Weiter an das Gute glauben
Weiter an das Gute glauben, das erhofft und wünscht sich die Ukrainerin Ievgeniia Späth, die als Vorsitzende den gemeinnützigen Verein LIFE Cologne vorantreibt. Elke hat mit ihr gesprochen, denn am Freitag ist es traurige Wahrheit: Am 24. Februar 2023 ist es genau ein Jahr her, dass Russland die Ukraine überfallen hat. Wir bringen Auszüge aus diesem Gespräch – und erinnern an weitere wichtige Artikel, die ohfamoos im letzten Jahr zum Thema Ukraine veröffentlicht hat.
Rückblick: Am 24. Februar 2022 begann die offizielle Invasion Russlands in die Ukraine, die bis heute andauert. Die russischen Streitkräfte überschritten die Grenze zur Ukraine und griffen mehrere Ziele im Land an, darunter Flughäfen, Kraftwerke, Brücken und Wohngebiete. Die Ukraine wurde gezwungen, den Kriegszustand auszurufen und die Mobilisierung ihrer Streitkräfte zu beginnen.
Und jetzt, nach einem Jahr Krieg, ist die Lage in der Ukraine weiterhin ungelöst, da die Kämpfe zwischen den ukrainischen Streitkräften und den russischen Truppen weitergehen. Der Konflikt hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, die humanitäre Situation in der Ukraine verschlimmert sich – und es ist kein Ende in Sicht.
ohfamoos berichtet über die Ukraine
Wir haben im letzten Jahr auf ohfamoos mehrfach über die Menschen aus der Ukraine berichtet. Über die, die nach Deutschland gekommen sind, sich mutig an das Leben in Deutschland anpassen und weiter an das Gute glauben. Seht weiter unten mehr dazu! Elke hat sich zudem persönlich eingesetzt – sie und ihre Familie nahmen im Frühjahr 2022 eine Frau mit Kind auf. Seitdem verfolgen wir noch genauer, wie die Lage speziell in Kiew ist – denn dorthin kehrten die beiden im Herbst zurück, um wieder bei ihrer Familie zu sein.
Im Interview, das Elke kürzlich mit der Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins LIFE Cologne für das hyperlokale Kölner Nachrichtenportal „Meine Südstadt“ geführt hat, sagt die Ukrainerin Ievgeniia Späth:
„Dass der Krieg so lange dauern würde, hat niemand gedacht. Die meisten hofften, nach 3-4 Monaten dürfte man zurückkehren in die Heimat. Das, was ich in der Zwischenzeit aber verstanden habe, ist: So schlimm der Krieg ist, er bringt auch Menschen zusammen.“
Weiter an das Gute Glauben
Das bedeutet: Ievgeniia Späth spürt weiter Solidarität. Und diese Solidarität bringt sie bewusst und ganz offen zum Ausdruck. Sie bemerkt Widerstände, sie sieht und fühlt, dass viele Menschen auch in Deutschland erschöpft sind und eigene Probleme haben, die sie nicht herunterspielt. Und vor allem wissen alle Ukrainer, die von Deutschland aus ihrem Heimatland helfen, wie drastisch die Kosten gestiegen sind, zum Beispiel Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen.
Aber sie kämpft weiter, weil sie an das Gute glaubt – und das bringt ihr Kraft.
Als Elke Ievgeniia fragt, warum sie und ihre Mitstreiter*innen offenbar doch so viel optimistischer in die Zukunft schauen, als Elke selbst, antwortet sie sofort und überzeugt:
„Ich sehe, was wir nur in einem Jahr geschafft haben! Und das geht weiter! Ich habe nun neue Kontakte z.B. in andere Länder wie Frankreich – viele, viele machen wie wir weiter. Ja, klar, sind wir auch mal müde, müssen abschalten. Aber das ist ja normal. Und wenn wir nicht mehr können, motivieren wir uns gegenseitig. Wichtig ist, dass man vor allem physisch etwas tut. Nicht mehr überlegen, wann endet dieser Krieg. Das hilft keinem. Anpacken, das hilft. Und dann fühlt man sich nicht hilflos, sondern wichtig.“
Ivegeniias Devise ist: Man kann so viel gegen den Krieg tun.
Iryna lebt jetzt in Frankfurt
Das weiß auch die Ukrainerin Iryna, die seit einem Jahr in Frankfurt lebt. Erst kürzlich haben wir ihren Gastbeitrag veröffentlicht, in dem sie berichtet, wie sie zusammen mit ihrer Tochter Alisa nicht nur ihr neues Leben managt, sondern wie sie kontinuierlich anderen hilft. Es ist sehr lesenswert, was Iryna schreibt:
Ukrainerin in Frankfurt: „Ich danke Deutschland für das Vertrauen“
Irynas Tochter hatte uns – zusammen mit der ebenso bewundernswerten Alisa Subotina – bereits im Frühjahr 2022 ein Interview gegeben. In diesem sprechen die beiden Mädchen über ihre Eindrücke und Gefühle, die dieser schlimme Krieg in ihnen ausgelöst hat.
