Sie ist in Wien geboren, in Griechenland aufgewachsen und hüpft dann nach drei Jahren Wien und einem Jahr Korea für fünf Jahre in die USA, um dort den Hubschrauberschein zu machen und zu fliegen.
Was hat dich dazu bewogen einen Hubschrauber fliegen zu wollen?
Ich bin mit Hubschraubern aufgewachsen, da ein Freund meines Vaters ein Hubschrauberunternehmen hatte und ich dort immer meine Sommer verbracht habe.
Danach kam ein Amerikaner in mein Leben, der Apache Helicopter flog und nach Europa nach Südkorea versandt wurde. Ich bin ihm gefolgt, habe mit ihm in Camp Humphreys gelebt und habe als CPR-Instructor von Soldaten bis zu Special Forces alles trainiert.
Was ist Camp Humphreys und was kam danach?
Camp Humphreys, auch bekannt als United States Army Garrison-Humphreys, ist eine Garnison der United States Army in Südkorea. Danach kamen die USA, die Flugschule und ein ziemlich cooler Job als Pilotin. Zwei Jahre nach dem 11. September bin ich zurück nach Österreich, da Visa für Piloten nicht mehr verlängert wurden.
Was hast Du dann gemacht?
Da begann meine erste Arbeit bei Nature Coaching und Incentives. Im Sommer die Arbeit am Hubschrauber und in meinem Urlaub habe ich auf einem alten Segler namens Jean Gab Wal- und Delphin Forschung (speziell Pottwale) im Golf von Neapel betrieben. Den Rest der Zeit arbeitete ich mit meinem heute besten Freund im Bereich „Back to Nature Coaching & Incentives“ sowie im Eventmanagement für das Außergewöhnliche.
Wie hat es Dich nach Südafrika verschlagen?
Im November 2014 ging ein Traum für mich in Erfüllung. Ich habe eine Fotografen-Weiterbildung in Mosselbay/Südafrika gemacht. Dort habe ich das erste Mal wilde Rhinos gesehen, die Opfer von Wilderern waren, es aber überlebt haben.
Clare, die Fotografin und Kursleiterin, und ich haben am Ende des Kurses in einem Reservat gecampt und waren jeden Tag draußen, Tiere fotografieren und beobachten. Von Rhinos über Löwen bis zu Elefanten. Mir hat es so gut gefallen, dass ich geblieben bin. 🙂
Wie ist es Dir in Südafrika ergangen?
Clare und ich sind durch das West- und Ostkap getingelt und haben Wildhütereinheiten besucht und deren Training und Weiterbildungen fotografiert. Wir hatten das Glück, den ersten Hund, der zur Unterstützung der Wildhüter-Einheiten eingesetzt wurde, zu filmen. Sie war eine Deutsche Schäferhündin und wurde als Patrollierhund eingesetzt, das heißt sie hat Tag und Nacht mit ihrem Hundeführer Nashörner bewacht. Später wurde sie auch zum Mantrailing Hund ausgebildet, um Wilderer verfolgen zu können.
Für einige Reservate und Organisationen haben wir gefilmt und fotografiert, um den Artenschutz hervorzuheben. Es war der Beginn der Wilderei-Krise und wir haben dazu beigetragen, dass die Tiere katalogisiert wurden – aber vor allem haben wir geholfen, die Thematik in den Mittelpunkt diverser Medien zu stellen.
Und danach folgten weitere Stationen in Afrika, richtig?
Ja, nach diesem Projekt habe ich mich einem tollen, internationalen Team (USA, A, GER, SA) angeschlossen und wir sind ein Jahr durch Afrika geflogen, um Wildhüter-Einheiten zu portraitieren. Ich war in Kenia, Zimbabwe, Mali, Rwanda, und natürlich auch Südafrika.
Dann warst Du ja immer unterwegs?
Genau, dadurch, dass ich so viel unterwegs war, habe ich sehr viele interessante Menschen im Artenschutz kennengelernt, auch meinen heutigen Exmann, mit dem ich zusammen „Boots on the Ground“ gestartet habe.
Was ist “Boots on the Ground”?
Es war unser eigenes Programm für Freiwillige. Wir haben für den Zoo in Magdeburg einige Projekte vor Ort versorgt und unterstützt, wie z.B. Ground Hornbill-Auswilderung, Black-footed Cat conservation und Rhino-Enthornungen, um diese zu schützen. Aber ich habe auch Equipment für Hundeeinheiten organisiert, beim Training geholfen und viel Material generiert, um Sponsoren zu begeistern.
Du hast das alles auch fotografiert?
Ja, als Fotografin habe ich auch wieder Imagefilme gedreht oder eben Fotos gemacht, damit sich die Trainer und ihre Einheiten vermarkten können. Oft war ich auch beim Training dabei, um mitzuhelfen, Hunde zu versorgen oder eine Spur zu legen, u.a. auch im Kruger Nationalpark.
Nebenbei habe ich noch das Südafrika-Portfolio für ein Reisebüro aufgebaut, dass sich auf Artenschutz und Nachhaltiges Reisen spezialisiert.
Du bist ja sehr umtriebig?
Nun ja, es lief alles super bis zu unserer Trennung Ende 2019 – und dann kam auch noch Covid. Während der Pandemie habe ich eine Ausbildung zur geprüften Hundeführerin gemacht. Ich arbeitete bei einer K9 Unit mit und trainierte meinen eigenen Spürhund. Daraufhin wurde ich als Beraterin von African Parks engagiert, um im Kongo eine K9 Spürhundeeinheit aufzubauen.
Was sind denn Deine eindrucksvollsten Erinnerungen?
