Gedanken und Tipps zu Corona von Freunden im Ausland
Die Coronakrise ist ja eine weltweite – und das Netzwerk von ohfamoos ist international. Deshalb haben wir einige unserer Freunde und Bekannte zu Corona im Ausland befragt. Corona macht vielen Menschen Angst. Zumindest in Deutschland spüren wir eine Verängstigung, die vielleicht unterschätzt wird. Wie erlebt Ihr im Ausland die Krise, habt Ihr Anregungen für unsere Leser*innen, wie wir uns von unnötigen Sorgen befreien? Was klappt bei Euch gut, um optimistisch zu bleiben?
Corona im Ausland
Das schreibt uns Sylvia aus Schweden:
Ja, ich habe ab und zu Angst und mache mir Sorgen, wie lange das so weitergeht. Da meine Kinder, 14 und 16, normalen Unterricht in der Schule haben und nach der Schule ihren Sport, sind die Tage relativ normal. Wir leben ja ziemlich frei hier in Stockholm – ich fahre täglich mit dem Rad ins Büro, mein Mann ist jedoch seit 10 Wochen im Home-Office, darf nicht ins Büro.
Mich beunruhigt, dass viele Lehrer fehlen – ob aus Angst oder anderen Gründen, weiß ich nicht. Angst macht mir unser Gesundheitssystem. Was wird mit denen, die an ernsten Krankheiten erkranken, eine OP oder Chemo brauchen?
Und was ist mit meiner Mutter, die seit dem 12. März im Altersheim isoliert ist?
Werde ich sie noch treffen, so lange sie einigermaßen gesund ist und sich klar ausdrücken kann? Wer kümmert sich um meinen geistig behinderten Bruder, falls er krank wird und nicht arbeiten kann? Er arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft, d.h. er trifft täglich viele Menschen und muss mit der U-Bahn fahren.
Mir helfen mein Training im Wald und Spaziergänge – ohne frische Luft und Natur würde ich mir viel mehr Gedanken machen. Besonders beim Abendessen mit meiner Familie nehmen wir uns viel Zeit, kochen gutes Essen, zünden Kerzen an und reden über andere Dinge als Corona. Zum Beispiel darüber, wie gut es uns geht weil wir und unsere Freunde und Familie gesund sind. Da kommt dann doch gewisser Optimismus auf.
Das schreibt uns Melanie aus Australien:
Hier geht es so lala. Wir haben großes Glück mit dem ungewöhnlich schönen Wetter für diese Jahreszeit, sind alle gesund. Ich bin dankbar dafür.
Das Wort Angst gefällt mir nicht. Ich habe und nach vielem Lesen und Recherchieren großen Respekt vor Covid 19. Auch wenn ich nicht genau in die Risikogruppe falle – zwei Lungenentzündungen in meinem Leben reichen, um im Moment mit großer Vorsicht zu leben.
Ich verfolge meine beiden Heimatländer (Deutschland und Australien) sehr genau und beide Regierungen haben, zwar etwas zu spät, dennoch ihr Land gut durch die Krise geführt und bisher meines Erachtens richtig gehandelt.
Ein langsames Heranwagen an den neuen Umgang miteinander ist richtig.
Persönlich hoffe ich, dass die Kinder so schnell wie möglich Ihren Alltag wieder leben können.
Das schreibt uns Dirk aus Argentinien:
Ich verbringe die Quarantäne vermutlich an einem der besten Orte, die es dafür geben kann. Patagonien ist groß und nicht sehr dicht besiedelt. Dennoch gelten die gleichen Maßnahmen wie in Buenos Aires.
Argentinien hat gute Ärzte, aber eine nicht besonders gute flächendeckende medizinische Versorgung. Von daher wurden sehr früh, sehr rigorose NPI beschlossen, wie zum Beispiel nächtliche Ausgangssperren.
Angst ist kein bestimmendes Thema. Argentinien ist auf Grund seiner geographischen Lage mit anderen, deutlich gefährlicheren Viren vertraut, unter diesen die Dengue- und Hanta-Viren.
