Von Qom nach Yazd
Warst Du schon mal in Qom und hast den heiligen Schrein des Imam Khomeini besucht? Wahrscheinlich nicht, aber Volker und Fritz waren dort. Sie sind auf ihrer Reise nach Indien und durchqueren den Iran. Die heutige Etappe auf dem Weg nach Indien geht von Qom über Abyaneh und Isfahan nach Yazd.
Qom, 7. November 2004
Morgens machen wir bei klarer Luft einen Spaziergang durch das Dorf Reine. Dann verabschieden wir uns vom Berg Damavand, der sich nie in seiner vollen Schönheit zeigt. Auf langen Serpentinen und durch zahlreiche Tunnel (schwach erleuchtet, Dieselgestank, brüllende Laster mit aufgeblendeten Scheinwerfern) gelangen wir zurück nach Teheran, wo wir die Straße nach Qom (heilige Stadt neben Maschad) nehmen.
Bald erreichen wir den „Heiligen Schrein“ des Imam Khomeini, eine ausgedehnte Anlage mit 4 Moscheen à 4 Minarette, im Zentrum das Grabmal des großen Ayatollah – bislang allerdings eine Großbaustelle mit teilweise fertig gestellten Nebengebäuden, in denen Souvenirs verkauft werden. Am Todestag Khomeinis pilgern Tausende von Moslems hierher; heute dagegen sind wir mit einigen Betenden (und Bauarbeitern) allein im Innern des Schreins. Andächtige Stille will nicht so recht aufkommen: dazu ist der gesamte Komplex zu monumental konzipiert und, für unseren Geschmack, auch etwas kitschig geraten.
Nebenan befindet sich der größte Militärfriedhof des Landes: Behest-é Zahra. Hier liegen Tausende von gefallenen Soldaten aus dem achtjährigen Krieg Iran-Irak begraben, teils in schlichten Einzelgräbern, teils in Familiengrüften. Bei einigen Gräbern sind Fotos der Gefallenen zu sehen: interessanterweise sind darunter auch Frauen.
Auf der Weiterfahrt werden wir zum ersten Mal bei einer der gelegentlichen Polizeisperren nicht durchgewinkt, sondern kontrolliert. Besonders das Visum in unseren Pässen wird geprüft, bevor wir mit einem freundlichen Gruß weiterfahren dürfen. Kurze Zeit danach folgt uns ein Pkw auf Schritt und Tritt. Als wir schließlich halten, entpuppt sich der Fahrer als deutschsprachiger Iraner, der ein Jahr in München gelebt hat. Er gibt uns seine Handy- Nummer und bietet seine Hilfe an.
An der nächsten Autobahn-Mautstelle werden wir nicht abkassiert, sondern mit einem „Good- bye“ durchgewinkt. Auch heute rufen uns einige junge Männer wieder „We love you“ hinterher, und ein uralter VW-Käfer mit D-Schild liefert sich ein munteres Wettrennen mit uns – bei jedem Überholvorgang amüsiert man sich königlich.
In der Dämmerung passieren wir einen Salzsee. Unser Standplatz ist eine Verlegenheitslösung einige hundert Meter entfernt von der Fernstraße. Qom liegt hinter uns: abgesehen von dem riesigen Schrein Hazrat-é Masumeh gibt es in der „Heiligen Stadt“ nicht viel zu sehen.
- Offensichtlich sind wir so ein seltsamer Anblick, dass viele Iraner ihre Neugier nicht unterdrücken können und, meist nach längerem Zögern, an unseren Bus herantreten, winken, hineinschauen und uns schließlich ansprechen.
- In den Nachrichten erfahren wir von Fortschritten in den Verhandlungen zwischen Iran, Großbritannien, Frankreich und Deutschland um die Atom-Frage. Dazu essen wir, im Land der Nüsse, große Mengen Pistazien.
Abyaneh, 8. November 2004
Nach dem Frühstück winken wir einem Lkw-Fahrer zu – was dieser als Hilferuf missversteht und anhält. Nun prüft er – ungebeten, aber in bester Absicht – Ölstand und Motorengeräusch. Da alles in Ordnung ist, strahlt er, nimmt uns fest in die Arme und gibt uns einen Bruderkuss – mit kratzendem Stoppelbart. Nun fahren wir nach Kashan und machen zunächst einen „Großeinkauf“: Zwiebeln, Tomaten, Mandarinen (mit hübschen grünen Blättern), Melonen, Äpfel, die ein Obst- und Gemüsehändler in einem kleinen Lagerraum an der Fernstraße verkauft. Für eine Unmenge an Ware (ach ja, Mohrrüben sind auch noch dabei) zahlen wir umgerechnet 1,20 €.
