Klimaschutz: „Wir müssen eure Fehler ausbaden!“
Spätestens mit Greta Thunbergs Rede beim Klimagipfel und den #FridaysForFuture-Aktionen begreifen Erwachsene, dass Jugendliche die Schnauze voll haben und ernst machen für den Klimaschutz. Die 13jährige Marietta ist eine von ihnen, die ihre Sorgen und Forderungen kund tut. Wir haben sie interviewt.
ohoo: Marietta, was sagt dir das Motto #FridaysForFuture?
Marietta: Das ist natürlich bei uns angekommen. Und ich finde es super, dass freitags Jugendliche auf die Straße statt in die Schule gehen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Sonst macht ja keiner was und hört schon gar nicht auf Kinder.
Ist Klimaschutz auch Thema an deiner Schule?
Also bei meinen MitschülerInnen ist es, soweit ich es weiß, leider kein großes Thema. Ich glaube, dass viele noch nicht wissen, wie schlimm die Lage ist. Ihre Eltern sprechen wohl nicht mit ihnen darüber oder wissen es selber nicht. An der Schule gibt es ein kleines Bewusstsein, Projekte dazu sind immer erlaubt.
Du könntest es ja dort einbringen… hast du schon darüber nachgedacht?
Das mache ich ja, z. B. bei unserer letzten Projektzeit. Da ging es um’s Meer und ich habe „Tauchen und Schnorcheln“ eingebracht. Ich dachte, wenn alle wirklich sehen, was da unten mittlerweile los ist, dann interessieren sie sich dafür. Außerdem meckere ich immer über die Einweg-Plastik-Flaschen. Zwei meiner Mitschülerinnen nutzen nun Mehrwegflaschen. Und demnächst möchte ich vor meiner Klasse einen Vortrag halten über Alternativen zum Plastikkonsum.
Findest du es richtig oder falsch, dass Jugendliche die Schule schwänzen um für einen besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Und warum?
Ich finde es sehr, sehr gut solange die SchülerInnen das nicht machen, nur um die Schule zu schwänzen. Neulich habe ich einen Spruch gelesen
„Warum zur Schule gehen, wenn man keine Zukunft hat?!“
Das stimmt doch! Ich will unbedingt an einer der nächsten #FridaysForFuture-Aktion teilnehmen. Bestimmt bringt das nach einer Zeit etwas, man muss dran bleiben. In der Schule lerne ich nur für mich. Bei diesen Aktionen tut man etwas für die Allgemeinheit. Das ist doch gut!
Nicht jeder muss auf die Straße gehen. Du machst etwas anderes und bloggst. Erzähl mal, warum machst du das?
Ich möchte unbedingt erreichen, dass Menschen ihr Verhalten ändern. Mein großes Ziel ist, dass der Plastikkonsum ganz, ganz deutlich abnimmt. Und das Bloggen ist eine Möglichkeit, darauf aufmerksam zu machen. Das sehe ich ja bei meiner Mutter und bei euch. Also danke, dass ich hier darüber erzählen darf!
Wenn du dich in deinem Freundeskreis umschaust… wird viel über die Zukunft nachgedacht?
Nein, gar nicht. Ich bin die einzige in meiner Klasse, die schon ganz genau weiß, was sie später machen will. Aber das ist ja auch in unserem Alter noch nicht so wichtig. Meine Schwester ist 17, da ist das eher wichtig.
Du möchtest Meeresbiologin werden. Warum nicht Bundesumweltministerin?
Ganz klar – Politik ist nicht so mein Ding. Da wird viel geredet. Ich finde es zwar toll, dass eine Bundesumweltministerin viel bewirken kann. Aber ich liebe ja das Meer so sehr und möchte, dass mein Job ganz viel mit dem Meer zu tun hat. Die Bundesumweltministerin redet über das Meer. Ich will drin sein und alles darüber lernen, es schützen!
Zum Schluss, Marietta – was würdest du für die Umwelt tun, könntest du morgen frei entscheiden? Was würde uns nach deiner Überzeugung richtig weiterhelfen?
Ich würde sofort ganz harte Gesetze schaffen, die die Produktion von Plastik erinschränken. Und Geld dafür ausgeben, dass Alternativen erforscht werden. Die Gesetze, die es gibt, die bringen ja nichts, das weiß man doch. Auch die Bundesumweltminister.
Wir Jugendliche müssen das ausbaden. Ich bin irgendwie echt sauer, wenn ich darüber nachdenke.
Wer Mariettas Blog lesen möchte, findet ihn hier. Die junge Umweltschützerin hat schon drei Beiträge geschrieben, eine Aktion in ihrer Nachbarschaft gestartet und freut sich sehr über eure Kommentare dort.
Text Cornelia Lütge
Bildquellen: privat sowie Clem Onojeghuo on Unsplash
Klasse Mädchen !
Hoffentlich behält sie ihr Engagement und passt sich nicht an!
Die Chancen stehen gut, denke ich. Eine machtvolle Portion Eigenwille war bereits in den ersten Lebensmonaten deutlich und hat sich unzweifelhaft herausgebildet.:-)
Ihr Engagement in Ehren,
nur wie begründen die Eltern die Fehlzeiten in der Schule, wenn die „Aktion“ während der Unterrichtsstunden stattfindet?
Mit akuter Zivilcourage. Die würde viele von uns besser aussehen lassen.
Für eine Sache aufzustehen, die die Gemeinschaft betrifft, dafür auch mal Regeln zu hinterfragen und zu brechen, das ist für mich höchst demokratisch. Es zeigt Persönlichkeit und freien Willen. Zudem erfahren die Kids, dass es eben nicht egal ist, ob BürgerInnen sich einbringen. Alle stöhnen dich über die Politikverdrossenheit und „Egal-Haltung“ der Jüngeren.
Von Learnings in Umweltfragen, Organisatikn etc. mal abgesehen.
Lieber Jörg, meine Stimme haben all diese Kinder! Was sollen sie denn sonst tun, wenn „wir“ es nicht machen?
Wir fragen uns und Euch, wie wir eines Tages begründen wollen, dass wir unsere Umwelt vermüllen und bitten um Reaktionen auch auf diesen Artikel:
https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/wirtschaft/deutscher-plastikmuell-verschmutzt-malaysia-e590969/
Hallo,
ich unterstütze als Lehrer die Aktionen der Schüler.
Wenn sie wollen, hole ich mit Ihnen nachmittags oder am WE den verpassten Stoff nach (unentgeldlich natürlich). So kann ich auch einen kleinen Beitrag leisten und das Engagement unterstützen.
Die Demos sind soooo wichtig.
Michael
P.S. Es gibt noch mehr KollegInnen, die bereit sind, die Schüler zu unterstützen. Bisher wurde es noch nicht nachgefragt, aber der SV habe ich mein Angebot mit geteilt und ich stehe dazu!!!
Lieber Michael,
gerade rauscht etwas Glücksgefühl durch mich Hindurch. Es ist gut zu wissen, dass die Kids auf dich und deine KollegInnen zählen können. Dass neben diesen tollen, engagierten Kids Erwachsene marschieren und ihren jeweiligen Part übernehmen. Applaus!
Herzlich und ohfamoos grüßt dich und deine KollegInnen,
Cornelia