Die digitale Welt
Digitale Welt: Wearables. Seamless Payment. Robots. Smart Homes. Predictive Policing. 3-D-Printing. Big Data und Digitalisierung. Wir sind mitten drin. In der digitalen Transformation. Und verstehen die Welt nicht mehr?
Wir mutieren von Akteuren einer vertrauten Dienstleistungsgesellschaft zu Hineinstolperern in eine kaum vorstellbare Wissensgesellschaft. Es scheint, als würde das Verständnis für die Möglichkeiten und Auswirkungen durch die Digitale Revolution noch einer digitalen Elite vorbehalten sein: den Jüngeren, den Nerds, den Codern, den Wissenschaftlern, den digitalen Unternehmern. Vielen anderen geht der Stift. Oder es steigt der Stress, beruflich und familiär. Angst, dass Roboter uns ersetzen. Streit mit den Kids wegen der Smartphone Nutzung. Burnouts wegen ständiger Erreichbarkeit nach Feierabend. Und vieles mehr.
Zeit, sich die Sache einmal etwas genauer anzuschauen!
Gesellschaftlicher Big Shift
Die Transformation einer Gesellschaftsform geschah immer schleichend doch beständig. Diesmal infiltriert das „Neue“ alle gesellschaftlichen Schichten vergleichsweise rasch und konsequent. Global. Unausweichlich. Rasant. Ein sogenannter Megatrend der besonderen Art. Das Zukunftsinstitut beschreibt Megatrends so: „Ein Megatrend wirkt in jedem einzelnen Menschen und umfasst alle Ebenen der Gesellschaft: Wirtschaft und Politik, Wissenschaft, Technik und Kultur. Megatrends verändern die Welt – zwar langsam, dafür aber grundlegend und langfristig.“
Die Erfindung des Smartphones sorgt dafür, dass Menschen in Weltmetropolen ebenso wie in entlegenen Gebieten (Netzanbindung vorausgesetzt) vom digitalen Wandel profitieren. Immerhin: 2009 gab es allein in Deutschland 6,3 Millionen Smartphone Nutzer, heutzutage sind es schon 57 Millionen. Das heißt ihr Kommunikations- und Konsumverhalten, ihre Informations- und Einflussmöglichkeiten haben sich durch die Teilhabe am Geschehen im Internet drastisch verändert.
Im privaten wie im beruflichen und öffentlichen Wirken erlebt, wer sich im Internet nicht zu informieren und „bewegen“ weiß, fast Ausgrenzung. Ob Familienmanagement (Family-WhatsApp-Chat), Bildung (virtuelles Klassenzimmer, Webinare), politische Teilhabe (Information und Wahlomat) oder Konsum (Transparenz des Marktes) – alles scheint einfacher, durchsichtiger, effektiver.
Bedeutet ein Leben ohne Internet ein Leben am Rande der gesellschaftlichen Teilhabe?
Die digitale Welt rockt
„Ich muss wohl auf eine zweite Existenz hoffen…“, sagte Karajan kurz vor seinem Tod voller Vorfreude auf die technische und digitale Revolution in seiner Branche (focus.de). Er begann als Visionär in seinem Salzburger Institut schon frühzeitig, mit Hilfe von Technik das Beste aus der Musik herauszuholen.
Dieses Internet-Digital-Wissens-Thema setzt riesige Potenziale in uns Menschen und unserem Miteinander frei! Sonst würden sich doch nicht Alle so reinhängen, Milliarden investieren, Neues lernen. Und Vorteile für unseren Alltag bringt es auch. Welche erlebst du?
Im Bereich Wirtschaft sind Innovationen immer schon der Treiber für Wachstum. Die Digitalisierung sorgt für neue Produkte, Dienstleistungen und Abläufe. Menschen erfinden, entwickeln und setzen diese Neuerungen um. Wachstum steht für Erhalt, Weiterentwicklung und idealerweise für Verbesserung. Zweifelsohne – Arbeitsplätze entstehen, menschlichere Führung ersetzt das Diktat der Mächtigen und Marktgesetze verändern sich hin zu mehr Verbraucher- und Arbeitnehmermacht.
Die Möglichkeiten, politisch Einfluss zu nehmen, sind größer. Die Ägyptische Revolution 2011 wurde bspw. von vielen westlichen Medien als Aufstand der „Generation Facebook“ gepriesen. Die Teilhabe an Sozialen Medien eröffnet Chancen für Information und Einflussnahme jeder/s Einzelnen. Die #Metoo-Bewegung ist dafür ein weiteres Beispiel, wenn Bürgerbegehren viral gehen. International!
Die Wissenschaft profitiert z. B. im Bereich Forschung von der Verfügbarkeit riesiger Datenmengen enorm. So können Theorien schneller belegt werden, neue Erkenntnisse und Wissen ausgetauscht und nutzbar gemacht werden.