Die Leute sind recht vernünftig, die angeordneten Maßnahmen werden ziemlich gewissenhaft umgesetzt, auch von Zweiflern. Größere Sorgen bereiten dagegen die wirtschaftlichen Konsequenzen. Wie in den USA gibt es hier viele Menschen in prekären Arbeitssituationen und auch viele Einzelhändler, Hoteliers und Selbstständige, die nicht über die Reserven verfügen, um eine solche Durststrecke durchzustehen.
Aber der Argentinier ist krisenerprobt und pathologisch optimistisch. Man weiß aus Erfahrung, dass es irgendwann auch wieder bergauf geht.
Das schreibt uns Roberto aus Italien:
Ich wohne am Bolsenasee in der Region Latium und habe dort persönlich mit zwei Stimmungen gelebt: Zunächst dominierten Angst und Sorgen – dann wuchs das Vertrauen, dass unsere Regierung zunehmend die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit ergriffen hat. Meine Zuversicht stieg aufgrund meines Umfelds, das aufgrund seiner Natur fast schon einem „Paradies“ ähnelt. Denn allein das Leben und die Qualität des Lebens sind die beste Medizin gegen ein Virus.
Lasst uns also das Leben leben!
Das schreibt uns Vera aus der Schweiz:
Besonders jetzt in den Wirren der Corona Zeit empfinde ich es als wunderbar, in einem demokratischen Land zu leben, das mit gutem Augenmaß, gesundem Menschenverstand und ohne sinnlose Angstmache kommuniziert. Der oberste Verantwortliche des Gesundheitsamts – das Gesicht der Krise – hat aber auch eine derart stoische und beruhigende Art, dass man ihm fast blind vertrauen möchte.
Hier in der deutschen Schweiz war sehr schnell klar: Das System würde den erwarteten Ansturm von Kranken bewältigen können. Dennoch gab es anfangs eine beklemmende Unsicherheit. Wirkliche Angst haben wir als Familie jedoch nie verspürt. Wir fürchten weder für uns noch für nächste Verwandte und Freunde um Gesundheit und Leben, sind uns aber bewusst, diesen großen Luxus zu haben: Wir bangen nicht um unsere Jobs, weil wir in Bereichen (Software und Digitalisierung) arbeiten, der die Corona-Krise eher einen Schub gegeben hat!
Da wir uns bereits wieder über einige Lockerungen freuen dürfen und ein klarer Plan kommuniziert wurde, was wann wieder geht (ab dem 11. Mai öffnen Schulen, Geschäfte und auch Restaurants wieder), ist die Stimmung hoch.
Wir sind gespannt, wie das neue Leben ausschauen wird.
Meine Tipps: Mir hilft Dankbarkeit. Dankbar sein für so viel Sonne und Licht, für den Garten, für die Sicherheit unserer Jobs, für die Leichtigkeit, mit der unsere Kinder die Schule zuhause meistern, und für vieles mehr.
Das schreibt uns Gerald aus Österreich:
Ich denke die Angst vor den finanziellen Auswirkungen ist inzwischen deutlich präsenter als die gesundheitliche. Hier bei uns herrscht eigentlich sehr viel gegenseitiger Respekt und Freundlichkeit. Man spürt aber die zunehmende Anspannung jener, die im Home-Office einer Multi-Belastung ausgesetzt sind. Auch der Kontrast zwischen den zwei Gruppen – einerseits der gerade besonders Überbelasteten und jener, die gar nicht arbeiten können/dürfen – löst merkliche Stresssituationen aus.
Mit positiven Inspirationen haben wir es hier in Tirol vermutlich recht leicht, denn wir sind verwöhnt mit Möglichkeiten des Frei-Fühlens in der Natur und inzwischen auch wieder bei harmlosen Sport-Ausübungen. Das wird auch sehr vernünftig genutzt.
