Freunde für immer
Neuanfang, Freundschaft, Heimat, Flucht und Ankommen. Große Themen, jedes für sich spielt auf ohfamoos immer wieder eine Rolle (seht unten unsere Link-Empfehlungen). Auch Kinder und Jugendliche beschäftigen sich natürlich mit diesen Themen. Der Familienfilm „Zu weit weg. Aber Freunde für immer!“ beinhaltet genau diese. Elke hat ihn zusammen mit ihrem Sohn angeschaut – und empfiehlt ihn gerne weiter an Jugendliche UND Erwachsene.
Um was geht es in diesem Film? Um zwei Jungs, die in der Schule aufeinandertreffen; beide müssen in einer neuen Schulklasse neu anfangen: Ben (12) musste mit seiner Familie umziehen, weil seine Heimat dem Braunkohleabbau weichen muss und bald abgerissen wird. Er verliert seinen besten Freund und die Stürmer-Position in der Fußballmannschaft. Nicht nur für Ben sind das große Themen. In seiner neuen Klasse lernt er Tariq kennen, der ebenfalls neu in der Stadt und in Bens Klasse ist. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten – denn Tariq (11) musste aus Syrien flüchten und ist in Deutschland auf sich selbst gestellt. Er lebt in einem Heim, ansonsten allein. Über das Fußballspielen und weil sich beide neu orientieren müssen, gehen sie aufeinander zu – und eine große Freundschaft entsteht.
Während die beiden Jungs sich annähern, merken Ben und wir als Zuschauer schnell: Die Probleme von Tariq (sensationell gespielt von Sobhi Awad) sind groß. Ben möchte dem neuen Freund helfen, denn Tariqs großer Bruder ist auf der Flucht verschollen. Gemeinsam beginnen die Kinder im Internet zu recherchieren… die Suche schweißt sie zusammen, sie werden Freunde für immer.
Eine auch für mich zutreffende Filmkritik habe ich gelesen im Kinder und Jugend Filmportal. Dort heißt es:
„Beide Kinder fühlen sich entwurzelt. Aber der Film ist so klug, ihre Erfahrungen nicht einfach zu vergleichen oder gar auf eine Ebene zu stellen.“
Und weiter schreibt der Filmjournalist und Filmpädagoge Stefan Stiletto, ihn überzeuge der Film „vor allem als universelle Geschichte über das Abschiednehmen und die Suche nach einem (neuen) Platz für sich in der Welt“. Er weiß um den Halt, den eine Freundschaft dabei geben kann, wenn er ausführt: „Besonders bemerkenswert ist, dass es hier nicht nur gemeinsame Erlebnisse sind, die Ben und Tariq zusammenschweißen. Sie werden zu Freunden, weil sie sich unterstützen und trösten, sich Mut machen und einander zuhören, und weil sie sich mal mit, mal ohne große Worte verstehen.“
Kein Wunder also, dass auch andere Kritiker sich mit Lob überschlagen. „Können wir solche großartigen Filme bitte öfter im deutschen Kinderkino sehen?“, fragt kino-zeit.de und der Bayerische Rundfunk (BR2) meint: „Ein Film, der Platz für echte Gefühle und Gedanken von Kindern lässt, ohne übertrieben dramatisch oder oberflächlich zu sein, und der gleichzeitig auch spannend und lustig ist.“
Wie gelingt ein Neuanfang?
Mich hat „Zu weit weg. Aber Freunde für immer!“ insbesondere deshalb berührt, weil sehr gut herausgearbeitet wird, wie es sich anfühlt, etwas Liebgewonnenes zurücklassen zu müssen. So muss Ben – ebenfalls hervorragend gespielt von Yoran Leicher – nicht nur die neue Stadt, die neue Schule, den neuen Fußballverein lieben lernen: Für den umjubelten Stürmer ist zunächst nur in der Abwehr Platz. Wie also gelingt ein Neuanfang? Die beiden Protagonisten im Film haben sehr Unterschiedliches verloren.
Vereint sind sie in ihren Gefühlen, sich nicht neu verorten zu können und nicht zu wissen, wohin sie gehören.
Halt erzielen sie letztlich durch ihre Freundschaft, die sich im Film peu a peu entwickelt. In der Schule, bei kleinen Abenteuern (immer wieder zieht es Ben zurück zum Abbaugebiet, das mit eindrucksvollen Bildern gezeigt wird), auf einer Party der älteren Schwester, am Bahnhof und, natürlich, auf dem Fußballfeld 🙂
Die Jugend Filmjury empfiehlt den Film für Kinder ab 11 Jahren. Er spreche viele verschiedene Themen der heutigen Erwachsenenwelt an und „versucht diese für Kinder im Alter von Ben und Tariq zu erklären. Somit behandelt er sehr einfach schwierige Probleme, wie beispielsweise Braunkohleabbau und Immigration.“
In der Jugend Filmjury sitzen übrigens Kinder und Jugendliche im Alter von 10-14 Jahren, die in mehreren Städten Deutschlands zusammenkommen, um Kinder- und Jugendfilme zu schauen und zu bewerten. Was der Jugend Filmjury an diesem Film noch gefällt, könnt ihr hier nachlesen.
Mein ohfamooses Fazit: Ein Film, der unter die Haut geht und Zuversicht versprüht. Genau richtig in unseren bewegten Zeiten. Freunde für immer – ein wärmender Gedanke.
Und hier sind unsere Link-Empfehlungen:
- Mehr über den Film inklusive Trailer.
- Auch musste ich sofort an das Road-Movie ROADS denken, das ich im Mai 2019 gesehen habe. Dieser Film behandelt eine ähnliche Thematik, wenn auch die Protagonisten älter sind. Doch geht es um eine magische Freundschaft zwischen zwei Jungs…
- Hier erfährst Du etwas über Heimat.
- Mehr über das Thema Neuanfang.
- Hier berichtet Gastautorin Silvia Schanze über syrische Gastfreundschaft.
- Wie sieht der Alltag eines Flüchtlings aus?
- Männerfreundschaften – ein eigenes Thema auch auf ohfamoos.
Fotos via farbfilm verleih GmbH