In der Nähe von Kashan besuchen wir den berühmten Garten Bagh-é Tarikhi-ye in Fin. Die Anlage, die mit Zypressen, Lilien und Wasserquellen ausgestattet ist, gilt als Modell eines persischen Paradiesgartens. Geplant und erbaut vor über 1000 Jahren zu Ehren von Shah Abbas I, ist der Komplex später immer wieder ergänzt und renoviert worden.
Abseits des Verkehrslärms und Benzingeruchs fühlen wir uns im Schatten der hohen Bäume und beim Plätschern der kleinen Springbrunnen wohl. Leider hat die Idylle einen historisch- bitteren Beigeschmack: 1852 wurde im Hamam der Gartenanlage der beim Volk beliebte Amir Kabir (Murza Taghi Khan) ermordet.
Auf der Rückfahrt nach Kashan zählen wir ca. 30 „Brecher“ auf eine Entfernung von gut 5 km – eine Maßnahme, welche die Raserei auf den Straßen (allgemeiner Volkssport, besonders von Motorradfahrern) zwar eindämmt, den fließenden Verkehr aber ziemlich aufhält: minutenlang hat der Fahrer nichts anderes zu tun, als ständig die ersten drei Gänge rauf- und runterzuschalten.
Innerhalb und außerhalb der Ortschaften stehen immer wieder fliegende Händler am Straßenrand: ihr Angebot reicht von Bananen über bunte Fußbälle bis zu Teekannen.
20 km vor Natanz befahren wir eine Gebirgsstraße, die uns in das Bergdorf Abyaneh führt. Davor, in einer langgezogenen Hochebene, fallen uns mehrere Flugabwehr-Geschütze auf, die offenbar zum Schutz geheimer Anlagen aufgestellt sind. Es gibt zähe Gerüchte, dass bei Natanz Nuklearforschung betrieben wird.
Bald erreichen wir in einer herbstlichen Gebirgslandschaft das Dorf Abyaneh, das – ähnlich wie Masoulé – in die Felsen hineingebaut wurde und nicht nur Wind und Wetter, sondern auch die Angriffe räuberischer Banden jahrhundertelang überstanden hat. Die wenigen Bewohner dieses quasi-Geisterdorfes machen sich rar und sind fast alles alte Leute. Sie stammen aus der ethnischen Gruppe der Zoroaster, die später zum Islam konvertierten.
Fritz und ich stellen fest, dass die Menschen sich deutlich von den bisher angetroffenen Iranern unterscheiden.
Fritz geht sogar so weit, den Frauen (die alle einheitlich bunte Kittel und Kopftücher tragen) eine Ähnlichkeit mit der „Berliner Oma“ zu bescheinigen. Eine dieser Frauen führt uns in ihre Lehmhütte, wo sie gebastelte Schmuckgegenstände (z.B. aus Schnüren, Erbsen und Muscheln), Puppen und getrocknetes Obst feilbietet. Nach einer kurzen Verhandlung kaufen wir ihr einen kleinen Vorrat an Trockenpflaumen ab.
Was uns zwischen den brüchigen, rissigen, mit Stroh stabilisierten Lehmhütten auffällt, sind die schönen Herbstfarben einiger Laubbäume, besonders der knorrigen, spiralförmig gewundenen Weinreben. Unser Abendessen nehmen wir diesmal „auswärts“ ein: das einzige Hotel im Ort verfügt über einen riesigen Speisesaal, in dem sich insgesamt 8 Gäste verkrümeln. Dennoch sind der Service und die Qualität der Speisen ausgezeichnet. Wir bestellen Huhn- bzw. Lammspieß und erhalten dazu Reis, Brot, Tomate, Dickmilch und Tee mit süßen Keksen. Auch die Toiletten (ein manchmal leidiges Thema während unserer Karawane) sind Klasse.
Isfahan, 9. November 2004
Nach einer friedlichen Nacht an unserem Bergdorf fahren wir nach Isfahan. Bald sind wir am riesigen Universitätsgelände, wo wir im International Office freundlich begrüßt werden und ein sehr schönes Zimmer im 3. Stock des Gästehauses erhalten – mit weitem Blick auf die Stadt.
