Der Blick von Laurence Chaperon
Laurence Chaperon – wer sich mit Fotografie und deutscher Politik auskennt, kennt diese Frau, die seit 1994 als freie Fotografin zunächst in Bonn, seit 1999 in Berlin arbeitet. So hat auch Elke die ehemalige Balletttänzerin kennengelernt, widmet ihr hier auf ohfamoos ein kleines Porträt.

Elke schaut sich die Porträts im Buch Der Blick einer Frau an.
Als ich höre, Laurence Chaperon habe ein neues Buch mit dem Titel Der Blick einer Frau herausgebracht, bin ich sofort gespannt, bestelle ein Rezensionsexemplar: Das klingt nach #volldasguteLeben und so lange kennen wir uns schon – sie, die immer noch Fotografin ist (und was für eine!) und ich, damals Pressesprecherin in Bonn und Berlin. Und wir haben Kontakt gehalten.
Auch meinen damaligen Chef Peter Hintze hat Laurence oft fotografiert, so sind wir uns begegnet. Die beiden verband ein herzlicher Kontakt, denn – so habe ich die 1961 in Frankreich geborene Frau erlebt – Laurence fotografiert nicht nur höchst professionell, sondern stets mit viel Bedacht.
Oder, wie sie es kürzlich in einem Podcast-Interview ausdrückte:
„Ich habe Respekt vor der Person, erst dann kommt das Amt.“
Der Mensch vor ihrer Kamera, der interessiert Laurence zuallererst. Sie lässt sich auf die Person ein, ist nicht aufdringlich und geht, sagt sie, „unbefangen“ in neue Situationen. Sie schaut zu, wie sich Menschen verhalten und genau das beeindrucke sie – so Laurence Chaperon über sich selbst.
Porträts von Margot Friedländer oder Iris Berben
Und damit beschreibt sie in meinen Augen einen großen Teil ihres Erfolgs: Nicht lauthals und mit viel Getöse agieren, wie es manche Fotojournalisten gern tun. Ich habe Laurence Chaperon eher bescheiden im Auftritt erlebt – und umso nachdrücklicher war sie, umso treffender ihre Fotos. „Ästhetikerin der Macht“, hat sie der Berliner Tagesspiegel in einem sehr schönen Porträt beschrieben.

… fotografiert von Laurence Chaperon
Selbst heute kann die Starfotografin sogar noch etwas schüchtern sein. Auch das sagt sie über sich selbst – denn bei ihrem Fototermin mit Margot Friedländer war sie „aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Zierlichkeit“ bewusst zurückhaltend. Zeitzeugin Margot Friedländer ist 40 Jahre älter als die Fotografin, hat den Holocaust und damit eine höchst schwierige Zeit überlebt, über die die alte Dame nicht müde wird, sehr würdevoll zu berichten.
Margot Friedländer ist eine von 61 Frauen, die Laurence Chaperon für ihr Buch Der Blick einer Frau fotografiert hat.
Der Blick einer Frau – entstanden ist eine, so verrät es der Buchrücken, „einfühlsame Hommage an die Frau“. Wunderschöne, manchmal überraschende Bilder, Augen-Blicke von Politikerinnen, Schauspielerinnen, Managerinnen, Künstlerinnen, Autorinnen, Aktivistinnen. Natürlich darf auch Angela Merkel, die Laurence Chaperon in den letzten Jahrzehnten besonders oft fotografiert hat, nicht fehlen.
Interview mit Laurence Chaperon
Ich habe Laurence acht Fragen über das Buch und sie selbst gestellt.

