Frauenquote? Nein, danke!
„Ich bin gegen eine Frauenquote, und ich glaube auch nicht, dass eine Frauenquote die Welt retten wird.“ Sagt Sonja Ohly hier jetzt mal ganz deutlich. Sie ist der Meinung, „dass Frauen sich mehr engagieren müssen, um eine bessere Welt zu schaffen“. Warum und wie?
SPD und Union haben sich auf eine verbindliche Frauenquote in Vorständen börsennotierter oder mitbestimmter Unternehmen geeinigt. Eine Frau ab vier Vorstandsmitgliedern. Fein, das heißt: Frauen in der Wirtschaft wird es jetzt leichter fallen in den Vorstand einzuziehen. Aber wollen wir wirklich Quotenfrauen sein? Machen wir uns damit nicht klein?
So sagt Wiebke Winter, jung, weiblich, CDU-Mitglied, in einem Interview in der ZEIT: „Mir begegnen viele ältere Kolleginnen, die sagen: Aufgrund meiner Erfahrungen weiß ich, es braucht eine Quote. Deshalb habe ich intensiv darüber nachgedacht, ob es vielleicht naiv sei, dagegen zu stimmen. Letztendlich bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass eine Frauenquote demotiviert. Sie ist kein Anreiz für Frauen. Wir Frauen machen uns kleiner als wir sind, wenn wir sagen, dass es eine Quote braucht. Ich will mich nicht verzwergen, ich bin davon überzeugt, dass wir Frauen es auch ohne Quote schaffen können…“ Bravo, Frau Winter!
Frauen müssen in die Offensive gehen
Natürlich dauert es, sich von veralteten Denkweisen und Traditionen zu lösen. Aber gute Beispiele von Frauen, die sich engagieren, gibt es genug. Beim Thema Umwelt haben wir Greta Thunberg und Luisa Neubauer, die sich weltweit für eine bessere Klimapolitik einsetzen. Und in den USA ist Kamala Harris zur Vize Präsidentin ernannt worden. In Deutschland haben wir seit 15 Jahren eine Kanzlerin. Jacinde Ardern hat in Neuseeland gerade ihre eine zweite Amtszeit angetreten und in Österreich ist die Hälfte der Regierung weiblich!
Ich höre schon den Einwurf: „Das sind Ausnahmen“. Aber sind sie das wirklich – oder sind das Beispiele von Frauen, denen es wirklich wichtig ist mitzumischen?
Wie sagt die Schriftstellerin Sibylle Berg in einem Interview über die Gleichstellung von Frauen: „Die Umwelt zu retten oder das Leben für alle angenehm zu machen, das steht ja auch in keinem Vertrag, dieses Recht auf ein angenehmes Leben.“ Obwohl ich kein ausgesprochener Fan von Frau Berg bin, gebe ich ihr in diesem Punkt recht. Wenn wir Frauen etwas wollen, dann müssen wir uns engagieren und dafür ringen.
Jammern hilft nicht – wir müssen umdenken!
Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich viele CEOs und Managerinnen kennengelernt. Meine Schwägerin war die erste Ministerin in den Vereinigten Arabischen Emiraten, ein Vorbild, das schnell Nachahmung erfahren hat. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben heute neun von 32 Ministerposten mit Frauen besetzt. Weibliche Rollenvorbilder sind wichtig!
Heutzutage sind auch viele Männer bereit umzudenken. Schon 1990 hat meine Kundin und Freundin Kate Isler ihre Familie von Seattle nach Dubai übersiedelt, um bei Microsoft eine Managerposition einzunehmen. Ihr Mann war schon damals Hausmann. Während sie morgens zur Arbeit fuhr, war ihr Ehemann mit Haushalt und den Schulfahrten der drei Söhne beschäftigt.
Und doch höre ich immer noch von hoch-qualifizierten Frauen, die sich scheuen, einen Job, eine Professur oder die Leitung einer Klinik anzunehmen, weil sie glauben nicht gut genug zu sein. Da liegt der Hase im Pfeffer. Solange Frauen denken: „Das schaffe ich nicht“, werden auch Quoten nichts ändern. Wir brauchen Frauen mit Mut und Zuversicht.
Gleichstellung in Europa
In Deutschland geht das Umdenken offensichtlich nur schleppend voran. Der Gleichstellungsindex 2019 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen zeigt es deutlich. Der Indexwert für die gesamte EU stieg von 66,2 von 100 Punkten im Jahr 2015 auf 67,4 Punkte im Jahr 2019. Schweden erreicht mit 83,6 den höchsten Indexwert aller Länder. Griechenland liegt mit 51,2 Punkten auf dem letzten Platz. Deutschland liegt mit 66,9 Punkten ebenfalls unter dem Durchschnitt.
Frauen, unterstützt einander!
Was mich hoffen lässt, sind die kleinen Schritte. Frauen, die sich kommunalpolitisch engagieren. So gewann Sibylle Keupen in Aachen die Bürgermeisterwahl, wir hatten darüber berichtet. Massiv unterstützt wurde sie dabei von Sirit Cöppicus, einer unserer Gastautorinnen.
Von Heike Lachnit, einer weiteren Gastautorin, erfahre ich, dass das frauenpolitische Netzwerk vor der Kommunalwahl 2021 in Hessen interessierte Frauen ansprechen will, sich in ihrer Kommune für das Gemeinwohl der BürgerInnen einzusetzen. Mit einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Engagiert vor Ort“ sollen Frauen angesprochen werden, sich kommunalpolitisch zu engagieren, sich mit anderen Frauen zu vernetzen und sich persönlich weiterzubilden.
Und auch in meiner Heimatstadt sehe ich viel Positives. Dort unterstütze ich die Demokratische Bürgerliste Lich, eine Wählergruppe, die sich mit ihrem Frauenanteil deutlich von anderen Fraktionen und Wählergruppen absetzt.
Wer noch mehr Positives und zum Umdenken anregende Beiträge lesen möchte, dem empfehle ich die folgenden Links:
Mädels, das Weltall gehört Euch!
Mentoring – Erfahrung sinnvoll weitergeben
Männer und Frauen: Hört auf mit dem Gegeneinander!
Ich gründe und bin eigentlich ‘ne Schissbuxe