Mutig fahren wir mit dem eigenen Bus bis zum Fluss und laufen dann von einer der berühmten Brücken (insgesamt gibt es neun) bis zur nächsten: um zur ältesten zu gelangen, müssen wir weite Wege gehen, aber wir sind im Schlepptau zweier junger Männer, die offenbar nichts besseres zu tun haben als uns herumzuführen – offenbar ohne Hintergedanken an Teppich- oder Juwelenverkauf. So erreichen wir schließlich die 800-Jahre alte Sharestan– Brücke, nachdem wir die Si-o-Se-Brücke (Pol-é Si-o-Se), die abends voller Fußgänger ist, die Djubi-Brücke (die eine besonders schöne Teestube beherbergen soll) und die Khaju-Brücke (die zwei Etagen besitzt) passiert haben. Morgen Abend, wenn die Brücken erleuchtet sind, wollen wir noch einmal losziehen und uns unter die Leute mischen.
Mit einem Taxi gelangen wir an den prächtigen Imam Khomeini–Platz, der 500 m x 160 m groß ist und zum staunenden Verweilen einlädt. Etwas ermüdet vom Brückengang schlendern wir gemächlich um den Platz, vorbei am Ali-Ghapu-Palast, an der Moschee Sheik Lotfollah mit ihren schönen blau-gelben Kacheln sowie, vor allem, an der Imam-Moschee, eine der größten Moscheen im ganzen Land. Die Hauptkuppel ist 54 m, die Doppelminarette sind 42 m hoch, und der Innenhof ist riesig und schön anzusehen. Die Bauzeit betrug 26 Jahre und endete 1638. Morgen werden wir bei Tageslicht noch einmal vorbeischauen und auch den „40-Säulen-Palast“ besichtigen.
- Wir freuen uns, ein Internet-Café entdeckt zu haben. Es entpuppt sich jedoch als Kundenfalle eines Teppichhändlers: „Welcome to internet and carpet!“
Isfahan, 10. November 2004
Da noch Ramadan herrscht, setzen wir uns zum Frühstück diskret in den Bus und servieren alles, was die Bordküche zu bieten hat: Brot, Butter, Käse, Marmelade etc. Als in diesem Augenblick der fastende Pförtner des Gästehauses neugierig zu uns hineinschaut, ruft Fritz dem Moslem fröhlich zu: „For us, no Ramadan!“ Der tolerante Iraner ruft zurück: „Enjoy your food!“
Heute Vormittag ziehe ich mir wieder mein Sakko an und verbringe einige Stunden rein dienstlich: mein Begleiter, ein Dozent für Graphik-Design, hat Zeit und offensichtlich große Lust, mich zunächst mit dem größten Universitätscampus des Landes vertraut zu machen. Dabei treffen wir viele seiner Kollegen und Freunde – ein Umstand, der in Deutschland mit einem knappen „Guten Tag, wie geht’s?“ abgetan wäre, hier aber jedes Mal ein formvollendetes Zeremoniell nach sich zieht: leichte Verbeugung, schwungvolle Handbewegung, floskelhafte Wendungen.
Da wir auch noch den ehemaligen Leibarzt des großen Ayatollah Khomeini treffen, vergeht viel Zeit, bis wir am eigentlichen Ziel, dem Department of Foreign Languages, ankommen. Dort werde ich, wie in Teheran, herumgereicht, treffe Deutsch sprechende Dozentinnen und Studentinnen sowie den Leiter der Englisch-Abteilung, der stolz von seiner Promotion in Stanford/USA erzählt. Auf dem Rückweg unterhalte ich mich etwas persönlicher mit meinem Begleiter, dessen ältere Tochter vor einem Jahr einen Deutschen geheiratet hat und nun in Freiburg/Breisgau lebt. Dann erklärt er mir noch die ursprüngliche Bedeutung von „Minarett“, welches früher, ohne Moschee, das Symbol für „Leuchtturm in der Wüste“ war.
Nachdem mich die Universität mit dem Wunsch verabschiedet hat, einen Dozenten- Austausch zwischen Isfahan und Berlin auf den Weg zu bringen, setze ich gemeinsam mit Fritz am Nachmittag unseren Stadtbummel fort. Wir besichtigen eine weitere armenische Kathedrale (Vank), die aus dem 17. Jahrhundert stammt.