Im Kongo war ich sechs Monate lang und habe dort 12 Stunden von Brazzaville entfernt mitten im Dschungel gelebt. Ich habe mit Flusswasser geduscht, mitten in der Nacht den Popo eines Waldelefanten im Fenster begutachten dürfen und habe festgestellt, dass Mäuse lauter sind als Moskitos. Ich hatte das große Glück, Lowland Gorillas zu sehen, mit Waldelefanten die Pfade zu teilen und jeden Morgen und Abend den African Greys (Papageien) zuzuhören – und das zu tun, was mir Spaß macht, nämlich Hunde und Hundeführer zu coachen.
Hast Du einen eigenen Hund?
Ja, mein Hund, ein Herder X Deutscher Schäferhund (Das x steht dafür, dass es sich um eine Mischung handelt), ist mir als Welpe während des Hundeführer-Kurses in einer schwierigen Zeit (Covid und Scheidung) in den Schoss gesprungen und war wie ein kleiner schwarzer Schatten.
So bin ich auf den eignen Hund gekommen.
Er ist mein bester Freund, bringt mich immer zum Lachen, ist unmöglich und ich mache mir andauernd Sorgen. Ich glaube, ich bin eine furchtbare Übermutter und ganz arg stolz auf ihn. Ich habe ihn als Spürhund trainiert. Rhinos, Löwen, Gazellen und Zebras betrachtet er ganz cool – nur bei Pumba, dem Warzenschwein, wird er ganz hibbelig.
Er hat mir einen Weg geöffnet und gezeigt, was meine absolute Passion ist, und alles verbindet: die Liebe zur Wildnis, den Tieren und das Arbeiten mit ganz tollen Hunderassen und einem eigenen Schlag Menschen.
Was bringt Dich nach Dubai?
Mein Visum in Südafrika ist ausgelaufen, also stand ein Tapetenwechsel an, denn es ist fast unmöglich heutzutage, ein Visum in Südafrika zu bekommen. Also bin ich nach all den Jahren nach Dubai gezogen. Nicht nur, weil ich hier oft einen Zwischenstopp gemacht habe, um Freunde zu besuchen, sondern weil es ein guter Spot ist, um zu reisen, nahe an Europa, Asien und Afrika.
Wirst Du hier auch im Artenschutz arbeiten?
Es gibt in den Vereinigten Arabischen Emiraten viele Artenschutzprojekte. Das illegale Wildlife Geschäft geht auch hier durch die großen Flughäfen in Dubai und Abu Dhabi. Hunde einzusetzen ist hier ideal, denn sie sind kein High-Tech-Tool, die Nase lügt nie und Hunde können immer und überall eingesetzt werden.
Es braucht natürlich geschulte Hunde, trainierte Hundeführer und gezieltes Training. Ich würde gerne ein Wildlife Crime Unit aufbauen. Hunde auf Drogen und anderes trainieren. Hunde können auch in den Bemühungen um den Artenschutz beistehen, denn sie können Tiere erschnüffeln wie z.B. Cheetahs, Leoparden oder Wüstenfüchse.
Hast Du noch andere Pläne?
Ich berate zur Zeit Pinto Afrika, einen kleinen aber feinen Afrika Reise Experten, geführt von einer Tirolerin und einem Sambier – wir spezialisieren uns auf nachhaltiges Reisen und Artenschutz. Ich arbeite für sie an einem Portfolio in dem wir die Vereinigten Arabischen Emirate integrieren, damit unsere Gäste auf der Durchreise nach Afrika die noch unbekanntere Seite der Emirate kennenlernen. Gazellen, Wüste, arabische Kultur und Natur. Die Wüste, die lebt, die heimische Tierwelt und die kleinen Resorts, die die arabische Kultur mit der Natur verbinden.
Hast Du ein Herzensprojekt?
Mein Herz hängt daran, die Welt ein klein wenig zu verbessern und die letzten wilden Plätze zu schützen, damit eure Kinder und Enkelkinder noch w i l d e Elefanten sehen, Leoparden bewundern und die kleinen Dinge im Leben genießen können, wie z.B. Ameisenbären, Affen und Papageien. Diese Tiere nur im Zoo zu sehen, ist etwas ganz anderes!
Hier im Mittleren Osten ist noch so viel Potenzial.
In Afrika gilt es, nur noch die letzten wilden Plätze zu schützen und zu versuchen, die Communities mit einzubinden, denn das wurde einfach vergessen. Ohne die lokale Bevölkerung geht nichts.
Gibt es Interesse für Deine Bemühungen?
Hier in den VAE sehe ich Interesse und vor allem den Willen. Ein wichtiger Schritt wäre es, an Schulen zu gehen, aufzuklären, die einheimische Tierwelt vorzustellen. Aber auch zu zeigen, was woanders passiert, damit wir hier mit gutem Beispiel voran gehen können. Ich habe jemanden kennengelernt, der im Artenschutz arbeitet und Hunde dafür züchtet.
Wie könntet ihr zusammen etwas auf die Beine stellen?
Er möchte zwei voll ausgebildete Hunde mit Schwerpunkt Artenschutz (Erschnüffeln von illegalen Wildtierprodukten) sponsern. Diese Hunde können auch zusätzlich noch Menschen, Waffen oder Drogen finden. Der illegale Menschenhandel boomt und die Containerschiffe schmuggeln überall durch die größeren Häfen. Mal schauen, wer Interesse an den Hunden hat.
Aber ich bin auch eine Filmemacherin und konzentriere mich auf Artenschutzprojekte und Menschen, die Tolles bezwecken und bewirken. Vielleicht erzählen ja die Bilder mein Anliegen noch besser?
Wir finden: Ja! Eine ohfamoose Frau mit großen Ambitionen.