Heimat: Holländische Frietjes am Strand
Ich bin nicht ‚ganz deutsch’. Warum ich das schreibe? Weil wir alle im Laufe des Lebens unsere Wurzeln besser kennen lernen. Wenn wir wollen. So bin ich zum Beispiel immer wieder gern da, von wo mein Opa mütterlicherseits her stammt: Aus den Niederlanden. Gut, ist praktisch, weil so nah an Köln dran… Aber gibt es auch so was wie ein Heimatgefühl? Und was genau ist das, das Gefühl von Heimat?
Wo fühlst Du Dich richtig wohl, zuhause? Ich recherchiere zum Thema Heimat. Auf der Startseite des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat stolpere ich gleich über einen markigen Satz des zuständigen Ministers: „Nur wenn wir Politik mit dem Herzen machen, wird sie gut gelingen.“ Hoppla, denke ich, was hat Horst Seehofer wohl für ein Herz, wenn das, was er macht, herzlich gemeint ist… Aber bevor ich abdrifte, besser der eigentlichen Frage zuwenden:
Was gibt Dir das Gefühl von Heimat?
Als ich in München lebte, immerhin 10 lange Jahre, war ich sehr verdutzt als mein bester Freund zurück in seine Heimat ging. Wie bitte, nach Wuppertal?? Ich kenne die Stadt gut, bin nur wenige Kilometer entfernt davon geboren. Aber nichts hätte mich damals dorthin zurückgezogen.
Doch auch ich bin zurückgegangen. Nach Köln. Für geographisch Unkundige: Das Bergische Land trennt nur wenige Kilometer vom Rheinland – und dennoch ist das Leben hier und dort so ganz anders. Mit Mann und Kind lebe ich seit einem halben Jahr wieder in Köln. Wir haben uns mitten in eine neue Siedlung im Kölner Westen gepflanzt und fühlen uns pudelwohl. Aber Heimat? Was genau ist das?
Sprache, Essen, Feste – Heimatgefühle
Als Viertel-Holländerin frage ich mich das besonders oft, wenn ich an einem meiner Lieblingsplätze sitze. Spüre ich hier am Strand, während die Kinder Muscheln-suchend durch den Sand pflügen, holländisches Blut? Unsere Gastautorin Michèle Halder hat einmal geschrieben:
„Zuhause kann so Vieles sein und macht sich oft nur an ganz wenig fest. An der als Kind gelernten Sprache, den Düften von Mahlzeiten, der Art und Weise ein Fest zu feiern.“
Sprache, Essen, Feste. Da ist viel dran, auch für mich. Zum Glück verstehe ich wenigstens etwas holländisch. Das Essen wurde in den letzten Jahren auch in Holland vielseitiger und besser – aber was geht über holländische Frietjes am Strand? Und Feste feiern? Ja, das können die Holländer gut. Ich erinnere mich an viele Polonaisen auf holländischen Hochzeiten und Geburtstagen. Holländer tanzen, spielen, lachen gern. Für mich ein Gefühl von Heimat.
Und dann sehe ich bei meiner Recherche das Drehbuch Heimat, wo es um Fernweh und Wiedersehen geht. In einer Zeit, wo die Filme noch schwarz-weiß waren. Wo die Menschen in kleinen Dörfern lebten, viel stärker miteinander verbunden als heute. Ist auch das ein Gefühl von Heimat?
Reinhard Mey, der berühmte Liedermacher, hat die Frage im Berliner Tagesspiegel so beantwortet:
„Wo immer ich war, hab ich mit Freude ein paar Brocken der Landessprache gelernt und mich schnell eingelebt, überall in der Fremde habe ich mich wohlgefühlt und so manches Mal gedacht, an diesem Flecken könntest du gut für immer bleiben.“
Wo fühlst Du Dich heimisch? Welche Kriterien sind für Dich wichtig Heimat zu erleben?
Für mich ist Heimat jedenfalls #volldasguteLeben.
Abschließend noch etwas zum Schmunzeln, einen so-genannten„Renner“ – das Bayerische Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, welches es seit 2014 in München gibt.
Hier geht es zum bereits erwähnten Artikel von Gastautorin Michèle Halder.
Fotos: Unsplash: mathew-schwartz und ian; Elke Tonscheidt