Digitalisierung: So helfen Digital Coaches!
Sonjas Mutter hat eine schlaflose Nacht hinter sich. Sie wollte ihre Grundsteuererklärung online machen und dann hat sich Elster auf ihrem Smartphone aufgehängt. So wie Sonjas Mutter geht es bestimmt vielen Senioren, die mit der Digitalisierung schlicht überfordert sind. Sonja denkt über Abhilfe nach und hat Sarah Neubert gefunden, die Senior*innen bereits coacht.
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren, speziell durch Corona, exponentiell zugenommen und beeinflusst heute alle Lebensbereiche. Doch während die jüngere Generation die digitalen Entwicklungen nahtlos in ihren Alltag integriert, haben viele ältere Menschen Schwierigkeiten, mit der rasanten Veränderung Schritt zu halten.
5 Gründe, warum die Digitalisierung Senioren überfordert:
Hier sind einige Gründe, warum Senioren mit der Digitalisierung überfordert sein können.
1. Fehlende technische Vorkenntnisse
Viele ältere Menschen haben keine technischen Vorkenntnisse, da sie in einer Zeit aufgewachsen sind, in der es noch keine Computer, Smartphones oder Tablets gab. Daher können bereits die Grundlagen, wie beispielsweise die Bedienung eines Smartphones oder das Surfen im Internet, eine große Herausforderung darstellen.
2. Komplizierte Benutzeroberflächen
Die Benutzeroberflächen moderner Geräte und Software sind oft komplex und schwer zu verstehen, insbesondere für Menschen, die keine Erfahrung mit ihnen haben. Pop-up-Fenster, verschachtelte Menüs und unübersichtliche Optionen können schnell zu Frustration führen und ältere Menschen dazu bringen, den Umgang mit digitalen Geräten aufzugeben.
3. Schneller Wandel
Die Technologie entwickelt sich in einem rasanten Tempo weiter, was bedeutet, dass es ständig neue Geräte, Anwendungen und Funktionen gibt. Für Senioren kann es schwierig sein, mit dieser Geschwindigkeit Schritt zu halten, insbesondere wenn sie nicht regelmäßig auf die neuesten Entwicklungen achten.
4. Einschränkungen durch physische Einschränkungen
Ein weiteres Problem ist, dass viele ältere Menschen physische Einschränkungen haben, die den Umgang mit digitalen Geräten erschweren können. Beispielsweise können schlechte Augen, schwache Hände oder schlechtes Gehör die Bedienung von Smartphones und anderen Geräten beeinträchtigen.
5. Mangelnde Motivation
Einige Senioren fühlen sich von der Digitalisierung schlicht überfordert und sind nicht motiviert, sich mit den neuen Technologien auseinanderzusetzen. In vielen Fällen haben sie auch keine konkreten Gründe, warum sie digitale Geräte nutzen sollten, was ihre Motivation weiter beeinträchtigt.
Obwohl die Digitalisierung zweifellos viele Vorteile bietet, können Senioren aufgrund der oben genannten Faktoren Schwierigkeiten haben, sich damit zurechtzufinden. Um die digitale Kluft zu schließen und sicherzustellen, dass jeder Zugang zu den Vorteilen der Technologie hat, müssen wir uns bemühen, älteren Menschen zu helfen, ihre digitale Kompetenz aufzubauen und sie auf diesem Weg zu unterstützen.
Wohl dem, der Kinder hat
Ohne Kinder sind viele ältere Menschen regelrecht aufgeschmissen. Nicht jeder hat zuhause Internet oder besitzt ein Smartphone. Bei meiner Mutter waren es letztendlich ihre Enkel, die sie dazu veranlasst haben, ein Smartphone zu kaufen und sich mit Skype und Instagram zu befassen. Aber mit ihren 83 Jahren hat sie immer noch Angst, wenn eine Meldung auf dem Bildschirm erscheint, die sie nicht kennt oder das Smartphone keinen Speicherplatz mehr hat. „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“, ist nicht umsonst ein Buchtitel. Viele Senioren fühlen sich völlig überfordert und haben Angst vor dem falschen Klick. Tatsächlich ist in Deutschland laut aktuellen Studien jeder Fünfte über 60 Jahren offline – nutzt also kein Internet.
Die Welt wird digital…
…und Unternehmen bedienen digital. Bei Krankenkassen, Banken, Versicherungen und der Bundesregierung läuft immer weniger analog. Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Natürlich bringt sie auch viele Vorteile. Sichtlichen Spaß hat meine Mutter damit, Fotos und Videos an die Familie zu verschicken oder WhatsApp-Nachrichten zu schreiben.
Wo finden Senioren Hilfe?
In Städten sind Hilfsangebote, wie Vorträge, Schulungen und Kurse für Renter*innen und Senior*innen wahrscheinlich häufig zu finden, aber in ländlichen Regionen ist das Angebot oft dünn gesät. Die Volkshochschule in Lich hat Kurse im Angebot. Im Idealfall sollten solche Kurse kostenlos sein, doch genau das ist häufig ein Problem bei Renter*innen. Das Geld fehlt. Auch in Lich wird eine Gebühr von 6 Euro verlangt, obwohl das Angebot im Rahmen des Smart Cities-Modellprojekt „Smartes Gießener Land“ ermöglicht und vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert wird.
Ehrenamt und soziales Engagement
Wäre es nicht ohfamoos, wenn sich zu diesem Thema mehr Mentor*innen engagieren würden?
Ich spreche mit meiner Nichte Cara über das Thema. Jugendliche könnten sich hier doch gut engagieren, so unser Tenor – und sie erzählt mir von ihrer Freundin Sarah.
Die 19 jährige Sarah Neubert studiert Kunst, Musik und Medien in Marburg und engagiert sich in ihrer Freizeit. Sie coached Senioren.
Begonnen hat es mit einem Post auf Instagram. Das „MehrGenerationenHaus“ in Bad Kissingen, ihrem Heimatort, suchte Jugendliche als „Digital Coach“, um Senioren beim Umgang von Technik wie Smartphones, Laptop und Co. zu helfen. Sarah bewarb sich und wurde genommen. Ihre Arbeit mit den Senioren macht ihr sehr viel Spaß.
Die Senioren sind glücklich, dass jemand bereit ist, ihre Fragen zu beantworten, ihnen zu helfen und Dinge so lange zu erklären, bis sie es auch wirklich verstanden haben.
Sarah kennt die Probleme der alten Menschen. Teilweise beantworten Kinder oder Enkel die Fragen zu schnell, andere Senioren wiederum sind alleinstehend. In der mittlerweile sehr digitalisierten Welt sind diese Menschen aber mehr als froh und wirklich dankbar, dass es jemanden gibt, der sie an die Hand nimmt und ihnen hilft.
Wegen dieser Dankbarkeit mache ich diese Aufgabe sehr gerne, so Sarah.
Ich ziehe meinen Hut vor Sarah und hoffe, dass sich noch mehr engagierte Menschen finden. Es müssen ja nicht gleich Softwareingenieure oder ähnliche Experten sein – aber vielleicht könnte man in Rathäusern oder Cafés kleine Schulungen ehrenamtlich anbieten und somit auch ein soziales Miteinander für Senioren fördern. Ähnlich wie in Bad Kissingen. Eine Idee, die ich gerne verfolgen würde. Vielleicht hat ja der/die ein oder andere von Euch noch eine ohfamoose Idee?
Bitte schreibt uns, vielleicht können wir etwas bewegen, das wäre ohfamoos!
Foto: Privat, Canva