Aufruf zur BEAUTY REVOLUTION!
Achtung, liebe LeserInnen. Heute wird’s unverblühmt und wahnsinnig sinnlich. Es geht um Schönheit bzw. das, was insbesondere Frauen, junge wie reife, mit sich anstellen. Damit sie dem heutigen Ideal von Weiblichkeit entsprechen. Das wiederum hat mit Sinnlichkeit weniger zu tun. Wir stellen euch eine mutige, unbequeme Frau aus Hamburg vor, die seit geraumer Zeit lauthals mit 15 Sinnen zur BEAUTY REVOLUTION ausruft. Sie hat längst ihre persönlichen Ketten gesprengt. Vorhang auf für Katrin Sorgenfrey:
„Wir sind beeinflussbar. Das ist menschlich. Sind wir deswegen immer noch das „schwache Geschlecht“, das tut, was man ihr sagt? Oder ist es nur die Gesellschaft? Sind es die Eltern. Die Medien. Oder die Männer? Immer wieder frage ich mich: Wer oder was ist so machtvoll und sorgt dafür, dass Frauen im tiefsten Inneren glauben, ein Ideal bedienen zu müssen? Anders und besser aussehen zu müssen. Als so, wie wir von Natur aus sind.
Das perfide Diktat der Schönheit
Neulich höre ich auf einer Party, dass sich die Zwillingstöchter einer Mutter Silikonbrüste zur Konfirmation wünschen. Eine 18jährige wolle sich bei der Bank, wo sie ja als volljährig gelte, einen Kredit aufnehmen, um ihren Intimbereich zu tunen. Ich bin erschüttert.
Wem werde ich 2025 etwa ins Gesicht blicken? Künstlichen Fratzen, Masken, Barbies? Was ist echt? Meine Güte, welchen stummen Schmerz empfinden diese junge Frauen, dass sie sich so unwohl und fremd in ihren Körpern fühlen und so wenig begehrenswert. Oder täusche ich mich? Und das Motiv dieser jungen Frauen ist nicht emotional sondern rational, Kalkül?
Wenn ich mit meiner 16jährigen Tochter shoppen gehe, sehe ich diese jungen Verkäuferinnen. Sie haben überdimensionale Münder. Wer diesen Look in die Welt gesetzt hat, tat das ohne Scham und Gewissensbisse; sicher ahnend, was das bei den Mädchen quer über den Globus anzurichten vermag. Viele Mädchen würden sich never ever ohne Filter auf Instagram präsentieren. Sie schrauben mit Apps so lange an ihren Selbstbildern rum, bis die Realität nicht mehr real ist.
Wolfgang Joop, Heidi Klum und L’oreal – sie alle haben der Ethik ihrer Beauty-Industrie und ihren Kundinnen einen Arschtritt verpasst. Haben dafür gesorgt, dass Älterwerden gleich hässlich sein bedeutet. Und diktieren, was Menschen schön sein lässt.
Bloß nicht altern, dann wirst du hässlich
Es scheint als würde unser Äußeres furchtbar und abstoßend, wenn wir altern. Warum sonst möchten so viele reife Frauen (mittlerweile auch Männer übrigens) nicht nur dem Einheitslook entsprechen, sondern mit 50 wie 22 aussehen? Warum ist die Sehnsucht vieler so groß dazuzugehören? Zu den Rich & Famous? Zu den Angesagten, Erfolgreichen?
Meine Freundin ist Hautärztin. Sie botoxen alle, sagt sie. Das bringt den KollegInnen mehr Geschäft als die Behandlung von Allergien und Candida. Auch bei den Dermatologen schläft die Konkurrenz nicht. Sie machen Geschäfte mit der Schönheit. Natürlich, es gibt versierte Fachleute, die wirklich botoxen können. Die Patientinnen allerdings finden wahrscheinlich bald darauf eine neue Baustelle, wenn sie vorm Spiegel stehen. Jedenfalls so lange, wie sie glauben: älter werden heißt weniger schön sein.
Die Männer sind nicht schuld! Oder?
Ich finde, dass Männer das Übel vom Schönheitsideal nicht zu verantworten haben. Und Frauen sollten sich nicht rächen oder das Spielchen umkehren. Das ist viel zu kurz gedacht. Männer freuen sich doch, wenn sich Frauen schön finden. Wenn sie mit ihrem Körper gut verbunden sind und sich hingeben können. Und Männern gefällt es auch, wenn Frauen initiativ werden und ihre Bedürfnisse äußern. Dazu braucht es allerdings ein gewisses Selbstbewusstsein und …Übung. Für beide Seiten. Mein älterer Bruder sagte vor ein paar Jahren: „Ein Mann, der nicht scharf auf eine Frau wird, weil sie Cellulite hat oder eine kleinere Körbchengröße, hat nicht verstanden, worum es beim Liebesspiel geht. Er wird niemals ein guter Liebhaber für sie sein.“
Gibt es nicht sehr viel mehr Männer da draußen, die es ähnlich sehen?
