Ist Grün das Gold für unsere Zukunft?
Nachhaltig – der Begriff nutzt sich ab. Leider! Wie könnten wir nicht danach streben, ein „nach uns“ mit zu gestalten? Dafür sorgen, dass alles, was wir hinterlassen, ein gesundes, weiteres Wachstum ermöglicht? Eine, die sich bemerkenswert konsequent für grünes Leben und Arbeiten engagiert, der dabei so gar nicht dieses „Öko-Geschmäckle“ anhaftet, möchte ich euch unbedingt vorstellen. Voilá: Green Janine.
ohoo: Du warst viele Jahre u. a. das TV-Gesicht für Explosiv. Mittlerweile bist du zur grünen Moderatorin, Mit-Gründerin eines Labels für nachhaltige Businesskleidung und grünen Familien-Managerin avanciert, die nebenbei auch noch Nachhaltigkeit studiert. Bist du heute glücklicher?
Green Janine: Ja, ich bin heute glücklicher, weil ich mein Herzensthema gefunden habe. Das heißt aber nicht, dass ich früher unglücklich war. Viele Jahre hat mir meine Arbeit als Boulevard-Journalistin irre viel Spaß gemacht.
Aber irgendwann kam für mich die große Frage: Wofür stehe ich eigentlich? Und will ich nicht ein bisschen mehr Sinn in mein berufliches Tun bringen.
Und weil ich jetzt diesen Sinn gefunden habe, empfinde ich auch ein großes Glück.
ohoo: Wie oft bist du schon auf deine Metamorphose angesprochen worden? Und mit Skepsis und Argwohn womöglich?
Green Janine: Oft! Und ja, es gab auch skeptische Stimmen, vor allem aus der grünen Szene, wie ich sie liebevoll nenne. Die haben mich erst für jemanden gehalten, der auf einen Zug aufspringt ohne es ernst zu meinen. Aber ich habe meine Skeptiker überzeugt, weil ich das Leben, das ich propagiere, lebe.
Von heute auf morgen ein neues Leben?
ohoo: Vermutlich ist dein Bewusstsein für ein – ich nenne es mal – grünes Leben und Arbeiten nach und nach entstanden. Gab es den einen magischen Moment, an dem es für dich hieß „Jetzt krempele ich um und setze Alles auf eine grüne Karte!“
Green Janine: Es gab zwei. Der erste war die Geburt unseres Sohnes. In dem Moment hatte ich Verantwortung für ein weiteres Leben. Und Verantwortung für Kinder heißt auch, die Welt lebenswert zu erhalten. Der zweite magische Moment war die Kündigung. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, weil ich keinen Plan B hatte. Ich wusste nur: Irgendwie grün soll jetzt auch mein Berufsleben werden. Daraus entstand später Green Janine.
ohoo: Mein Eindruck ist, dass du wahrhaftig eine für dich stimmige Lebensphilosophie entwickelt hast und diese nun als „Botschafterin“ mit handfestem Tun in die Welt trägst. Wie hat es dein Leben bereichert und verändert?
Ich lebe mein gesamtes Leben viel bewusster. Und das ist auch der Kern von Nachhaltigkeit.
Green Janine: Sich bewusst darüber sein, welche Folgen das eigene Tun hat, im positiven wie im negativen Sinn. Das meint bspw. Konsum, aber auch die Frage: Was tue ich mir selbst mit zu viel negativem Stress an? Ich lebte früher ständig auf der Überholspur. Dabei sind Gesundheit und Familienleben zu kurz gekommen. Und das Blöde an so einem Leben ist ja: Das viele Geld, das Du verdienst, kannst Du nicht genießen, weil Du keine Zeit dazu hast. Dann lieber weniger Geld haben, aber ein reicheres Herz – an schönen Erfahrungen. Mein Leben ist auch langsamer geworden, obwohl ich immer noch viel unterwegs bin. Aber ich erlaube mir inzwischen mal Pause zu machen. Früher habe ich mich dabei absurderweise als faul empfunden. Heute kann ich Pausen richtig gut ertragen.
ohoo: Ich kenne Viele, die im Grunde aufgeschlossen für nachhaltigeres Leben sind. Es zu tun sei jedoch mühsam und kostspielig. Wie war das bei dir?
Green Janine: Bei mir fing es an, als wir eine neue Kaffeemaschine kaufen mussten. Auf die kaputte Kapselmaschine folgte eine, in die Bohnen eingefüllt werden und ich kaufte Fair Trade-Bohnen. Seitdem stelle ich mir eigentlich bei allem, was ich konsumiere oder tue die Frage: Gibt´s das auch in nachhaltig? Ja – und in vielen Fällen spart es sogar Geld. Stoffbeutel statt Plastiktüten oder Mehrwegbecher für den Kaffee unterwegs, denn dafür gibt’s mancherorts Rabatt. Wer regionales und saisonales Gemüse und Obst kauft, kommt genauso günstig weg wie im Discounter. Das Anstrengende ist oft, diese grünen Alternativen zu finden. Aber dafür gibt´s ja Menschen wie mich, die das recherchieren und vorleben. Und dann müssen die anderen es nur noch nachmachen.
ohoo: Sind der Klimawandel, die Verschmutzung der Meere und Kinderarbeit zu weit weg von Einzelnen, als dass sie sich mit verantwortlich fühlten?
