Germany 2064, turbulente Gedanken für die Zukunft
Um schreiben zu können braucht man eine Idee. Die muss nicht immer vom Autor selbst sein, wie das Buch Germany 2064 von Martin Walker zeigt. Mein ehemaliger PR Kunde, die Unternehmensberatungsgesellschaft. A.T. Kearney und ihr Think Tank, lieferten den Anlass und die Ideen für diesen ohfamoosen Zukunftsthriller.
Martin Walker ist eigentlich besser für seine Krimiserie „Bruno, Chef de police“ und „Schatten an der Wand“, das Buch über die Höhlen von Lascaux, bekannt, als für einen Zukunftsroman. Doch als Mitglied des Think Tanks „Global Business Policy Council“ von A.T. Kearney, die auch deutsche Politiker beraten, hat er detaillierte Einblicke in die Visionen und Erkenntnisse dieser Denkfabrik. Germany 2064 ist vom Plot her zwar ein Krimi, aber das Anliegen des Autors und seiner Ideengeber geht weit darüber hinaus und ist viel bedeutsamer.
Die zugrundeliegende Idee, wie Deutschland und Europa im Jahr 2064 aussehen könnten, ist von Walker spannend in Szene gesetzt. Deutschlands Bevölkerung lebt im Jahr 2064 in zwei verschiedenen Welten: die Mehrheit städtisch-modern mit allem erdenklichen High-Tech. Die Lebenserwartung dieser ‚Städter‘ ist hoch, denn sie haben jederzeit ortungsbare Chips implantiert, die ihren Gesundheitsstatus ständig überwachen. Sie reisen in selbstfahrenden Autos und besitzen Personal Communicators, die alle Informationen und Kommunikation als Hologramm in beliebiger Größe vor ihnen erstehen lassen. Man duscht im Duschautomat und das Abtrocknungsgerät ersetzt das Handtuch, weil Baumwolle wegen des weltweiten Wassermangels unerschwinglich geworden ist. Drohnen überwachen ihre Welt.
Ein Fall von außergewöhnlicher Industriespionage
Den Gegenentwurf zur durchtechnisierten Stadtwelt bilden die freien Gebiete. Dort lebt man eher ländlich. Hier wird Gemüse ökologisch angebaut, man folgt dem Sonnenstand, züchtet Bienen, jagt, hört Live-Musik und lebt fast ganz ohne technische Hilfsmittel. Bei den ‚Freiländern‘ finden wir Tradition und Nostalgie. Deshalb besuchen auch einige Städter die freien Gebiete – um gemütlich zu essen, Freunde zu treffen und Live-Musik zu hören.
So auch Friedrich Wendt, der Erfinder von Roberto, ein Roboter mit künstlicher Intelligenz. Zusammen mit Christina, einer Autorin, die er gern für sein Unternehmen gewinnen möchte, genießt der über Hundertjährige sein Abendessen, um anschließend das Live-Konzert von Hati Boran zu besuchen. Doch Hati Boran wurde entführt. Angeblich von einem Roboter aus dem Hause Wendt. Jetzt kommen Kommissar Bernd Aguilar und sein engster Mitarbeiter Roberto zum Einsatz. Gemeinsam geraten sie in einen Fall von außergewöhnlicher Industriespionage, der weit über die Grenzen Deutschlands hinausgeht.
Der eigentliche Kriminalfall, den Walker im Buch konstruiert, ist nicht unbedingt spektakulär. Das jedoch sind die Visionen für unser Wirtschaftssystem von morgen, seine Einblicke in die Robotik und unsere Gesellschaft der Zukunft.
Aus den Ideen des A.T. Kearney Think Tanks entwickelt Walker eine Zukunftsperspektive für Deutschland und die Welt.
Dabei stehen am Anfang jedes Kapitels Auszüge aus wissenschaftlichen Publikationen. Und genau diese umfangreichen und von detailliertem Wissen zeugenden Aussagen machen Germany 2064 zu einer ohfamoosen Lektüre.
Germany 2064 ist ein Buch der Stunde, denn man fragt sich während des Lesens: was passiert in Zukunft mit unserem ohfamoosen Planeten?
Auch dieses Buch, das Elke rezensiert hat, beschäftigt sich mit dem Thema Zukunft, hier speziell: die Zukunft der Arbeitswelt.