Hey, ich bin was wert!
Welcher junge Bewerber hat die besseren Chancen: der mit Einskomma-Zeugnis oder der mit dreien und einer vier im Abgangszeugnis? Und wer von beiden „ist mehr wert“? Fühlt sich wertvoller? Alexander Böhle, Berufsschullehrer in Dortmund, beschert Arbeitgebern Nachwuchskräfte, die viel mehr können, als gute Noten abliefern. Er meint: Persönlichkeit zählt mehr als Bestnoten und hat eine ohfamoose Stärken-Methode entwickelt, die „Schule machen wird“!
Als Lehrer möchte Alexander das Erlernen von Werten und Menschlichkeit als DIE wichtigste Aufgabe in Schulen bewerben. Er beschreibt die Initialzündung für die Entwicklung seines sogenannten Wertschätzenden Persönlichkeitsbildes (kurz: WePebi) so: „Eine Schülerin mit Bestnoten zeigte eine schwache Sozialkompetenz. Ein mittelmäßiger Schüler war stets engagiert, initiativ und hilfsbereit. Da wurde mir klar: Wir müssen für unsere SchülerInnen der Persönlichkeitsentwicklung einen noch viel höheren Stellenwert einräumen! Die Basis dafür müssen gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung sein.“
Inspiriert durch die Arbeit von Bodo Janssen (einer der erfolgreichsten Arbeitgeber Deutschlands) tüftelt er gemeinsam mit engagierten Kollegen am WePebi. Für Jugendliche und Auszubildende orientieren sie sich dabei am Kompetenztableau der Arbeitswelt, das die Erwartungen der Wirtschaft an ihren Nachwuchs widerspiegelt. Also Stärken aufzeigt, die sie mitbringen sollten. Kurz vor Ende des Schuljahres erhalten sie dann die Möglichkeit, ihre MitschülerInnen (und LehrerInnen) auf diese Art wertzuschätzen. Dabei können die SchülerInnen aber auch aus ihrer Sicht weitere bedeutsame Stärken und positive Eigenschaften ergänzen, die sie den Mitschülern gerne mitteilen möchten. Als Ergebnis bekommen sie ein Dokument, das ihre Stärken deutlich aufzeigt – und zwar über die fachlichen Noten hinaus. Gut 400 junge Erwachsene haben sich bislang daran beteiligt. Freiwillig.
Selbstwertgefühl, Freudentränen, Stolz
„Es geht darum, sich seiner Stärken bewusst zu werden. Und das Feedback nicht nur von LehrerInnen, sondern insbesondere von MitschülerInnen zu bekommen. SchüleriInnen sollen darin geübt werden, bewusst das Positive in ihren Mitmenschen zu entdecken! Es geht auch darum, das Selbstwertgefühl zu steigern“, erzählt mir Alexander. Denn das führe zur Bereitschaft, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Wer weiß, worin er gut ist, erfahre automatisch, wo er sich noch entwickeln könne. Entwicklungs- und Veränderungsbereitschaft sowie Kritikfähigkeit seien schließlich maßgebliche Softskills, die die moderne Arbeitswelt braucht!
Es sei sehr berührend gewesen zu sehen, wie gut es den SchülerInnen tat, etwas Gutes über sich zu lesen. Und Anderen etwas Gutes zu sagen, erzählt Alexander auch. Selbstwertgefühl wird eben durch Wertschätzung aufgebaut und untermauert. Es gab Freudentränen bei einigen. Andere zeigten zuhause sehr stolz ihr Stärken-Dokument. Viele, und das sei überhaupt das Beste, findet Alexander, forderten die Arbeit mit der Methode sogar schon ein.
Ich glaube ihm aufs Wort:
„Ich bin so dankbar für die Resonanz! Mein Berufsziel ist es, über die Förderung von Menschlichkeit die Jugendlichen auch in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Es geht mir darum: Wie kann ich als Lehrer dazu beitragen, dass SchülerInnen ihr Bestmöglichstes aus sich herausholen?! Und zwar weit über das Vermitteln von reinem Fachwissen hinaus!“
Die Arbeitswelt braucht Persönlichkeiten
Als Berufsschullehrer weiß Alexander: Arbeitgeber suchen Persönlichkeiten. Menschen, die sich selbstreflektiert, initiativ, verantwortungsbewusst und kreativ zeigen. Ein Ziffern-Zeugnis junger Berufsschulabsolventen gibt darüber keine Auskunft. Eine Anlage wie das „WePebi“ kann den Dreier-Kandidaten mit Bestnoten in Zuverlässigkeit, Ideenfindung und Hilfsbereitschaft zum begehrten Kandidaten machen.
