Jeden Tag eine gute Tat
Heute mal wieder etwas zum Nachdenken. Sonja macht sich Gedanken, wie wir unseren Alltag und auch unsere Gesellschaft positiver gestalten können. Sie lebt nach dem Motto: Jeden Tag eine gute Tat und ist der Meinung, es ist unsere Pflicht mehr für unser Gemeinwohl zu tun – und sie ist mit ihrer Sichtweise nicht allein.
Neulich stehe ich in Dubai in der Schlange beim Check-In für den Flug nach Frankfurt. Den negativen PCR-Test und meinen Reisepass in der Hand schaue ich mich um und entdecke vor mir eine Frau, die zitternd in ihrer Handtasche kramt. Ein jüngerer Mann, ich tippe es ist ihr Sohn, hält sie fürsorglich am Ellenbogen. Als der junge Mann sie verlässt, schaut sie sich unsicher um.
Die Frau hat Angst und sie tut mir leid. Ich spreche sie an und frage, ob sie auch nach Frankfurt fliegt. Als sie bejaht, gesteht sie mir, dass sie nicht weiß, wie sie zur Abflughalle kommt. Ich biete ihr an, sie zu begleiten. Die Erleichterung ist ihr trotz Maske anzusehen. Ich bitte Sie zu warten, bis ich meine Koffer aufgegeben habe, was sie auch tut. Gemeinsam gehen wir durch alle Kontrollen und ich erfahre, dass sie das erste Mal in Dubai war und nach 18 Monaten ihre Enkel endlich wiedergesehen hat. Als wir am Abfluggate ankommen, bedankt sie sich mehrmals für meine Hilfe. Ich freue mich und verbuche es unter „Jeden Tag eine gute Tat“.
Jeden Tag eine gute Tat
„Jeden Tag eine gute Tat“ ist ein Motto, nach welchem ich zu leben versuche und auch meinen Kindern sehr ans Herz gelegt habe. Es ist zwar „nur“ ein alter Pfadfinderspruch, aber ich bin überzeugt, er macht uns zu besseren Menschen – und bringt mehr Empathie in unsere Welt. Dabei ist es relativ egal, ob die gute Tat ein Kompliment, eine Spende für einen guten Zweck oder eben gezielte Hilfsbereitschaft ist.
Im Flieger muss ich wieder daran denken, wie glücklich die Frau war, dass ihr in ihrer Not geholfen wurde. Und frage mich gleichzeitig, warum die anderen Menschen in der Warteschlange ihr keine Hilfe angeboten haben.
Sind wir heutzutage alle so mit uns beschäftigt, dass wir unsere Umwelt und Mitbürger nicht mehr wahrnehmen?
Was fördert Empathie, Gemeinwohl und Rücksicht auf andere?
Mit dieser Frage hat sich auch Deutschlands wohl bekanntester Philosoph Richard David Precht in seinem neuen Buch „Von der Pflicht“ auseinandergesetzt. Im Klappentext des Buchs schreibt er: „Auf der einen Seite sind wir darauf konditioniert, egoistische Konsumenten zu sein. Und auf der anderen Seite braucht der Staat zu seinem Funktionieren genau das Gegenteil, nämlich solidarische Staatsbürger.“ Precht hat schon vor Jahren den Vorschlag gemacht, zwei soziale Pflichtjahre einzuführen. Eines nach dem Schulabschluss und eines beim Eintritt in die Rente, um Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich selbst in der Pflicht gegenüber dem Staat und auch gegenüber anderen zu erfahren.
Freiwilliges Soziales Jahr
Bei Jugendlichen sehe ich Zustimmung. Zwei meiner Neffen haben nach ihrem Schulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. Beide haben sich eigenständig dafür entschieden, es war keine Pflicht.
Vielleicht macht dieses Beispiel ja Schule. Das fände ich ganz ohfamoos, denn etwas für andere zu tun ist ein kleines Geschenk an uns selbst. Es gibt uns ein gutes Gefühl – und das können wir derzeit alle brauchen.
ohfamoos unterstützt
Elke und ich setzen uns gerne für gute Taten ein und stellen Euch ein paar Projekte vor, die wir ganz gezielt unterstützen, weil sie auf Spenden angewiesen sind:
Der Verein Kinder in Not war Charity-Partner unserer 4. ohfamoosen Unkonferenz. Bei der Aktionsgruppe gelangt jeder gespendete Euro ohne jeglichen Abzug von Verwaltungskosten zu 100% an sein Ziel. Das ist nur deshalb möglich, weil viele Mitglieder ehrenamtlich tätig sind und alle dennoch anfallenden Kosten von einem Sonderspender getragen werden.
Ebenfalls erwähnen möchten wir den Circus for Kids – ein Projekt der Extraklasse: Etwa 150.000 Kinder lernen im Circus for Kids Jahr für Jahr das, was viele Schulen nicht vermitteln: Mut, Stolz und Selbstvertrauen. Eine Elterninitative hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Circus vor dem Untergang zu retten.
Fotos: Sonja Ohly