Plötzlich tot. Und wie lebt man weiter?
Den alltäglichen Wahnsinn lieben. So lautet unser Motto, und meist berichten wir über Positives im Leben. Versuchen jedenfalls auch das Negative einzuordnen, so dass das Leben lebenswert bleibt. Manchmal aber versagt unser Optimismus. So geht es uns derzeit, denn Melanie wurde vor wenigen Tagen mit einer traurigen Nachricht konfrontiert…
Pfingsten in Deutschland, in Australien ein normaler Werktag. Dachte Melanie. Sie wurde leider eines Besseren belehrt – erreichte sie doch eine Email der Schuldirektorin, dass eine Mutter von Mitschülern ihrer Kinder über das Wochenende plötzlich und unerwartet verstorben sei. Die Frau hinterlässt einen 7jährigen Jungen und ein 9jähriges Mädchen.
Ein kleiner Junge wurde nur vier
Ähnlich schockiert waren wir alle vom ohfamoos-Team, als wir im Februar die Nachricht bekamen, dass der kleine 4jährige Till Glückstadt nach 2jähriger Krebskrankheit sterben musste. Ich hatte die Mutter zwei Wochen vorher noch interviewen können. Wir wollten aufrufen, für neue Heilmethoden zu spenden, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Kurz nach der Veröffentlichung des Interviews verließen den kleinen Till die Lebenskräfte.
Was macht man in solchen Momenten? Schockstarre und schnell weiter machen? Das jedenfalls ist Melanies erste Reaktion und sie mailt uns:
„Seitdem funktioniere ich nur noch. Und das besser denn je. Bloß nicht nachdenken.“
Melanie kannte die Mama nicht sehr gut, aber ihre Kinder kennen die Geschwister vom Schulhof. „Wir sind eine sehr kleine Schule. Ich konnte nur schwer beruhigen, wir sind alle sehr mitgenommen.“
Manchmal verschwindet auch eine ganze Familie spurlos
Cornelia findet als Erste in unserem Team tröstende Worte. Sie mailt nach Sydney: „Ich kann mir vorstellen, wie sich das anfühlt. Vor einigen Monaten ist bei uns in der Nachbarschaft eine ganze Familie spurlos verschwunden. Ein Mädchen, das in die Parallelklasse meiner Tochter ging, ihre Mutter und Vater: einfach weg. Riesen-Aufgebot in der Nachbarschaft, an der Schule natürlich auch, dort jedoch behutsam. Den Vater hat man dann in der Elbe gefunden, an einem Betonklotz befestigt. Die beiden anderen – bislang immer noch keine Spur. Und dann wurde die Suche eingestellt.“
Heute steht das Haus da: Leer, der Garten verwildert. Cornelia ringt ebenfalls um Fassung:
„Und jeden Tag fragen sich Viele: Sind die beiden einfach vergessen?“
Nach solchen Tragödien, gerade wenn man die Menschen hinter den Schicksalen persönlich kennt, hilft unserer Meinung vor allem eines: Sich mitteilen. Trost suchen, ihn hoffentlich finden. Denn das Leben geht weiter, es muss. Wir sollten uns frühzeitig klar machen, dass wir alle in unserem Leben mit schrecklichen Dingen konfrontiert werden. Früher oder später. Oder wie Sonja es versucht einzuordnen:
„Je älter wir werden, umso mehr werden wir auch Tragisches erfahren. Nicht nachdenken ist da meines Erachtens eine schlechte Option. Hilfe anbieten und drüber reden hilft mehr. Die Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht.“
Lieben – Trauern – Schmerz
Ist es nicht so? Nur weil wir lieben, können wir auch trauern. Lassen wir andere Menschen in unser Herz und bauen eine Beziehung auf – dann fühlen wir auch den Schmerz wenn diese von uns gehen. Im Umkehrschluss heißt es also: Trauern erinnert uns an unsere Fähigkeit zu lieben und/oder zu kümmern. So könnte man es sehen… wenn es doch nur nicht so unendlich weh tun würde….
Wir haben heute wenig Rat. Wir möchten dennoch auch mal traurige Worte mit Euch teilen. Wenn jemand mehr dazu weiß, sind wir dankbar es zu erfahren. Nutzt gern die Kommentarfunktion hier unter dem Beitrag! Danke!