Lasst uns wild, frei und sinnlich sein
Als Kosmetikerin kenne ich die Tricks von Make up und Cremes, als Werbekauffrau die Tücken von Claims. Als Heilpraktikerin ermuntere ich Frauen, ihr sinnliches Feuer zu entfachen. Sich ihrer natürlichen Schönheit bewusst zu werden, und sie zu verkörpern. Mit Make up. Und ohne.
Was wir heutzutage erleben und praktizieren um schön zu sein ist widernatürlich. Wo ist die Natur hin? Die Jugendlichkeit im Herzen? Der Wert der Menschlichkeit, die Akzeptanz der Vergänglichkeit? Wie können wir den Anforderungen von Außen begegnen und wieder zu mehr Selbstakzeptanz gelangen?
Ich selbst bin in den letzten 20 Jahren einen herausfordernden Weg gegangen, auf Bewunderung, Verwirrung und Verachtung gleichermaßen gestoßen. Unbeirrt gehe ich ihn weiter, öffne schützende Räume für Authentizität.
Beauty Revolution meint, Schönheit aus sich selbst heraus zu schöpfen! Mädchen und Frauen sollten sich wild, frei und sinnlich erleben können und ihre individuelle Schönheit so sehen können, wie sie ist. Sie sollten nicht dem Irrglauben unterliegen, erst durch ein Analbleaching, Intimpiercing oder mit größeren Brüsten weiblich und genug zu sein.
Dazu brauchen sie Bewusstheit für sich, ihre Geschichten und wahren Bedürfnisse.
Meine 15-Sinne-Philosophie ist revolutionär. Sie schafft diese Bewusstheit. Denn sie basiert auf der 12-Sinneslehre aus der Waldorfpädagogik. Ich habe sie erweitert: Sinn für Lust, Soziales, Kommunikation, Herz, Erkenntnis sowie Schönheit spielen eine sehr wirkungsvolle und heilende Rolle. Ja, das ist mein Beitrag, um den unsäglichen Entwicklungen des heutigen Schönheitsdiktats etwas entgegen zu setzen. Denn Schönheit ist m. E. ein Grundbedürfnis der Frau. Es ist tief in ihrer Seele verankert. Freiheit und Sicherheit für Weiblichkeit entstehen, wenn die Anerkennung der eigenen Schönheit aus sich heraus entsteht. Und der Zensor keine Chance mehr hat!
Als Hamburgerin sage ich heute Tschüß mit diesen Zeilen für euch:
„Frauen und Männer,
die sich über’s Außen definieren,
können sich fragen,
wann die Zeit reif ist,
sich mehr dem Innen zuzuwenden.
Denn klar ist:
Sie werden mehr.
Die Flecken und Falten.
Die Pölsterchen und Macken.
Wir können sie absaugen,
aufspritzen oder weglasern lassen.
Wir können Zertifikate erwerben
und Titel tragen.
Doch es kann passieren,
dass Frau oder Mann
auf Tristesse
oder Bitterkeit stößt.
Wenn sie der Endlichkeit
entgegenblicken.
Allerdings können wir auch
zum Lebenskünstler werden.
…“
Katrin Sorgenfreys Sinnesschule findet ihr hier. Sie veranstaltet zahlreiche Events und macht in deren Rahmen mächtig Lust auf eine längst fällige Beauty Revolution. Über sich selbst sagt sie:
„Ich bin eine Burning Woman, die zur Beauty Revolution aufruft. Weil es die SINNLICHKEIT ist, die andere anzieht und über unsere Hülle hinaus strahlt!“
Text. Cornelia Lütge
Fotos: privat
Wunderbar! Ich frage mich schon so lange, was dieser Schönheitstrend, der die vollkommene Un-Natürtlichkeit verherrlicht, noch für alienartige Geschöpfe bescheren wird. Und wie wohl das Selbstgefühl von Menschen sein mag, die sich bis zur Unkenntlichkeit verändern lassen. Sei es durch Implantate, Botexinjektionen, Tätowierungen oder was sonst noch so geht. Leider werden unsere jungen Frauen durch Instagramm und Co. beeinflusst und die Bloggerinnen der „Beauty-und Modeindustrie“ werden dafür prächtig bezahlt, jungen Menschen ein oberflächliches, konsumorientiertes Weltbild einzuimpfen. Ich bin 59 Jahre alt, und wenn meine Tochter, 19, mir sagt, dass sie mich darum schön findet, weil ich von innen leuchte, dann weiß ich, ich habe es richtig gemacht.