Was macht eigentlich Melli?
Melli, also Melanie Blankenstein, ist ja eine der Gründerinnen dieses Blogs. Ohne sie wäre ohfamoos 2014 nicht an den Start gegangen. Und auch wenn sie heute nicht mehr im Redaktionsteam ist, so ist sie ohfamoos treu geblieben. Als Leserin und Gastautorin – und wir freuen uns zudem immer, wenn wir mal wieder einen Kommentar aus Sydney bekommen. Denn dort lebt Melli ja mit ihrer Familie. Und wir fanden es an der Zeit zu fragen: Was macht eigentlich Melli? Und wie geht es ihr im 13. Jahr down under?
Melli, was macht Dein Leben, fangen wir mit der Familie an?
Uns geht es allen sehr gut, das vorweg. Der Spagat zwischen Kindern und Arbeit nimmt mich natürlich sehr in Anspruch. Inzwischen hat sich der Aktionsradius der Kinder, 9 und 11 Jahre alt, stark erweitert und um das viele Rumfahren komme auch ich nicht herum. Sydney ist eine große Stadt.
Du bist also weiter bewusst viel unterwegs mit den Kindern?
Ja, ich bin gerne dabei und unterstütze so gut und oft ich kann (und auch darf). Wenn wir z.B. zum Debattieren fahren, das ist ein Argumentationswettbewerb unter den Schulen der Stadt, freue ich mich über ein Auto voller Kinder, die sich unterhalten. Da bekommt man so einiges mit. 🙂
Zum Beispiel?
Strategien wie diese Runde gewonnen werden kann oder was es Neues auf welchem Youtube-Kanal gibt. Da bin ich dann ganz ruhig und spitze meine Ohren. Manchmal versteh ich kein Wort, was aber nicht an der Sprache liegt. Was mich allerdings aufhorchen lässt, ist die Sorgen der Kinder um ihre Zukunft. Ausbildung, Umweltverschmutzung, Artenaussterben.
Die nächste Generation macht sich berechtigt Sorgen. Im Übrigen auch darüber, dass sie nicht ernst genommen wird.
Wachsen Kinder am anderen Ende der Welt, verglichen mit den Kindern Deiner Freundinnen in Europa, anders auf?
Ja und nein. Sicherlich beeinflusst die englische Sprache und das Klima in Australien den Alltag der Kinder, aber es gibt auch viele Parallelen – Ihr habt bei ohfamoos z.B. über das Mädchen berichtet, das am Schreibwettbewerb des Auswärtigen Amts teilgenommen hat, oder die Tochter von Cornelia, die gleich einen eigenen Blog hat. Das finde ich super und so etwas passiert auch hier mit ähnlichen Themen.
Deine Tochter schreibt doch auch, oder?
Ja, sie ist ebenfalls sehr engagiert und schreibt gern. Manchmal auch an die Zeitung einen Leserbrief, wenn Ihr etwas nicht passt. Kürzlich hat sie auch einen kleinen Roman verfasst.
Das klingt schön selbstbewusst…
Ja, oft denke ich, dass diese Generation einfach so mutig und im positiven Sinne forsch ist. Ich glaube unsere Generation war in diesem Alter nicht so. Leider sind die Diskussionen über Computerspiele aber auch ähnlich. Meine tägliche Diskussion mit unserem Sohn um Computerspielzeit etc. – das ist bestimmt egal wo auf dieser Welt not so exciting …
Sonja hat ja kürzlich geschrieben, das Leben fange noch mal richtig an, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wie siehst Du das?
Ich bin ja noch nicht ganz soweit, meine Kinder sind noch zu jung. Aber ich kann es bei guten Freunden mit älteren Kindern beobachten. Und ja, es stimmt. Aber einige sind auch überwältigt mit der neuen Lebensphase.
Was macht Dein Job im Architekturbüro?
Der nimmt drei Tage pro Woche in Anspruch. Unser Büro plant und baut hauptsächlich Einfamilienhäuser. Anbau, Umbau, Neubau. Das ist eine Aufgabe, wo ich viel eigene Lebenserfahrung einbringen kann. Jeder weiß, wo sein Lieblingsplatz im Haus ist. Meiner z.B. ist die Küche – und ich sorge immer dafür, dass die Küche und der Essplatz das Kernstück eines jeden Hauses werden.
Dein Mann hat vor 4 Jahren eine neue Firma gegründet, bist Du da auch involviert?
Ja, sehr sogar, nicht nur als Teilhaberin. Wir sprechen viel über die Firma in der Familie. Da unleashlive international aufgestellt ist, finden Conference Calls auch gerne mal am frühen Morgen oder am Wochenende statt, z.b. wenn bei uns schon Samstagmorgen, aber in Europa erst Freitagabend ist. Dadurch bekommen die Kinder automatisch viel über unleashlive mit und kommen oft mit guten Fragen und noch besseren Ideen um die Ecke. Was mich überrascht: Wie selbstverständlich Kinder mit dem Thema KI (Künstliche Intelligenz) umgehen! Für ihre Generation ist es klar, dass KI und intelligente Roboter ein Teil ihrer Arbeitswelt sein werden.
Was genau macht unleashlive?
Unleashlive ist eine cloud basierte KI-Plattform für Video- und Bilddatenverabeitung. Dabei handelt es sich um Bilddaten, die das menschliche Auge nicht mehr erfassen kann, sei es aufgrund von Auflösung, Menge oder Geschwindigkeit.
Und was passiert damit?
Mit unleashlive können Unternehmen anhand der in Echtzeit ausgewerteten Daten sehr schnell und genau viel besser begründete Entscheidungen treffen. Von Sicherheit, Umweltschutz, Pipeline-Instandhaltung, Erdbewegungen und Stadtentwicklung… Da gibt es unendlich viele Anwendungsgebiete.
Apropos Stadtentwicklung, wie hat sich denn Sydney für Dich im Laufe der Zeit verändert?
Die Stadt hat sich in den letzten 13 Jahren in der Tat verändert. Waren wir „locals“ im Winter vor 10 Jahren noch allein am Manly Beach, machen Touristen heute keine Winterpausen mehr und wir spüren die Nachteile der Globalisierung. AirBnB hat z.B. ganze Stadtteile anonymisiert. Es kommt auch vor, dass ich am Wochenende nicht an den Strand gehe. Es ist mir dann oft einfach zu voll und zu vermüllt, das finde ich schade.
Das „aber“ kommt sicher noch, wie ich Dich kenne… 🙂
Genau, denn ich finde ich die Stadt nach wie vor wunderschön und egal bei welchem Wetter: Der Himmel über Sydney ist immer unglaublich hoch und weit. Auch die Verzahnung von Natur, Wohnraum und Arbeitswelt ist hier einzigartig. Wenn ich mit dem Schiff in die Stadt fahre, halte ich immer noch inne und staune über die schöne Komposition von Oper, Brücke, Innenstadt und Naturhafen.
Jemand hat einmal vor langer Zeit zu mir gesagt, sobald man an der Oper vorbeifährt und nicht mehr den Kopf hebt, sollte man weiterziehen. Und das ist mir bisher noch nie passiert.
Wir freuen uns sehr, dass Du Dich weiter so wohl fühlst! Danke für Deine Einblicke und auf bald!
Hier noch zwei unserer Lieblingsartikel von Melanie über die Pfalz (wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte) und eine Einladung zum Ausgehen …
Fotos: privat / Melanie Blankenstein