Leute, Geld regiert NICHT die Welt!
Haste was, biste was! Ohne Moos nix los. Und: Geld macht zwar nicht glücklich – aber es beruhigt. Du kennst ja diese Sprüche. Ich bin neugierig, was es mit dem lieben Geld auf sich hat. Warum es das Lebensglück vieler so sehr steuert. Will genauer verstehen, was Euronen mit Glück, Ethik und Macht zu tun haben. Die Geldbeziehungs-Expertin Nicole Rupp meint: Am Geld zeigt sich unser Selbstwert!
Geld sei ein Spiegel zu sich selbst, so die Münchnerin. Aha, denke ich. Die Reichen halten also viel von sich, die Armen wenig? Und – um den Terminus Erfolg zunächst monetär zu betrachten – dann haben die, die nix haben, doppelt versagt? Also alles hausgemacht, wie gut das Leben es mit mir meint? Im Grunde sei das richtig, meint Nicole:
„Geld zeigt messbar, wie wir wirklich sind und handeln – jenseits schöner Worte und vorhandener Erkenntnisse.“
Allerdings überhole sich die Einstellung „erfolgreich sind die, die viel Geld angehäuft haben“ inzwischen. Das sei alte Denke aus Wirtschaftswunderzeiten. Die heutige Generation verbindet mit Erfolg zunehmend auch persönliche Erfüllung; sie definiert Erfolg eher individuell und weicht von Allgemeinplätzen ab.
Gierig und geizig sind die Ängstlichen
Nicole Rupp hat mehrere Bücher geschrieben und befasst sich seit rund 15 Jahren mit dem Thema Geld und Beziehungen. Ihrer Erfahrung nach sind Gier und Geiz von Angst getrieben. Menschen müssten aufrichtig in die Selbstreflexion gehen und feststellen, welchen echten Mangel sie durch Gier und Geiz unbewusst kompensieren.
Denn alle haben eine Beziehung zu Geld und verbinden damit Gefühle und Gedanken. Sicherheit, Freiheit oder Macht – all das projizieren wir ins Geld.
Eine Erbschaft oder eine Scheidung sind da typische Beispiele: Kampf und Streit beginnen auf beiden Minenfeldern vor allem aus Angst vor Verlust – von Macht, Geld, Kindern oder Wohlstand bspw.
„Angst verstärkt nur das befürchtete Ergebnis“, weiß Nicole. Und aus lauter Angst vor dem nächsten Streit steige der Druck, so dass noch heftiger gestritten werde. Leider ein oft beobachteter Kreislauf, den sie in ihren Beratungen beobachten musste. Eine gute Beziehung zu Geld entwickelt sich daher aus innerer Sicherheit, Vertrauen und Wertschätzung. Mit einer klaren Haltung und Beziehung zum Geld sei man nicht so angreifbar.
Nicole entwickelt mit Ratsuchenden daher deren Werte und übt mit ihnen, diese ausdrücklich zu formulieren. Klingt so banal. Aber Schamgefühle oder Angst sowie die Motive dafür zu erkennen und zu überwinden, das geht ans Eingemachte. Erst im zweiten Schritt wird Geld konkret zum Thema. Das kann sich bspw. in Preiskalkulationen für Selbständige, Gehaltsverhandlungen, einem Ehe- oder Erbschaftsvertrag sowie dem Bestimmen von Lebenszielen ausdrücken. Und in erfolgreicheren Verhandlungen, denn am Ende gewinnt die Souveränität und die Ohnmacht nimmt in solchen Situationen ab. Soweit ihre Erfahrungen.
Wir sind machtvoll. Jeden Tag!
Alle paar Jahre geben wir offiziell bei Bundestagswahlen unsere Stimme ab, um Einfluss zu nehmen. Dabei wählen wir täglich. Mehrfach! Nichts anderes sei es, so Nicole, wenn wir entscheiden, wofür wir unser Geld ausgeben!
Wir schleppen unser Geld in seelenlose Konzerne, deren Geldvorräte längst überquellen und entziehen es damit dem regionalen Kreislauf.
H&M, Amazon & Co. statt Einzelhändler vor Ort. Nun argumentieren viele ja so, dass sie es sich nicht leisten können. „Das ist für mich eine der größten Selbstlügen“, betont Nicole. Ja klar, nicht immer und nicht sofort könne man sich alles „in teuer“ leisten und damit seinem Anspruch an Nachhaltigkeit etwas genüge tun.
Doch wir können beginnen, bewusster zu kaufen und zu konsumieren. Weniger und das in besserer Qualität und mit besserer Entlohnung für Andere. Denn dann entsteht unweigerlich ein Kreislauf! Wir begreifen uns auch als wertvoller und verkaufen „uns“ oder unsere Dienstleistungen nicht mehr unter Wert. Wir nehmen Einfluss auf Unternehmensentwicklungen. Und schieben Verantwortung nicht auf Andere, während wir uns im Gefühl der Ohnmacht suhlen. Die womöglich sowieso nur unser Handeln legitimiert.
Geld ist nur ein Tauschmittel, das wir täglich in Händen halten. Mit riesengroßer Wirkung!
Immer noch sind wir in Deutschland vergleichsweise verklemmt, was den Umgang mit Geld angeht, behauptet Nicole. Geht es euch auch so? Darüber spricht man nicht. Schulden sind peinlich etc. Ihr kennt vermutlich auch diese Sprüche.
Mehr Transparenz für unser aller Wohl
Nun will ich den entspannten Umgang der Amerikaner mit Geld nicht für gut heißen (ich polarisiere nur, wo es nicht nur sie hinführte, wissen wir ja alle). Allerdings, so auch Nicole, täte uns Transparenz gut und „weniger Schamgefühl“! Mehr Transparenz mache den individuellen Wert von Leistung deutlicher z. B. von Gehältern, Honoraren oder Tantiemen teuerst bezahlter Manager. Nicht nur eine Dumping-Mentalität würde damit untergraben.
Persönlich bin ich ja ein Fan der sogenannten Gemeinwohl-Ökonomie (da kommen meine volkswirtschaftlichen „Wurzeln“ durch). Christian Felber, Mitinitiator der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung und Autor hoch angesehener Bücher dazu, begründet sein Engagement so:
„Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld ist zum Selbst-Zweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle.“
Und schlägt damit im Grunde in dieselbe Kerbe wie Nicole Rupp. Sie bricht die Thematik konsequent runter – auf individuelle Lebenskonzepte und Persönlichkeitsentwicklung. Letztere, darüber sind wir uns sicher einig, ist der Weg hin zu einem guten Leben.
Für mich sind beide ohfamoose Vordenker, deren Ansichten und Schaffen uns im Mark treffen. Vermutlich deshalb sind es Einige, die anerkennend applaudieren. Und viele Andere, die noch etwas Zeit brauchen sich diesen Fragen zu stellen.
Für Gerne-Weiter-Leser:
„Haben kommt von Sein“, Nicole Rupp (vergriffen, aber man kann ja nach gebrauchten Büchern schauen)
Und ihr jüngstes Werk: „Fastenheilkur zur finanziellen Freiheit – Ein Rezept für ein glückliches Leben mit Geld“
Und zum Schauen: Christian Felber in http://www.youtube.com/watch?v=xj14G3gvNTI&sns=em
Fotos: unsplash und privat