Dann fahren wir erneut – diesmal am Tage – zum Imam Khomeini-Platz, den wir wegen seiner großzügigen Ausdehnung in Länge und Breite vom ersten Augenblick an gemocht haben. Nun, bei hellem Licht, drehen wir noch einmal die Runde um das riesige Viereck, besuchen erneut die Imam- Moschee mit ihren gewaltigen Ausmaßen und ihren schönen gelb-blauen Kacheln.
Ebenso eindrucksvoll, wenn auch viel kleiner, weniger dominierend und erst auf den zweiten Blick zu würdigen, ist die Moschee Sheik Lotfollah, die die schönsten Mosaike des 17. Jh. beherbergt und als besonderes Merkmal einen Pfau als Deckenfigur aufweist, dessen langer Schweif durch die Strahlen der Sonne gebildet wird. Dann schauen wir uns noch den „Palast der 40 Säulen“ (Chehet Sotun) mit Park und Museum an. Auf die erstaunte Frage, warum nur 20 Säulen zu sehen sind, lautet die Antwort, dass die übrigen 20 Säulen Ergebnis einer Wasserspiegelung seien.
Draußen vor der Tür tauschen wir zu einem günstigen Kurs 100 €. Die Geldwechsler sind zwielichtige Gestalten, so dass wir uns die Angst vor illegalem Schwarzhandel erst von einem dicht daneben stehenden Polizisten nehmen lassen, der das ganze Geschäft mit einem Lächeln beobachtet.
Während Fritz eine gute Stunde lang im Internet-Café (hier: cafénet genannt) verbringt, nehme ich an einer moslemischen Gebetsstunde in einer kleinen Moschee zusammen mit ca. 50 Gläubigen teil, die mich nicht nur erdulden, sondern mich – nach Ablage der Schuhe – sogar in ihre Mitte einladen, um auf kleinen Teppichen Allah zu huldigen. Da ich keine Schauspielstunde einlegen will, bleibe ich im Hintergrund und erlebe eine ziemlich monotone, durch den leitenden Mullah dirigierte Abfolge von Allah akhbar – Gesängen, die nach 30 Minuten urplötzlich beendet sind. Beim Hinausgehen bildet sich eine kleine Gruppe von Interessierten, die mir Datteln anbieten und mit mir plaudern.
Den Abend beschließen Fritz und ich mit einem Spaziergang über die schöne Si-o-Se-Brücke, welche die Hauptstraße von Isfahan (Chahar Bagh) miteinander verbindet und eine Fußgängerzone ist. Hier, oberhalb des Flusses, mit dem Blick auf die anderen schönen Brücken, die wir uns gestern erwandert haben, erleben wir die Iraner einmal recht ungezwungen – als Familien oder als Pärchen, die sogar Händchen halten und sich diskret näherkommen.
Apropos: wir sind nicht wenig erstaunt, als ein junges Mädchen, das uns eine Zeitlang beobachtet haben muss, im Dunkeln auf uns zukommt und uns in ein längeres Gespräch verwickelt, über unsere Herkunft und vieles mehr. Man merkt ihr, die gut Englisch spricht, an, dass Ausländer („you foreigner?“) Mangelware sind und damit auch fremdsprachige Gesprächspartner eher selten.
Fritz und ich beenden den schönen Tag mit einer Kanne Tee in einem langgestreckten „Teetunnel“ unterhalb der Brücke – ein Markenzeichen der Stadt Isfahan. Direkt an unserem Tisch rauscht das Wasser des Flusses vorbei, und um uns herum sitzen viele junge Leute (auch ein paar alte sind dabei), die entspannt ihre Wasserpfeifen rauchen und ein Schwätzchen halten.
In den Straßen immer wieder Läden mit Gewürzen und Süßigkeiten, teils eingepackt in „Konfektschachteln“, teils frisch auf dem Tresen zur Schau gestellt, honig-triefend, aber auch wie Gebäck, oft knochentrocken.
Yazd, 11. November 2004
Zum Abschied aus dem wirklich sehenswerten Isfahan, wo wir weite Strecken zu Fuß absolviert haben, erhalten wir einen kleinen Blumenstrauß von der Angestellten des Gästehauses. Von der Fahrt nach Yazd gibt es wenig Spektakuläres, eher Atmosphärisches zu berichten. Über eine Mini-Autobahn, die über weite Strecken durch monotone Halbwüste führt und nur gelegentlich von kleinen und mittleren Oasen-Dörfern (Baumbestand, Wasser, Häuser aus Lehm mit Strohverstärkung) unterbrochen wird, gelangen wir in die Außenbezirke von Yazd (1230 m), der ältesten bewohnten Stadt des Iran. Unser Standplatz liegt direkt neben einer Moschee, vor der im Augenblick noch (17:00 = Einbruch der Dunkelheit) Fußball gespielt wird.
