Dieses Buch kann Deine Ehe radikal verändern
Eingeschlafene Ehen? Gähn. Nix Neues. In der Ehe aber den „Liebestank“ auffüllen und wie beim Auto auf genug Benzin achten? Wer schreibt denn so was Schräges? Der Bestseller-Autor Gary Chapman, ein US-Amerikaner und Seelsorger in seiner Gemeinde. Man sagt von ihm, er habe einen neuen Schlüssel zur Kommunikation gefunden. Das finde ich spannend – sein Buch „Die 5 Sprachen der Liebe“ beschreibt, was wir selbst tun können, um unsere Ehe(n) aufzuwecken. Ganz einfach sogar.
Als eine Bekannte von dem Buch spricht, höre ich genau zu. Bücher über bessere Kommunikation interessieren mich immer. Und schon das Inhaltsverzeichnis klingt spannend: „Wo ist die Liebe nach der Hochzeit geblieben?“ heißt es da oder: „Liebe im Überschwang“. Wer wollte Letzteres nicht. Aber eine Sprache der Liebe, nein, gleich fünf Sprachen der Liebe soll es geben – das ist mir neu.
Die Atmosphäre in der Ehe grundlegend ändern
Während ich das Buch lese, lerne ich viel. Und schnell. Denn es ist leicht konsumierbar, da Chapman stetig ins Eheleben anderer Menschen eintauchen lässt. Und zum Abschluss seines bereits 1992 erstmals erschienenen Buches fragt er: „Was denken Sie nun? Könnte das, was Sie erfahren haben, die Atmosphäre in Ihrer Ehe grundlegend verändern?“
Als ich, neugierig wie ich nun mal bin, das Buch bestelle und die ältere Dame in „meinem“ Kölner Buchladen es zur Bestellung googelt, schrecke ich fast zurück: Das Titelbild ist dermaßen kitschig, dass ich fast lieber zu Rosamunde Pilcher greife. Aber die Bekannte, die es empfiehlt, ist eine gestandene Frau – ich kaufe es also und kann nur sagen: Volltreffer. Denn was Chapman hier sehr sachlich, manchmal auch leidenschaftlich beschreibt, ist schlicht wahr (ob in unserer persönlichen Beziehung oder gern auch in Beziehungen zu anderen!):
Wir müssen nicht in allem übereinstimmen, aber wir müssen einen Weg finden, wie wir mit diesen Unterschieden umgehen, damit sie keinen Keil zwischen uns treiben.
Chapman unterscheidet fünf Sprachen der Liebe. Zur besseren Abgrenzung:
1. Menschen mit der Liebessprache ‚Lob und Anerkennung’ wertschätzen selbst kleinste Aufmerksamkeiten und Gesten und bringen dies gerne und oft verbal zum Ausdruck. So wie Mark Twain einmal gesagt haben soll: „Ich kann zwei Monate von einem netten Kompliment leben.“
2. Menschen mit der Liebessprache ‚Zweisamkeit’ genießen uneingeschränkte Aufmerksamkeit als Allererstes. Sie brauchen exklusives Zusammensein; heute spricht man neudeutsch gern von „Quality Time“.
3. Das wiederum ist Menschen mit der Liebessprache ‚Geschenke, die vom Herzen kommen’ nicht so wichtig; für sie zählt viel mehr, wenn sich jemand schon beim Aussuchen eines Geschenkes Gedanken über die Wünsche und Bedürfnisse des anderen macht. (Was häufig gerade auf heranwachsende Kinder zutreffen soll, die ihre Liebessprache erst noch finden müssen…)
4. Menschen mit der Liebessprache ‚Hilfsbereitschaft’ geht es in ihrer Partnerschaft laut Chapman um scheinbar unwichtige Dienstleistungen oder Gesten, wie klein sie auch immer sein mögen. Gefälligkeiten aus Liebe für den anderen, damit sich dieser freut.
5. Und die letzte der fünf Sprachen, die Liebessprache Zärtlichkeit? Solche Menschen halten Berührungen als DAS Bekenntnis, DEN Liebesbeweis; Zärtlichkeiten im Vorübergehen beispielsweise. Eine „zufällige“ Berührung als deutlichere Botschaft als jedes verbale „Ich liebe Dich“.
Vieles von dem, kann man einwenden, ist nicht neu. Und doch frage ich mich – und Dich: Warum reden Menschen oft so aneinander vorbei, gerade und eben in einer Partnerschaft? Sie sprechen doch (meist) dieselbe Sprache. Deutsch zum Beispiel. Oder die Weltsprache Englisch. Weit gefehlt, lese ich. Denn Chapman behauptet:
Ihre ganz persönliche Sprache der Liebe unterscheidet sich vielleicht so sehr von der Ihres Partners, wie sich Chinesisch und Deutsch voneinander unterscheiden.
Der Grundgedanke des Buches, das mittlerweile in 38 Sprachen übersetzt wurde, ist einfach und ergreifend: Erst wenn man die Muttersprache der Liebe des Partners erkannt und erlernt hat, kann ich die Liebe auch nach der Hochzeit erhalten. Spreche ich sie nicht, müsse ich sie erlernen. Mit Mühe, Geduld und Beständigkeit. Und Dialekte beherzigen…
Und einen „Liebessprachen-Test“ gibt es auch
Chapman berichtet nicht nur sehr anschaulich über die unterschiedlichen Beziehungstypen. Sein Buch enthält auch sogenannte „Liebessprachen-Tests“ – für Frauen und für Männer. So wie er in einem Extra-Kapitel darauf eingeht, ob seine Erkenntnisse auch in der Kommunikation mit Kindern gelten. Eindeutig JA! Ein Beispiel: Sind Kinder, denen Geschenke nicht so viel bedeuten, deshalb etwa gleich undankbar? Übersättigt? Nein, aber sie schätzen vielleicht mehr die Sprache der Zweisamkeit – und riechen, wenn man ihnen etwas schenkt, damit sie sich damit bestenfalls allein beschäftigen…
Ich habe in der Auseinandersetzung mit den fünf Sprachen der Liebe echt viel gelernt. Und hoffe insgesamt achtsamer zu sein. Mir geht jetzt häufiger ein Licht auf, wenn ich Streit erlebe. Und ich wünsche allen Leser, dass das in Erfüllung geht, wovon Chapman warnt:
Wer die fünf Sprachen der Liebe kennt und die Muttersprache der Liebe seines Partners beherrscht, muss mit radikalen Verhaltensänderungen rechnen.
Wie ohfamoos 🙂
Fotos: Unsplash (@rawpixel und: Katie Emslie @youbykatie)
Wie es sich anfühlt, „mit einer Wand“ zu reden, hat uns Dagmar im Interview über ihre Partnerschaft einmal verraten.
Wir wetten, sie (also Dagmar) kannte das Buch über die Sprachen der Liebe nicht!
Ein ebenfalls interessantes Buch: Der Tag, als meine Frau einen Mann fand