Teure Hitze oder ohfamooser Sommer?
Ein Sommer wie im Bilderbuch. Eine Hitzewelle. Einerseits und andererseits. Irgendwas ist ja immer, wie wir Nordlichter sagen. Ich bin verliebt in die milden Morgenstunden und die lauen Sommernächte. Die Schlagzeilen über Ursachen und Auswirkungen trüben meine sommerliche Leichtigkeit (nur etwas!). Ich frage mich: Welchen Preis müssen wir für unseren Bilderbuchsommer zahlen?
Samstagabend war ich wieder spontan am Timmendorfer Strand. In einer Stunde sind wir dort. Das Meer liegt quasi vor der Haustür. Es herrschte fast Mittelmeerfeeling an der Ostsee; da wurde um 22 Uhr noch gebadet, die Kids tobten über den Strand. Überall kurze Hosen, nackte Füße und beste Laune. Statt Fleecejacken, Sneakers und gute Mienen. Es war ohfamoos!
Ja, die Hitzewelle beschert uns einen fantastischen Freizeitwert, die Strandkorbvermieter an Nord- und Ostsee machen Rekordumsätze, Ventilatoren sind ausverkauft. Und die andauernde Hitze verwandelt uns kühle Norddeutsche in Gastgeber mit warmer Herzlichkeit :-).
Hitzige Diskussion um Bauern-Subventionen
Und dann grätscht in dieses herrlich sommerliche Alltagsszenario die hitzige Diskussion über Subventionen für die Landwirtschaft z. B.
Sind milliardenschwere Subventionen angemessen? Oder werden damit nur einmal mehr die Gesetzmäßigkeiten der freien Markwirtschaft verzerrt? Viele Agrarbetriebe haben sich zudem mit ihren Biogas-, Windkraft- oder Solaranlagen schließlich gut die Taschen gefüllt, die gilt es nun zu öffnen. Unternehmerisches Wirken verlangt auch, sich in fetten wie trockenen Jahren durchzuschlagen sowie vorzusorgen, statt in üppigen Zeiten die Ernte einzustreichen und in mageren von Anderen Hilfe einzufordern.
Eine Bekannte aus meinem Dorf (ich lebe in der Nähe von Lüneburg) betreibt Viehwirtschaft, Milchkühe. Im Grunde höre ich seit 10 Jahren – so lange wohnen wir hier – das Gleiche: Reden wir im Sommer über das Wetter, also den andauernden Regen, die fehlende Sonne, die anhaltende Hitze, dann „ist immer irgendwas“. Und wir Computer-Menschen haben schließlich keine Ahnung von den Problemen und wie schwierig es sei. Aber einen gut gefüllten Kühlschrank wollen alle!
Hitzewelle und Schattenseiten
Tatsächlich liest sich die Liste der kritischen Auswirkungen dieser Jahrhunderthitze beeindruckend:
Junge Bäume sterben, Fische auch, Wälder brennen, Biogas wird knapp, Notschlachtungen drohen, die Binnenschifffahrt ist lahmgelegt, ein Drittel Ernteeinbußen, abnehmende Produktivität in den Büros usf.
Wir wissen es längst: Die Ursachen liegen in der Klimaveränderung, die der Mensch zu verantworten hat. So zeigen sich die Folgen nun spürbar, eben nicht mehr nur als Horrorszenario, das noch weit entfernt scheint. Das wir den folgenden Generationen hinterlassen.
Ich gebe zu: Als ich heute Morgen im See schwimmen war und kurz über das Schreiben dieses Impulses nachdachte, war meine Sommerleichtigkeit für den Moment getrübt. Diese Hitzewelle hat ihre sonnigen Seiten und ihren Schatten. Und wir wären nicht ohfamoos, wenn wir diesen „geilen“ Sommer nicht auch zum Anlass nähmen, neugierig seine Ursachen und Auswirkungen zu betrachten. Wo sind die längst fälligen Lösungen, die die Klimakrise bewältigen?! Sonja macht darauf immer wieder aufmerksam und wird es weiterhin tun! Für unbeschwerte Sommer und #volldasguteleben.
Text: Cornelia Lütge
Bildquellen: oscar-keys-60736 und sharon-mccutcheon-658423, beide unsplash.com
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