So sieht das Cover des neuen Buchs von Laurence aus.
Laurence, warum dieses Buch und gibt es ein Lieblingsfoto?
Laurence Chaperon: Jedes Foto erzählt eine Geschichte, eine Begegnung und hinter jedem Foto steckt eine starke Frau. Das ist die Geschichte meines, dieses Buchs. Deshalb habe ich eigentlich kein Lieblingsfoto.
61 Frauen – wie kam genau diese Auswahl zustande?
Ein Teil der Fotos ist natürlich das Ergebnis meiner jahrelangen Arbeit als Fotografin. Ich hatte und habe das Glück, so viele starke und großartige Frauen zu treffen … und mit ihnen zusammen zu arbeiten. So ist dieses Buch für mich eine Art und Weise Danke zu sagen. Aber im Grunde ist es eine Hommage an alle Frauen, auch wenn ich eine Auswahl treffen musste. Und es gibt die Zufallsbegegnungen – Geschichten, die mich inspiriert haben.
Welches der Bilder entspringt denn einem Zufall?
Ich überlasse nicht zu viel dem Zufall. aber tatsächlich ist das Foto von Viktoria von Rosen aus der Ukraine ein Moment des Zufalls. Ich bat sie, sich auf eine Fensterbank zu setzen, ohne genau zu wissen, was ich noch tun würde, und dann schaute sie in die Ferne und drehte ihren Kopf. Ich fand, dass in dieser Bewegung und ihrem Blick Sehnsucht, aber auch Hoffnung zu spüren war.
Manche Frauen haben auch Texte geliefert, die neben den Portraits abgebildet sind. Gibt es einen, der Dir besonders gut gefällt, der Dir und Deinem Denken besonders entspricht?
Alle Texte haben Ihre Bedeutung und gefallen mir. Sehr persönlich sind zum Beispiel die Texte von Tina Hildebrandt oder Aygül Özkan; auch der von Catherine Habasque berührt mich als ehemalige Balletttänzerin natürlich.
Welche kämpferische Frau hat Dich in Deinem Leben am meisten beeinflusst und warum?
Meine Mutter. Meine Mutter war immer eine starke und entschlossene Frau – und es ist sicherlich ihr Beispiel und ihr Bild, das mich immer am meisten beeinflusst und schließlich beeindruckt hat.
Könntest Du Dir auch vorstellen, ein Buch über männliche Persönlichkeiten zu machen – welcher Titel träfe dann am besten?
Klar, warum nicht. Der Titel wäre: Du mit uns 😉 Aber Scherz beiseite, dieses Buch ist ja auch nicht gegen Männer. Es ist zuerst eine Hommage an alle Frauen. Und es geht darum, über die Rechte der Frauen zu reden, denn das passiert immer noch viel zu wenig. Es gibt so viele Frauen in unserer Welt, die täglich für ihre Rechte und ihre Existenz kämpfen (müssen).

… fotografiert von Laurence Chaperon
Hat es Dir geholfen, dass Du im politischen Bonn als Frau Deinen Weg als Fotografin begonnen hast – war DEIN BLICK vielleicht einfach anders als die der männlichen Fotografen?
Das weiß ich nicht. Ich habe mich damit nie beschäftigt. Ich bewege mich mit der Kenntnis, eine Frau zu sein und folge meinem Weg mit Leidenschaft. Manchmal liegen – wie für uns alle – viele Steine auf diesem Weg, die es wegzuschaffen gibt. Dabei helfen tolle Begegnungen. Ich nutze mein Glück und arbeite viel – das ist mein Weg als Frau.
Welche Reaktion auf dieses Buch hat Dich am meisten gefreut?
Ich habe mich über alle Nachrichten, Briefe und Umarmungen gefreut. Zu hören, dass dieses Buch Bedeutung hat und schön ist, macht mich sehr glücklich. Ich habe mit einem großartigen Team zusammengearbeitet: Über den Plassen Buchverlag und durch die Unterstützung von Flatex Degiro, die an mein Projekt geglaubt haben, sind darüber hinaus viele neue Freundschaften entstanden.
Vielen Dank, liebe Laurence – und dass Du weiter so entschlossen und sensibel zugleich Deinen Weg gehen kannst!

Laurence Chaperon, Fotografin und Ratgeberin für jede Form des visuellen Auftritts
Über Laurence Chaperon:
Mit 14 Jahren bekam die gebürtige Französin ihre erste Fotokamera und lernte, Filme in der Dunkelkammer zu entwickeln. Bevor sie jedoch, sehr viel später, eine Fotografenausbildung machte, folgte Laurence einem anderen Talent und wurde Baletttänzerin, u.a. lernte sie in der Tanzschule von Raymond Franchetti in Paris. Als die Bonner Oper die Ballerina engagierte, führte ihr Weg sie in die damalige Bundeshauptstadt, wo sie mit Anfang 30 in einer kleinen, auf Nachrichten und Politik spezialisierten Agentur das politische Bonn kennenlernte.
Größen aus Politik, Wirtschaft und Kultur vertrauen sich Laurence Chaperon an, insbesondere das politische Berlin ist heute ihr bevorzugtes Motiv. So hat sie sich mit Porträtfotos nahezu aller wichtigen Politiker*innen einen Namen gemacht. In ihrem neuen Buch heißt es über sie, die „nicht nur Fotografin“ sei: „Ihre Erfahrungen als ehemalige Profitänzerin und heute als Fotografin sind untrennbar miteinander verbunden und spiegeln sich in ihrem Wunsch wider, Ästhetik und Emotionen in ihrer Arbeit zu vereinen“.
Fotos: Laurence Chaperon / privat
Mehr über Der Blick einer Frau
Hier geht es zum erwähnten Podcast