Mein Optimismus ist naturgegeben und ohnehin unerschütterlich 🙂
Das schreibt uns Renate aus den Vereinigten Arabischen Emiraten:
Die Stimmung wechselt – täglich. Natürlich wissen wir hier, in unserem Umfeld der Freundinnen, im nahen Lebenskreis, dass noch niemand in seiner Existenz bedroht ist. Jedenfalls ist das mein momentaner Kenntnisstand. Die ’schlimmen’ Informationen in dieser Richtung, sind, zum Glück, nur aus den Medien und vom Hörensagen. Im Umkehrschluss – wir bewegen uns offensichtlich in einem ‘affluenten’ Zirkel.
Alle Telefonate mit vertrauten Freundinnen beginnen meistens mit: ich weiß ja, ich klage auf hohem Niveau, aber… Und dann kommt es!
Dann gestehen wir uns, erst vorsichtig, schnell detaillierter, wie beängstigend das Leben gerade ist.
Keiner hat jemals eine solche Hilflosigkeit verspürt, das Ausgeliefertsein dem unsichtbaren Virus gegenüber und all dem, was uns in eine entsetzliche Tatenlosigkeit hier in den Emiraten zwingt, ist Angst einflößend. Wir ‚Golden Agers‘ dürfen in keine Shopping Mall – seit die Lockerung am Beginn des Ramadans (Alhamdullilah!), nun wenigstens eingetreten ist.
Ich kann – dem Protest meiner ‘Kinder‘ trotzend, nun wenigstens wieder Fahrrad fahren. Weil ich ja auf dem Drahtesel doch ‘isoliert’ bin.
Bleibt aber zu sagen: wir sind schon sehr stolz darauf, dass alles bisher clever genug geregelt wurde, so dass die Zahl der Infizierten relativ zivil ist – bisher. PiemalDaumen: das hat das Government prima hingekriegt – bisher!
Tipps wie man sich positiv inspiriert kommen von Melanie aus Dubai:
Ich intensiviere den sozialen Kontakt zu Familie, Freunden und stell sicher, dass ich bedeutungsvolle Gespräche führe. Außerdem lese ich nicht zu viele Nachrichten und mache ein Social-Media-Detox. Lieber greife ich stattdessen zu einem Buch.
Und ich mache Dinge, die ich schon immer tun wollte: etwas Neues lernen, aufräumen und Dinge sortieren. Ich rate allen, Dinge zu machen, die dir schon als Kind Spaß gemacht haben …. Karten spielen, puzzeln, Seilhüpfen, Hoola Hoop… Hauptsache: Good vibes!
Und noch mehr Tipps und Ideen kommen von Michael aus Frankreich
Michael ist Arzt und Akupunkteur und er sagt, es gibt viele Dinge, die man tun kann, um in schwierigen Zeiten positiv zu bleiben:
- Ändere den Fokus deiner Aufmerksamkeit: Da wir nicht kontrollieren können, was in der Welt geschieht, haben wir jedoch die Macht, unsere innere Welt zu kontrollieren.
- Schau Dir nachts lieber keine Nachrichten an, da Serotonin nachts am niedrigsten ist und wir eher Angst bekommen.
- Beschränke Kontakt zu Menschen, die dazu neigen, ihr Leben als Drama zu leben (Telefon, E-Mail oder persönlich). Das sind Energiesauger, die Dich runterziehen.
- Mache einen täglichen Fitness-, Yoga- oder QiGong-Kurs auf YouTube.
- Erstelle eine Wohlfühl-Tagesroutine: Das ist zwar sehr individuell, aber hier ist ein Beispiel:
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- Nach dem Aufwachen: 5 Minuten Atemübungen oder Meditation.
- Trinke eine Tasse warmes gefiltertes Wasser mit Zitrone und Cayennepfeffer, während Du aufschreibst, was Du heute erreichen möchtest.
- Mach einen Spaziergang in der Natur.
- Vor dem Schlafengehen: Schreib Deine Sorgen auf, wenn Du welche hast, das hilft loszulassen und sich zu beruhigen. Schreib aber auch auf, für was Du dankbar bist.
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Fotos: privat; Illustration: Ela Mergels
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