Auf dem Wege hierher sehen wir erstmalig ein Hinweisschild „Achtung Dromedare“. Die Autopiste durch die Halbwüste geht teilweise kilometerlang schnurgeradeaus, später fahren wir auch durch eine karge Bergkulisse. Irgendwann glitzert die Luft am fernen Horizont wie bei einer Fata Morgana und wir glauben uns in einem Wüstenfilm. Kulinarische Abwechslung in der staubigen Landschaft: ein frisch gemachter Obstsalat.
Yazd, 12. November 2004
Yazd ist uns von Anfang an sympathisch. So haben wir uns eine Wüstenstadt nicht vorgestellt: eine entspannte Großstadt mit über 300.000 Einwohnern, einem reichen Baumbestand, einer Wasserzufuhr, die sich zum Teil aus Gebirgsflüssen, zum Teil aus raffinierten Bewässerungssystemen (mit Tausenden von ghanats = unterirdischen Kanälen) speist. Außerdem charakteristisch sind die Wind-Türme (badgirs), die – im Aussehen den traditionellen englischen Schornsteinen ähnlich – für eine optimale Ausnutzung der Luftströme gerade im heißen Sommer sorgen, indem sie jede noch so leichte Brise auffangen und nach unten in die Wohnräume leiten, wo die Luft zirkuliert.
Die Altstadt von Yazd lernen wir im Bummelschritt tagsüber und in der Dunkelheit kennen. Auf den ersten Blick erscheint das große Areal von engen Gassen, Lehmhütten und kleinen Plätzen wie ein kaum bewohntes Labyrinth. Bei einem längeren Spaziergang öffnen sich jedoch immer wieder hohe eiserne Tore und geben den Blick frei auf unerwartet große, lichterfüllte Wohnanlagen mit einladenden Innenhöfen, die mit Blumen und Grünpflanzen geschmückt sind.
Der Zufall will es, dass wir hinter einem solchen Tor ein relativ neues, familiär geführtes Hotel entdecken, das uns vom Persönlichen, Ästhetischen und Hygienischen so gut gefällt, dass wir hier einmal übernachten. Der Besitzer hilft uns, den Bus in den engen Gassen zu parken; dann erzählt er uns Wissenswertes über die Gegend, verspricht uns Abendessen (Auberginen mit Käseauflauf) und verbreitet eine herzliche Gastlichkeit. Nachdem wir uns in einem gemütlichen Zimmer niedergelassen haben, besichtigen wir Alexander’s Prison, den „Schrein der 12 Imame“, ein Münzen-Museum, eine Keramik-Werkstatt und plaudern bei Tee und Kaffee mit einem aufgeweckten jungen Mann aus dem kleinen Touristenbüro.
Etwas weiter ist es zur großen Jame-Moschee, wo wir ein weiteres Mal auf unserer Reise kunstvolle Minarette und aufwendig hergestellte Kacheln bewundern.
Dann geht es hinüber zum Hauptplatz von Yazd, wo der Amir-Chakhmagh-Komplex steht, den wir über schmale Treppen besteigen, bis wir – nur noch übertroffen von den grün-blauen Minaretten – einen herrlichen Panoramablick über die Stadt haben.
Ein abendlicher Besuch in einem Zentrum für traditionellen iranischen Kraftsport erweist sich als Flop: einige junge Männer lassen für 1 € Eintritt die Muskeln spielen, indem sie schwere Ketten und Keulen mit viel Brimborium durch die Luft schwingen.
- Nach einem besinnlichen Nachmittag (Tee und Lektüre) im ruhigen Innenhof wird unsere seelische Verfassung durch Berichte von angeblichen Banditen-Überfällen im iranisch- pakistanischen Grenzgebiet (auch bekannt als „Drogen-Piste“) vorübergehend erschüttert. Was steht uns bevor, und wie können wir uns am besten schützen? Glücklicherweise erhalten wir aus anderen Quellen zuversichtlichere Nachrichten: so treffen wir einen jungen Backpacker, der gerade aus Quetta kommt und ein beruhigendes Gefühl von Normalität verbreitet. Er schenkt uns den Rest seiner pakistanischen Rupien und gibt uns außerdem Übernachtungstipps für Kerman und Lahore.
Die vorhergehende Etappe:
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