Die Digitale Revolution ist eben nicht nur technologisch relevant. Technologie ist das Werkzeug, das unser Leben verändert. Der Einsatz von Robotern ist bspw. für pflegende Berufe angedacht. Selbstfahrende Autos sind längst kein Zukunftsszenario mehr. Und die virtuelle Realität holt uns jedes Reiseziel vor die Linse auf dem Sofa. Alexa & Co. beeindrucken mit künstlicher Intelligenz und in Smart Homes steuern wir von jedem Ort dieser Erde die Heizungsanlage.
Wenn in der Kultur sich die DNA einer Gesellschaft manifestiert und zeigt, dann bricht folglich einiges auf. Normen und Werte verändern sich. Überbringer von Gedächtnissen verändern ihre Form und sind nicht mehr nur wenigen vorbehalten. Wer schleppt denn noch drei dicke Bücher mit in den Urlaub? An wessen Frühstückstisch raschelt noch eine unhandliche Zeitung? Wer hält sich noch ans zeitlich vorgegebene TV-Programm? Und Künstler reduzieren ihren Ausdruck schon längst nicht mehr auf drei Dimensionen.
Die digitale Welt schockt und macht Angst
Natürlich, alles hat mindestens zwei Seiten. Die tiefgreifenden Veränderungen der digitalen Revolution werfen große Fragen und Sicherheitslücken auf. Sie fordern uns eine ungeheuer komplexe und fordernde Souveränität im Umgang z. B. mit den Medien ab. Und eine klare Meinung darüber, wie viel und warum wir von diesen Einflüssen in unser Privat- und Berufsleben einfließen lassen wollen. Diese Entscheidung können wir nur treffen, wenn wir uns auskennen. Bereit sind zu fragen und zu lernen.
Unser Nutzungsverhalten im Internet liefert persönliche Daten. Daten sind die neue Währung heißt es. Über Konsumpräferenzen, politische Ansichten und Lebensführung. Und durch die tägliche, digitale Kommunikation mit dem Smartphone legt sich über die analoge eine zweite unsichtbare Sphäre aus Informationen. Wer kennt das nicht? Man googelt nach einem Ferienhaus in Dänemark und bekommt beim nächsten Öffnen der Suchmaschine Angebote für Regenwetterjacken. Wir müssen Bewusstheit dafür haben. Und unsere Wege im Netz entschieden gehen!
Die großen Fragen lauten u. a.: Wie kann Kontrolle über unsere digitalen Spuren stattfinden und wer soll das Recht haben sie auszuüben? Welche Chancen und Risiken existieren jetzt und im weiteren Verlauf? Wie schützen wir unsere Meinungsfreiheit und Privatsphäre? Wie schaffen wir es, die Antworten nicht nur den Nerds, den Digital Experts und den Influencern zu überlassen?
Lernen und Bewusstheit sind die Schlüssel
Als Bürger und Teilhaber einer zunehmend digitalen Welt werden wir Nutznießer eines triumphalen Wandels. Die Technologie macht’s möglich. Ob Neuerungen gebraucht werden, ist nicht immer die Frage. Wenn’s möglich wird, ist der Mensch geneigt, es gut zu finden. Mein Leben z. B. ist nicht besser durch eine WLAN-basierte Musikanlage. Nun ist mein Gatte etwas nerdig veranlagt 🙂 und unser Haus damit ausgestattet. Das Saysche Theorem „Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst“ beweist sich in dieser innovativen Zeit gerade zuhauf.
Bei vielen Menschen fehlt noch die Erkenntnis, dass wir beim Kommunizieren und Surfen, beim Online-Kauf und in den sozialen Medien Einblick in unsere Gedanken geben. Dass die Digitalisierung nicht droht, unsere Arbeitsplätze zu rauben, sondern dass neue Arbeitsplätze und -formen entstehen. Und dass der digitale Wandel uns eine große Bereitschaft zum Lernen, souveränen Umgang mit den Technologien und Mitmenschen abverlangt. Ohne diese Bereitschaft und unser persönliches Engagement werden wir eines Tages aufwachen und feststellen:
Wir haben keine Ahnung mehr, wie die neue Welt funktioniert.
Lasst uns Erfahrungen austauschen. Über das Ohfamoose und Bedrohliche sowie unseren Umgang mit den digitalen Errungenschaften und Entwicklungen. Wir sind sehr gespannt!
Text: Cornelia Lütge
Bildquellen: kevin-392517-unsplash und samuel-zeller-158996-unsplash
Sehr spannendes und hochaktuelles Thema.
Ganze Heerscharen von Experten und Amateuren
beschäftigen sich damit. Die Gefahr, dass
Werte, die sich über Jahrhunderte bewährt haben auf der Strecke bleiben ist nicht gering. Nicht alles was zu digitalisieren wäre muss auch gemacht werden.
Das Analoge (persönliche Begegnungen etc.) darf nicht auf der Strecke bleiben. Vereinsamung droht!
