Brauchen wir Elektroautos?
Ohoo, ein Auto, das mit Salzwasser fährt – gibt’s das? Leider nicht! Ich bin auf die Facebook-Meldung reingefallen und ich habe mich von meinem Wunschdenken lenken lassen, dass es möglichst umwelt-freundliche Fortbewegungsmittel gäbe. Dank Dieter R. Fuchs, unserem ohfamoosen Gastautor, wurden mir die Augen schnell geöffnet. Aber im Rahmen von Umweltschutz und Klimazielen braucht Deutschland neue Ideen für unsere Mobilität, denn die so angepriesenen Elektroautos sind leider nicht ganz ohfamoos.
Elektroautos brauchen nämlich Batterien! Und Batterien enthalten giftige Metalle wie Cadmium, Quecksilber, Blei und Lithium. Wobei Lithium im Moment das neue Zauberwort zu sein scheint. 50 kg Lithium braucht man für eine Batterie eines Elektroautos. Das heißt der Bedarf nach Lithium in Deutschlands Automobilindustrie wächst rasant. So rasant, dass die deutsche Regierung ein Joint Venture der Firma ACI Systems Alemania (ACISA) aus Baden-Württemberg mit einem Staatsunternehmen in Bolivien mit bis zu einer Milliarde Euro Forschungsgeldern unterstützt, um sich diesen Rohstoff zu sichern. Ab 2021 sollen dann jährlich bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid gefördert werden. 70 Jahre lang soll das größte Lithium-Vorkommen der Welt so ausgebeutet werden. (Quelle: Handelsblatt) Interessant, oder? Wo es doch in China schon 486 Elektroauto Hersteller (Quelle Bloomberg) gibt. China selbst hat große Lithium Vorkommen. Warum kaufen wir also nicht die chinesischen Autos, anstatt uns Lithium als Rohstoff zu sichern?
Was ist Lithium und wo kommt es vor?
Lithium ist das leichteste bekannte Metall auf der Erde und zählt zu den nicht nachwachsenden Rohstoffen! Es kommt zwar recht häufig vor, allerdings nur in sehr niedrigen Konzentrationen. Im sogenannten „Lithium-Dreieck“ Bolivien, Chile, Argentinien sollen 70 Prozent der weltweiten Lithium-Vorkommen lagern. Um Lithium zu fördern, wird das stark mineralhaltige Grundwasser zum Verdunsten in riesige künstlich angelegte Becken gepumpt. Es gibt viel Kritik an der Lithiumgewinnung in Südamerika, da sich das Gewinnungsverfahren direkt auf die lokalen Wasserreserven auswirkt. Die Förderung der Lake aus dem Grundwasser führt nämlich dazu, dass der Grundwasserspiegel sinkt und Flussläufe, Wiesen und Feuchtgebiete austrocknen. Weideland geht verloren und das Tierleben ist bedroht. Aber warum nach Südamerika gehen? Lithium gibt es auch im Erzgebirge. In Zinnwald an der tschechischen Grenze gibt es ein Mineralgemenge aus Quarz, Eisen und Lithium. Hier hat die Deutsche Lithium GmbH die Abbaulizenz für 30 Jahre vom Sächsischen Oberbergamt erhalten. Der Abbau aus Festgestein ist zwar ein bisschen teurer, aber so würde man sich eine einheimische Versorgung schaffen.
Sind Elektroautos die einzige Lösung?
Auf meiner Reise durch Italien sehe ich an den Tankstellen Methan Tanksäulen. Huch, was ist denn das? Da muss ich mich auch wieder schlau machen, denn Chemie war in der Schule wirklich nicht meine Stärke 🙂 Also, Methan ist ein Gas aus einem Kohlenstoffatom und vier Wasserstoffatomen und ist ein Hauptbestandteil von Erdgas. Auf www.gibgas.de erfahre ich, dass Italien eine Vorbildfunktion bezüglich dieses Kraftstoffes CNG/Erdgas übernommen hat – und in Deutschland gibt es immerhin schon 850 öffentliche Erdgastankstellen, die zweithöchste Anzahl von CNG/Erdgastankstellen in Europa.
Meine Recherche geht weiter und ich stoße auf Autos mit Erdgasantrieb. Ein Erdgasauto ist wie ein Elektroauto umweltschonend. Rußpartikel oder Aldehyde (und was sonst noch aus dem Auspuff eines Benzin- oder Dieselautos herauskommt) entstehen beim Erdgasauto nicht. Erdgas verbrennt also vergleichsweise sauber und ist für die Umwelt und für die Gesundheit des Menschen weniger schädlich. Und diese Autos kann man bei Audi, VW, Fiat und Seat kaufen. Was ich auch nicht wusste, es gibt sogenannte Bivalente Fahrzeuge; die haben den Vorteil, dass sie sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin fahren können.
Es gibt zum Glück einen anderen Hessen, der sich mit diesem Thema sehr gut auskennt: Harald Lesch. Er ist Astrophysiker, Naturphilosoph und viele von euch kennen ihn als Fernsehmoderator. Auch er hat Bedenken zur Elektromobilität. Wir müssen also weiter nachdenken. Es gibt Alternativen, aber ich finde in den deutschen Medien wenig zu diesem Thema. Gerade jetzt, wo die Politik sich um die Besetzung von Klimaschutz-Themen bemüht, fände ich ein bisschen mehr Aufklärung ganz ohfamoos.