Alles gut, so wie es ist.
Das steht auf dem Titelblatt einer Frauenzeitschrift?? Alles gut, so wie es ist. Wirklich? Nicht so etwas wie „Ran an den Hüftspeck“ oder „Mach das – und alle mögen Dich“? Sicher kein Ausrutscher, diese Schlagzeile, die Brigitte Woman da im 1. Heft dieses Jahres präsentiert. Und der Psychologe, Paartherapeut und Autor Oskar Holzberg, der zum Titelthema schreibt, ist ja auch kein Unbekannter.
Vielleicht ist es nur (m)eine Hoffnung. Darauf dass wir endlich aufhören uns immer wieder neue Ziele zu setzen. Eins erreicht, zack, das nächste. Nein, ich will nicht ganz planlos sein – mich aber auch nicht abhängig machen von all dem, was unsere Umwelt verheißt. Alles gut, so wie es ist – das klingt nach einer gesunden Lebenseinstellung.
Gerade nach feurigen Festtagen, wo viele endlich mal wieder essen und trinken, was sie sonst meiden, um ja nicht aus den Nähten zu platzen, gerade jetzt in diesen Tagen hämmern allein die Werbebotschaften der Fitness-Studios auf uns ein: Nun endlich die Traumfigur trainieren! Jetzt! Ab sofort den inneren Schweinehund für immer besiegen. Auch wenn der meist schon im Februar wieder auftaucht und vehement um Ruhe bittet. Spätestens im März liegen die meisten doch eh wieder auf ihren Sofas.
Die Illusion eines perfekten Lebens
Deshalb habe ich den Artikel genau gelesen, ja, mir die Zeitschrift eigentlich nur deshalb gekauft. Und mein Lieblingssatz darin lautet:
Doch perfekt designte Ziele führen nicht zum perfekt designten Leben. Sie nähren nur die Illusion, dass es ein perfektes Leben geben könnte.
Alles gut, so wie es ist. Ein schöner Satz. Ein Satz, von dem ich hoffe dass ihn auch viele Coaches lesen. Denn meine Erfahrung mit ihnen ist zwiespältig. Ich lasse mich gern beraten. Zum Beispiel welche Waschmaschine ich demnächst anschaffen muss. Gut, dafür brauche ich keinen Coach. Ich bin jedoch oft erstaunt, wie viele Leute wildfremde Menschen befragen, wie nur ihr Leben weiter gehen soll. Mich beschleicht manchmal die leise Vermutung, dass ein Coach weniger beraten kann, bliebe wirklich vieles so, wie es ist.
Ziele zu haben, schreibt Holzberg, beruhige. Man sei aktiv, arbeite auf etwas hin. Und er gibt zugleich den Rat, seine Energie besser darauf zu verwenden: Zu hinterfragen, ob ein Ziel auch zu uns passe. Anstatt sich anzustrengen etwas erreichen zu wollen, was letzten Endes gar nicht adäquat sei.
Hast Du Dir für 2018 ein neues Ziel gesetzt?
Holzberg jedenfalls empfiehlt: Der beste Vorsatz für 2018 sei, sich keine neuen Ziele zu setzen. Und hier kommt mein 2. Lieblingssatz in dem Artikel:
Damit wir vor lauter Zielen nicht verpassen, was das Leben für uns bereithält und uns anbietet.
Meine Kollegin Sonja Ohly – die Lebenserfahrenste unter uns Ohfamoosen – kommentiert gern, wenn einer von uns etwas Chaotisches passiert: „Nichts geschieht umsonst.“
Sich dem hinzugeben – dem Lauf der Dinge – das ist vermutlich das, was uns Plan gesteuerten Menschen am schwersten fällt. Mir auch, keine Frage. Sich aber daran immer mal wieder zu erinnern, tut gut. Auch wenn ich weiß, dass nicht alles gut ist, wie es ist. Aber vieles. Und das reicht doch fürs Erste!
Übrigens, das Leben ist keine To-Do-Liste; meine Buch-Empfehlung.
Und ohfamoos ist auch der Artikel von Cornelia Lütge über Alltagsinseln!
Mein liebster Aphorismus: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, mach Pläne! das sagst doch alles oder?
Was für ein toller Artikel – und jetzt, wo das Jahr noch jung ist, genau zur rechten Zeit! Ich freue mich riesig über solche „mäßigenden“ Anregungen, denn ist unsere Zeit nicht schon genug überladen und geprägt von fremdbestimmter Hektik und ehrgeizigem Vorwärtsdenken? Innehalten, sich an dem zu erfreuen, was ist, und nicht hektisch sofort das nächste Highlight und den nächsten Supererfolg anzustreben, das kann so herrlich entschleunigend sein. Und ich bin fest davon überzeugt, dass aus bewusst gestalteten und genossenen Ruhephasen ganz von selbst eine natürliche, uns in vielfältigerer Hinsicht „voranbringende“ Entwicklung ergibt. Ganz nach dem Motto einer Werbekampagne, an das ich mich immer gerne erinnere:
„Man sollte dem Erfolg nicht hinterher hetzen, sondern entspannt entgegenschlendern.“