Wenn schon Schule online, dann richtig!
Unserer Anklage folgt das Programm – frei nach dem Motto: Wenn weder Schulen noch Politik erkennbare Konzepte für Online-Unterricht liefern, dann gehen wir mal ohfamoos voran. Denn auf dem Klagesockel zu verharren, ist ja sinnlos.
Wie gut, dass unser Gastautor Martin Reents, selbst Vater dreier Söhne (zwei davon noch schulpflichtig) uns angeschrieben hat. Auch wenn er, der Ex-Start-Up-Unternehmer mit großer Sympathie für Online-Konzepte, sich noch bis vor kurzem an Schulen eben keinen Online-Schulunterricht wünschte, prescht er jetzt mir uns vor. Und ohfamoos verlangen wir:
Wenn schon Schule online, dann richtig!
Nicht meckern, machen!
Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam einiges schnell besser machen können. Mit diesem 5-Punkte-Programm:
- Jeder Lehrer muss sich ein professionelles Heimstudio für Online-Unterricht einrichten. Dafür erhält er ein einmaliges Budget in Höhe von 1.000 Euro.
- Lehrer, die das nicht können, müssen ihren Online-Unterricht aus der Schule heraus abhalten. Die Schule rüstet dafür Klassenzimmer zu Studios auf.
- Jede Schule stellt mindestens einen Video-Producer ein, der Lehrer und Schule berät.
- Jede Online-Schulstunde wird für mindestens 5 Minuten vom Schuldirektor oder einem seiner Vertreter zusammen mit einem Online-Experten besucht. Die Qualität (Technik, Organisation, Ambiente) werden bewertet und einmal wöchentlich mit jedem Lehrer individuell durchgesprochen.
- Die Einführung dieses Programms darf nicht länger als eine Woche dauern.
Wer das machen soll?
Eltern können das Programm direkt der Schulleitung präsentieren. Er/Sie haben keine Ausrede, es nicht umzusetzen.
Wir von ohfamoos versenden unseren Vorschlag auch an politische Verantwortliche in diversen Landesregierungen. Denn wir haben den Glauben verloren, dass diese Zustände (keiner übernimmt Führung, die meisten ducken sich weg) nur bis Ende Januar 2021 dauern werden. Wir glauben, es geht noch um Monate.
Übrigens: Schlimmer noch als schlechter Unterricht ist das, was den Kindern derzeit als Einstellung vermittelt wird: Ist doch alles scheißegal… „Damit“, sagt Martin Reents, „macht man eine ganze Generation kaputt.“
Wir sind gespannt auf die Reaktionen aus der Politik. Und natürlich wie immer auch auf Eure!
Das Interview mit Martins Sohn Hanno Reents und das von Sonjas Nichte dürften auch interessant sein.
Foto: Martin Reents
Hallo liebe Elke und Sonja! Ich muss gestehen, dass ich derzeit sehr zufrieden bin. Die Freie Waldorfschule Aachen hat aufgerüstet, sich gekümmert, Workshops für die Lehrer gemacht und ist sehr bestrebt alle auf einen nennen zu hieven.
Gerade für eine Waldorfschule ein starkes Stück. Die Cloud ist eingerichtet, Morgen geht es los. Klar wird es am Anfang hakeln, aber der Wille ist da und das Zusammenhalten auch.
LG, Sirit von Textwelle
Das freut mich, liebe Sirit. Nur: Ganz vielen geht es eben ganz anders. Und das mit Ansage. Darum geht es uns. Ich persönlich habe auch Glück, dass eine offenbar willige und fähige Lehrerin eine Woche vor Weihnachten plötzlich auftauchte und das Online-Zepter in ihre Hand nahm. Aber das war Glück. Die, die nicht so viel Glück haben, die möchten wir unterstützen. Dennoch gut zu wissen, dass es Schulen wie „Deine“ gibt, sie können Vorbilder sein.
Hallo Sirit,
das kann ich mir gut vorstellen, dass Du zufrieden bist – Waldorf Schulen sind Privatschulen! 🙂
Wie werden denn die YouTube – Videos von Lehrer Schmidt beurteilt?
Das kennen viele Schüler schon als Nachhilfetool.
Vielleicht gibt es ja hiervon ja noch mehr ?
Gut. Wir haben sie noch nicht gebraucht, aber ich kenne sie und würde sie sofort hinzuziehen, wenn mein Mann beim Matherechnen schlapp macht. derzeit aber keine Gefahr 🙂
Online-Unterricht besteht NICHT aus dem Erstellen von Filmen. Filme sind eine Möglichkeit von ganz vielen.
Für einen interessanten Film braucht man kein Studio.
Experte für sein Fach ist der Lehrer, nicht ein Video-Producer.
Ein Rektor soll die Qualität beurteilen?
Summa summarum: ein unsinniger Vorschlag von jemandem, der von Unterricht keine Ahnung hat. (Die Tatsache, dass er Vater ist, besagt dazu überhaupt nichts. Ich bin auch Autofahrer und habe von der Technik keine Ahnung.)
Ich (Elke Tonscheidt) finde es sehr interessant, was die GEW ganz aktuell zu den Herausforderungen sagt: https://www.onvista.de/news/gew-beklagt-probleme-beim-digitalunterricht-es-ruckelt-gewaltig-426271987
Auch die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, prangert große technische Schwierigkeiten beim Start in den Distanzunterricht an. Von einer befreundeten Lehrerin weiß ich, dass die GEW die von uns genannten Probleme seit Jahren sieht und beklagt – nur dass politisch wenig passiert ist. Ich weißm dass es den Digitalpakt gibt und ich glaube auch, dass er gut und wichtig ist. Wenn so viele Schulen die Mittel jedoch nicht abrufen und ergo die Ausstattung an Schulen nach wie vor total hinterherhinkt, kann sich Politik dann aus der Verantwortung ziehen?
Ich möchte diesen Vergleich heranziehen: Wenn Kinder Lernschwächen zeigen – lassen wir sie dann alleine und sagen: Du könntest doch? Oder helfen wir ihnen auf die Straße? Ich habe in den letzten Monaten folgende Einstellung gewonnen: Ja, es ist extrem ärgerlich, wenn sich gerade Schuldirektor*innen weigern, auch digital weiterzudenken. Aber wenn Bildungspolitiker die Schwierigkeiten sehen, müssen sie handeln!