Green Janine: Ja, das ist der springende Punkt:
Der Einzelne kann sich entziehen, er kann das Gewissen zum Schweigen bringen und Produkte kaufen, an denen Kinderblut klebt und der Klimawandel wirkt für viele sehr weit weg, obwohl er sehr präsent ist. Das Problem ist: Wenn wir so weit sind, dass jeder ihn ganz plakativ vor Augen hat, ist es für die große Wende und die Rettung der Welt schon zu spät.
Deshalb müssen viele jetzt mit ins Boot! Als Boulevardjournalistin glaube ich, dass das über Emotionen funktioniert und die bietet die Thematik reichlich. Was uns droht, sollte jedem Angst machen. Es gibt so viel Hoffnung in Form von Lösungsideen, so viele positive Geschichten. Wir müssen unseren Kindern einfach zeigen, dass das Thema gelebt werden will! Denn sie sind die nächsten, die für diese Welt kämpfen.
Grün und Wirtschaft – wie geht das zusammen?
ohoo: Erzähl uns bitte, wie einfach es im Grunde auch für Unternehmen ist, heutzutage grün zu wirtschaften. Und was sind deren Stolpersteine?
Green Janine: Alle Unternehmen könnten grüner wirtschaften und damit auch für positive PR sorgen. Stolpersteine sind, dass grünes Wirtschaften nicht kurzfristig gedacht werden kann. Wenn sie zum Beispiel ihre Leuchtmittel gegen LED tauschen, geben sie erst mal Geld aus. Langfristig sparen sie erheblich Energiekosten ein. Du brauchst an der Spitze eines Unternehmens jemanden, der diesen Punkt verstanden hat und bereit ist für einen grünen Weg. Wenn die Geschäftsführung nur halbherzig sagt: Wir müssen auch mal was mit dieser Nachhaltigkeit machen, funktioniert es nicht.
Grün Wirtschaften heißt auch Vorangehen und -denken, innovativ sein. Und mit Innovationen hat schon so manches Unternehmen gut verdient. Es ist also auch noch lukrativ!
ohoo: Zum Schluss: Wie trägt „grün“ zur Lebenskunst bei? Oder verhält es sich etwa umgekehrt?
Green Janine: Es bedingt sich ein bisschen gegenseitig. Ich lerne in der grünen Szene lauter Lebenskünstler kennen. Sie sind Idealisten und wollen etwas bewirken. Viele von ihnen haben auch einen Change hinter sich, haben für große Firmen gearbeitet, viel verdient und sich die Sinnfrage gestellt. Wenn Du einen gut bezahlten Job hinwirfst, musst Du wohl ein bisschen zum Lebenskünstler werden. Denn was dann kommt ist nicht immer leicht. Aber was ich mit aller Gewissheit sagen kann:
Es lohnt sich – so sehr, dass ich manchmal heulen könnte vor Glück.
Und die ‚Next Steps‘?
ohoo: Liebe Janine, ich finde dein Schaffen große Klasse und freue mich, dass es rasend schnell so viel Aufmerksamkeit bekommt. Was führst du noch im Schilde?
Green Janine: Der erste Traum ist gerade Realität geworden. Ich habe mit einem Kölner Modelabel „Essentials“ heraus gebracht. Das ist Businessmode für bewusst konsumierende Frauen. Nachhaltig, pflegeleicht, zu unterschiedlichen Anlässen tragbar und reduziert auf das Wesentliche. Mein nächster großer Traum ist das Green Janine Haus oder auch gleich ein ganzes Quartier. Die Frage: „Wie leben wir in Zukunft?“ treibt mich sehr um. Wir stehen da vor gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen. Meine Ideen dazu sind schon sehr weit fortgeschritten und zu Papier gebracht. Und einen passenden Partner habe ich auch gefunden. Wenn dieses Projekt gelingt, mache ich drei Wochen Freudentänze.
Übrigens – als Ergänzung zu Janines nachhaltig produzierter Business-Kollektion sind wir bei manomama ja fündig geworden für Alltagskleidung. Auch die manomama-Gründerin engagiert sich seit Jahren für grünes Leben und Arbeiten.
Auf Janines Blog und auf ihrer Facebook Seite habe ich ohfamoos-einfache Tipps für einen grünen Alltag gefunden. Und damit fängt jeder Change an – mit einem ersten, ganz leichten Schritt.
Gehst du schon einen grünen Weg? Erzäh‘ uns davon doch in den Kommentaren.
Das Interview führte Cornelia Lütge
Fotos: Jörg Strehlau und privat (unsplash)
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