Lieber Johannes Speis,
ein guter Punkt, den Sie da anmkerken. Ich teile ihn unbedingt!
Bei aller Begeisterung für gewisse Möglichkeiten und deren Nutzung aufgrund der technologischen Entwickungen, bei allem Verständnis dafür, dass der Mensch nicht stillstehen kann und wird – das müssen wir sehen und achten:
Wir sind soziale Wesen und brauchen den analogen – also persönlichen – Kontakt zu anderen. Wie die Luft zum Atmen. Ob privat oder beruflich.
Manfred Spitzer hat gerade ein Buch über Einsamkeit als (tödliche) Krankheit geschrieben. Und die Welt beschäftigt sich ebenfalls mit der Einsamkeit in Folge (u. a.) der Digitalisierung: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article174119846/Megatrend-Schlimme-Krankheit-Einsamkeit.html.
Werte und Normen stehen auf dem Prüfstein. Wandel heißt Veränderung. Das ist grundsätzlich gut so; wir profitieren alle davon. Gerade geht alles so schnell und bis ins Mark persönlicher, organisationaler und gesellschaftlicher Selbstverständlichkeiten. Es ist eine große Herausforderung, zu verstehen, ein Standing zu entwickeln und zu behaupten. Und als sich als Mensch nicht von Technologie und ihren Möglichkeiten sowie Auswirkungen regieren zu lassen.
Wie handeln Sie das? Inwiefern sind Sie Nutznießer? Wo sagen Sie „Stopp“?
Ohfamoos grüßt Sie, Cornelia
Das mit den Werten, die sich über Jahrhunderte bewährt haben und jetzt dank Digitalisierung verloren gehen, habe ich schon öfter gehört und habe damit so meine Probleme. Das ist mir zu negativ. Werte befanden sich immer im Wandel und jahrhundertealt allein ist auch kein Prädikat. Vor 500 Jahren hat man Leute auf der Straße noch für etwas zu essen erschlagen. Kann man drauf verzichten. Aber das nur am Rande.
Ich sehe die Digitalisierung als große Chance. Man sollte sie und ihre Methoden als Werkzeuge verstehen, d.h. man muss sie erlernen und verstehen, um sie richtig zu gebrauchen. Das ist etwas, was in Deutschland im Augenblick zu sehr vernachlässigt wird. Digitalisierung = Industrie 4.0 und das war es. Die politische Betrachtung und Einschätzung greift viel zu kurz. Die Lehrenden und die Schüler brauchen dringen eine vernünftige und tiefgreifende Ausbildung im Bereich Digitalisierung. Man sollte das nicht der „Straße“ überlassen.
Mit digitalen Grüßen 😉
Lieber Dirk G. Hilbert,
Danke für Ihren weiterführenden Kommentar! Genau deshalb schreiben wir hier immer wieder – für eine Auseinandersetzung und einen Austausch.
Werte und Normen geben uns ja Orientierung und Sicherheit. Und wenn wir tiefgreifende Veränderung bemerken, dann erst, weil sich Neues bereits ein Stück etabliert hat. Nun heißt Neu erstmal nur anders. Und jede/r mit individueller Lebensgeschichte und -form fragt sich: Ist das gut für mich. Oder blöd? Und hoffentlich: Wie wirkt es sich in einem kollektiven Kontext aus?
Natürlich ist es gut, dass wir zivilisierter miteinander umgehen. Leben unantastbar sein soll. Das brachte der Wandel mit sich. Und bestimmt gab es seinerzeit Menschen, die bei entsprechenden Gesetzen aufatmeten und andere, die an der Macht der Stärkeren festhalten wollten.
Mit der Digitalisierung verhält es sich doch so: Auch sie bringt Vorteile und Nachteile mit sich. Nur als Beispiel: Sie gründet neue Berufe und macht andere überflüssig. Des einen Chance, des anderen Gefahr. Da braucht es tatächlich Wissen um die Auswirkungen und Möglichkeiten. Von daher bin ich da sehr bei Ihnen: Wir brauchen Digitalisierungs-Bildung. Und zwar für die Jüngeren und die Älteren. Denn da liegt der Hase im Pfeffer: Die Jüngeren preschen vor, haben ein neues Selbstverständnis (Werte!), die Älteren sehen Chancen nicht oder weniger, spüren oder erfahren jedoch die Gefahr. Da ist das Thema Vereinsamung bzw. analoge Begegnung wiederum nur ein Beispiel.
Es ist komplex. Chancenreich. Und wahnsinnig spannend. Deshalb beschäftigen wir uns auf ohfamoos auch damit.
Lassen Sie uns hier im Austausch bleiben. Genau darum geht es doch in dieser wandelmutigen Zeit: sie zu verstehen. Selbstverantwortlich zu sein. Und das geschieht u. a. durch das Kennenlernen verschiedener Ansichten und Erfahrungen.
Ohfamoos grüßt aus Sie,
Cornelia