Alexander Böhle meint, Lehrer tragen eine Mitverantwortung daran, dass SchülerInnen nicht länger ein defizitorientiertes Leistungsbild von sich mitnähmen, wenn sie die Schulen verlassen. So eine Lernkultur sei der Nährboden für Ellenbogenmentalität, Mobbing und Neid und setze sich in den Unternehmen fort. Der Wille zur positiven Veränderung basiere auf gegenseitiger Wertschätzung und dem Aufbau gelingender Beziehungen zueinander.
Appell an Schulen zum Mitmachen
Alexanders Engagement zieht weite Kreise. Er wird die Methode auf dem diesjährigen „Deutschen Ausbildungsleiterkongress„ am 23.11.2018 in Düsseldorf präsentieren. Und in Zusammenarbeit mit einer Dortmunder Grundschule wird er Möglichkeiten entwickeln, wie man das Wertschätzende Persönlichkeitsbild bereits ab Klasse 3 einführen kann. Es ließe sich dann ab diesem frühen Alter jährlich wiederholen und im Laufe der Schulzeit an die Bedarfe und Fähigkeiten der SchülerInnen anpassen. Die Stärkenerhebung und Identifizierung von Entwicklungsbereichen wird natürlich jetzt schon durch Beratungsgespräche abgerundet. Der Einsatz der App menimeter.com präsentiert die Ergebnisse via Smartphone, was dem Zeitgeist entspricht.
Für die nächste Zukunft hofft Alexander, dass er viele Schulen neugierig machen wird. Dass sie die Methode nutzen und man sie gemeinsam perfektionieren wird. „Wenn man das WePebi in der Schullandschaft etabliert, dann entlassen wir viele SchülerInnen mit einem echt guten Gefühl in die Sommerferien. Und wir leisten einen wertvollen Beitrag für eine wertschätzungsorientierte Arbeitswelt.“
Einen sehr sympathischen Alex hatte ich am Telefon, der sich erst auf Nachfrage als enthusiastisch, menschenfreundlich und innovativ beschreibt. Neben Familie und Sport beschäftigt sich der 37jährige super gerne mit den Konzepten deutscher und internationaler Schulpreisträger sowie den besten Arbeitgebern aus der Wirtschaft. „Die Gemeinsamkeit aller Preisträger sowohl aus Schule als auch aus der Wirtschaft liegt darin, dass dort die Menschen und gemeinsam gelebte Werte im Alltag von zentraler Bedeutung sind“, fasst er sein leidenschaftliches Hobby überzeugend zusammen. Und in welch‘ ohfamoosen Projekten der Umtriebige sein Engagement noch zeigt, das kann sich echt sehen lassen:
Er wird mit seinen SchülerInnen ein Videohit aus dem Internet nachdrehen. Dazu hat er eine Kooperation mit der Kinderklinik Dortmund organisiert. Die Schüler sollen so Empathie und Hilfsbereitschaft lernen. Ein Blick ins Originalvideo beschert Gänsehaut!
Außerdem können wir Alexander in diesem Video über die Schulter schauen. Im April planten seine SchülerInnen eine Veranstaltung mit Bodo Janssen; die Ereignisse waren für die jungen Erwachsenen so bewegend!
Text: Cornelia Lütge
Bildquellen: privat sowie dayne-topkin-101955-unsplash (titel)
SENSATIONELL. Damit hat Alexander Böhle eine der zentralsten Fragen überhaupt auf sehr überzeugende Art beantwortet und zwar die Frage „Was haben andere Menschen davon, dass es mich gibt. Weiter so!!! Das Konzept wird Furore machen und sich etablieren.
Herzliche Grüße nach Dortmund
Lieber Karl-Otto Kaiser,
auch wir sind sehr beeindruckt von Alexander sowie seinem Tun. Sie haben das ohfamoos auf den Punkt gebracht. Und das mit dem „Furore machen“, das hoffen wir sehr!
Herzlich grüßt Sie,
Cornelia