Ein Jahr Krieg
Wir empfehlen, sich dieses Interview heute, im Angesicht des traurigen Jahrestages, noch einmal zu vergegenwärtigen. Denn was diese jungen Frauen leisten, oft still und effizient, ist gewaltig!
Der Konflikt währt schon lange
Aber ist es wirklich nur ein Jahr Krieg, den wir da erleben? Nein, denn die Menschen leben in der Ukraine schon viel länger mit dem Konflikt. Hier ein kurzer Überblick über das Geschehen:
Im Februar 2014 begannen Proteste in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Auf dem Maidan protestieren Menschen gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch, der als pro-russisch galt.
- Am 22. Februar 2014 trat Janukowitsch zurück und eine pro-europäische Regierung wurde gebildet.
- Im März 2014 annektierte Russland die Krim, eine Halbinsel im Süden der Ukraine. Dies wurde von der internationalen Gemeinschaft weitgehend als Verletzung des Völkerrechts betrachtet.
- Im April 2014 begannen separatistische Aufstände im Osten der Ukraine, insbesondere in den Regionen Donezk und Luhansk. Die Separatisten erklärten ihre Unabhängigkeit von der Ukraine und forderten eine engere Beziehung zu Russland.
- Die Ukraine startete im Juni 2014 eine Militäroperation gegen die Separatisten, um ihre Kontrolle über das Gebiet wiederherzustellen.
- Im September 2014 wurde eine Waffenruhe vereinbart, die jedoch nicht lange hielt.
- Im Februar 2015 wurde ein weiteres Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das jedoch auch nicht eingehalten wurde. Im Laufe der Jahre 2015 und 2016 blieb der Konflikt ungelöst und es gab immer wieder Kämpfe und Eskalationen.
- Im Januar 2017 erklärten die Separatisten die „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk.
- Im Juli 2017 lieferten die USA erstmals Waffen an die Ukraine, um sie im Kampf gegen die Separatisten zu unterstützen.
- 2018 kam es zu einer erneuten Eskalation der Kämpfe, es gab zahlreiche Tote auf beiden Seiten.
- 2019 fand ein neues Gipfeltreffen statt, bei dem ein Waffenstillstand vereinbart wurde, der jedoch nicht vollständig umgesetzt wurde.
- März 2021: Es kommt erneut zu einer Eskalation der Kämpfe.
- Am 24. Februar 2022 begann die offizielle Invasion Russlands in die Ukraine, die bis heute andauert. Die russischen Streitkräfte überschritten die Grenze zur Ukraine und griffen mehrere Ziele im Land an. Die Ukraine wurde gezwungen, den Kriegszustand auszurufen und die Mobilisierung ihrer Streitkräfte zu beginnen.
Wir wollen weiter an das Gute glauben!
Es ist erschreckend, wie lange die Menschen in der Ukraine schon mit dem Konflikt konfrontiert sind. Es ist aber auch erschreckend, wie wenig die internationale Gemeinschaft bis vor einem Jahr getan hat. An was hat sie geglaubt?
Du möchtest für die Ukraine spenden? Hier erfährst Du mehr. Momentan werden von den Spenden vor allem Medikamente und Konserven finanziert, aber auch die Transportkosten beglichen.
Wir danken der gesamten deutschen Gesellschaft für die Unterstützung der Ukrainer und der Ukraine! Wir schätzen Ihre Unterstützung sehr.
Wir glauben, dass sich das Gute durchsetzen wird. Und wir sind sicher, dass die Ukraine gewinnen wird, denn die Wahrheit ist mit uns, Gott ist mit uns, und wir haben die Unterstützung aller fortschrittlichen und guten Menschen
Am heutigen Weltfrauentag möchte ich ganz besonders an die vielen, vielen Frauen aus der Ukraine denken, die so mutig sind oder werden mussten wie Iryna und Alisa. Nach einem Jahr schrecklichem Angriffskrieg gerät mehr und mehr in Vergessenheit, wie groß nicht nur das Leid an der Front ist, sondern wie auch jene Frauen und Kinder leiden, die weit entfernt von ihren Liebsten in Deutschland und anderen Ländern ausharren und auf das Kriegsende und eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen. An sie alle möchte ich heute denken und ihnen Kraft und Hoffnung zurufen…